Praxistest
Die Kamera hatten wir mehrere Wochen zur Verfügung und nahmen sie auch auf eine Reise durch Äthiopien mit, wo sie zwei DSLRs und eine Kompaktkamera begleitete. Während für die Testaufnahmen das mitgelieferte 18-55 mm-Standardzoom verwendet wurde, wurde auf der Reise überwiegend das 18-200 mm eingesetzt. Positiv daran gefiel sein grosser Brennweitenbereich und auch das Metallbajonett. Das Standardzoom 18-55 mm wirkt dagegen mit Plastikbajonett und harzig zu montierender Sonnenblende etwas billig.
Im zeitweise sehr sonnigen Äthiopien erwies sich das Fehlen eines optischen oder elektronischen Suchers oft als problematisch. Auch wenn der AMOLED-Bildschirm den LCDs der anderen Kameras etwas überlegen war, so reichte seine Leuchtkraft im gleissenden Sonnenlicht oft nicht aus, um ein deutliches Sucherbild zu zeigen, wie es für die Bildgestaltung nötig wäre. Man musste irgendwie den Bildschirm abschatten und wünschte sich einen optionalen Sucher, oder zumindest einen beweglichen Bildschirm.
Ein Manko im Praxiseinsatz stellte die Akkuleistung dar, denn der Akku hielt keinen Tag durch und erlaubte weniger als Hundert Aufnahmen (RAW und JPEG simultan), obwohl nicht dauernd damit fotografiert wurde oder die Kamera dauern eingeschaltet war. In einem gesonderten Akkutest, für den wir zuhause Tourist spielten und zwei Nachmittage herumknipsten, schaffte der Akku dagegen die versprochene Menge an Bildern. Wir schossen rund 350 JPEG-Fotos ohne Blitzeinsatz.
Störend an der Kamera erwies sich, dass sie nach RAW- und schnellen Serienaufnahmen mit 7 fps durch das lange Speichern blockiert war. Konkret sind während des Wegspeicherns eines RAW-Fotos keine Einstellungen im Menü möglich und es dauert, bis die Aufnahme angezeigt und überprüft werden kann. Immerhin sind derweil aber weitere Auslösungen möglich. Werden dagegen mit 7fps-Serienfeuer im RAW/JPEG kann man nichts anderes tun als Warten. Bis zu 57 Sekunden konnte es bei ein schnelles Speicherkarte dauern, bis alle Bilder gespeichert waren und sich die Kamera wieder benutzen liess.
Langsam ist die Kamera aber auch beim Scharfstellen. Gerade im starken Telebereich des 18-200mm-Objektivs verpasste man manchen Schnappschuss, weil der Autofokus zu lange braucht bzw. die Schärfe nicht auf Anhieb fand.
Die weiter oben erwähnten Mängel bei der Ergonomie störten zwar hin und wieder im Praxiseinsatz, stellten aber keine Beeinträchtigung dar.
Bildqualität
Die Kamera liefert mit ihrer immensen Auflösung detailreiche Bilder. Die RAW-Fotos beanspruchen rund 48 MB pro Bild, bei JPEGs hängt die von der gewählten Qualität ab und dem Motiv ab. In bester Qualität sind die JPEG um 2.5 MB schwer.
Die Bilder sind in der Regel detailreich und knackscharf, wenn die Fokussierung stimmt. In unserem Praxiseinsätzen, die wir häufig mit dem 18-200mm bestritten, verzeichneten wir einen übermässig hohen Ausschussanteil an unscharfen oder nicht optimal scharfen Bildern. Mit dem 18-55 mm fällt der Randbereich jedoch weicher aus. Das 18-200 mm ist bei Testaufnahmen sogar eine Spur schärfer, zeigt jedoch zum Rand hin an kontrastreichen Kanten Farbränder (Farbquerfehler). Beide Objektive verzeichnen in Weitwinkelstellung kissenförmig. Störend ist, das sich der Farbcharakter der Bilder je nach Objektiv leicht ändert. Mit dem 18-55 mm tendieren die Bild zu gelblichgrün, mit 18-200 mm fallen sie neutraler und etwas kühl aus.
Attraktiv an der NX200 ist auch die Schwenkpanaramafunktion, die sogar bei wenig Licht funktioniert. Ihr Einsatz ist problemloser als etwa bei Sony Kameras, auch weil die Schwenkrichtung nicht vorab festgelegt werden muss. Die Ergebnisse sind allerdings nicht immer befriedigend. So zeigen die Bilder oftmals geisterhafte Doppelabbildungen von statischen Motivteilen. (Sich während der Aufnahme durchs Motiv bewegende Menschen und Objekte erscheinen ja technisch bedingt als angeschnittene "Geister".)
Wir hatten von Novoflex für den Praxistest auch einen Adapter für Nikon-Objektive erhalten. Dieser funktionierte mechanisch einwandfrei. Die Kamera lieferte damit allerdings blaustichige Bilder. Erst nachdem der Weissabgleich kurz auf Tageslicht und dann zurück auf den automatischen Weissabgleich verstellt worden war, fielen die Bilder normal aus.
Wie erwähnt, sind die Bilder ausgesprochen scharf und zeigen einen hohen Detailreichtum. Dies gilt jedoch nur bei niedrigen ISO-Werten. Über ISO 400 zeigt sich ein Verlust an Details durch Rauschgegenmassnahmen, wobei dieser bei normaler Darstellungsgrösse von A5 und A4 nicht dramatisch ist. Zur Not lässt sich mit ISO 3200 fotografieren, Bilder mit höheren ISO-Werten lassen sich allenfalls als Kunstwerke nutzen, denn sie wirken wie ein Aquarell. Die mangelnde Available-Light-Fähigkeit trotz des grossen Sensors dürfte wohl eine Folge der hohen Auflösung sein. So zusammen gepfercht, müssen Sensorelemente kleiner sein und sind in der Folge weniger empfindlich.