Selbst für High-End-Boxen geeignet
HiFi oder High-End? Auf diese durchaus schwammige Frage hatte der RA-1592 eine klare Antwort: Im Verbund mit einer 804 D3 von Bowers & Wilkins offenbarte er eine aussergewöhnlich reife und ausgewogene Spielweise mit exorbitanter Durchhörbarkeit des klanglichen Geschehens. Dabei zeigte er weder Anflüge von Härte, noch neigte er zu Übertreibung: "Nobel, genau richtig" ist das Leitbild, nach dem dieser Vollverstärker Musikkonserven zum Leben erweckt.
Beeindruckend war die Impulstreue im Bass, welche die zierliche britische Standbox – angetrieben vom Rotel – an den Tag legte. Ein Blick auf das Datenblatt des RA-1592 offenbart den Grund: Dessen hoher Dämpfungsfaktor von 600 sorgt dafür, dass die Schwingspulen der Tieftöner exakt den vorgegebenen Impulsen folgen – Gegeninduktionen haben keine Chance, sich gegen den Stromfluss von Seiten des Verstärkers durchzusetzen.
Dabei lohnt es sich, möglichst verlustarme, hochwertige Lautsprecherkabel einzusetzen. So kann man eine 804 D3 (oder andere Standbox) auch wandnah aufstellen, ohne dass man Dröhnen befürchten muss. Dermassen straff, kontrolliert und dennoch druckvoll wird der Tieftonbereich ansonsten fast nur von "ausgewachsenen" Endverstärkern reproduziert.
Das Solospiel von Richard Tognetti bei einem Violinkonzert von Mozart (BIS SACD-1754) hinterliess über die Rotel-/B&W-Kombi den Eindruck sagenhafter Unmittelbarkeit: Direkte musikalische Ansprache ohne Weichzeichnung, aber auch ohne artifizielle Härte. Die Weiträumigkeit und Tiefendimension der Aufnahmeörtlichkeit kamen sehr schön zur Geltung.
Ein Flötenquartett offenbarte wunderbar das zarte, dabei vielfältige Obertonspektrum dieser Blasinstrumente. Cembalo erklang sodann unaufdringlich, perfekt ins Kammerensemble eingebettet – dennoch gut definiert und durchhörbar. Absolut beeindruckend war die Qualität der Stimmenwiedergabe. Sicherlich eine der Tugenden der neuen B&W 800 D3 Series, deren "Continuum"-Membran hier für ein ganz anderes Wiedergabeniveau sorgt, die aber mit dem Rotel RA-1592 einen durchaus adäquaten Spielpartner im Bunde hatte.
Bei "härterem" Musikmaterial wie etwa Chris Jones' Hörtestklassiker "No Sanctuary Here" zeigte der Rotel Standvermögen und schüttelte für das Gehör grenzwertige Pegel mit lässiger Lockerheit aus dem Ärmel. Auch hier beeindruckten der "schnelle" Bass und die unangestrengte Gangart in den Höhen. Gleichzeitig bewies der integrierte D/A-Wandler, dass mit herkömmlichem 16-Bit-Musikmaterial nach wie vor astreines Hörvergnügen möglich ist.