Hörtest
Equipment & Platzierung
Die eingespielte QR5 hat sich in meinem Hörraum eingelebt und konnte sich eine gute Woche weiter einspielen.
Noch ein paar Worte zum verwendeten In-Akustik-Lautsprecherkabel LS-104 Micro-AIR. Das leichte und geschmeidige Singlewiring-Kupferkabel ist mit Banana-Steckern versehen, die mit hochwertigem Rhodium beschichtet sind. Rhodium hat praktisch null Abnutzung und ist daher langzeittauglich, genau wie die klanglichen Eigenschaften des Kabels. Das mit CHF 475 vernünftig bepreiste Kabel ist luftig, schnell und passt super zu den QR5. Natürlich: Mehr geht immer und ich bin sicher, auch ein LS-204 oder LS-204 XL können an den QR5 zeigen, was sie drauf haben. Ausprobieren ist also angesagt!
QR5-Lautsprecher: Platzierung – ganz wichtig!
Zuerst hatten die Lautsprecher einen Abstand zur Rückwand von 25 cm, was dann in meinem Raum doch etwas wenig war, da der Bass leicht aufdickte. 50 cm Abstand zur Rückwand waren schlussendlich ideal, und dass die QR5 nicht allzu tief gebaut ist, war in meinem Hörraum kein Problem. Auch gewann mit dem grösseren Abstand die Klangbühne mehr Tiefe und damit Plastizität. Da ja bekanntlich jeder Hörraum mit dem jeweiligen Lautsprecher interagiert, empfiehlt es sich hier minutiös und geduldig zu experimentieren.
Bezüglich Einwinkelung der Lautsprecher empfiehlt Audiovector 2 bis 5 Grad, oder alternativ die Lautsprecher parallel zur Rückwand stellen. Ich mag grundsätzlich etwas mehr Einwinkelung, so standen die Lautsprecher in einem Winkel von ca. 5 Grad in meinem Raum.
Das in der Theorie angestrebte perfekte Stereo-Dreieck empfiehlt Audiovector explizit nicht. Es sollte besser ein spitzes Dreieck sein, bei dem die Basisbreite 75 % der Schenkellänge zum Hörplatz beträgt.
Der flache Abstrahlwinkel-Effekt des AMT zeigt, dass sich das optimale Klang-Panorama für den Hörer auf Ohr-Höhe, das heisst in der Sitzposition des Hörers, perfekt ausbreitet. Sobald man aber aufsteht und sich in Richtung der Lautsprecher bewegt, entschwindet das perfekte Oberton-Klangbild. Diesen Effekt kennt man schon von den Flächestrahlern/Elektrostaten. Eine leichte Neigung nach hinten beseitigt bei solchen Klang-Wandlern dieses Manko.
Hörtest 1
Nun, genug der Rede – alles war bereit für einen ersten Soundcheck. Ich begann mit einem reinen Klavierstück aus einem gut aufgenommenen Klavier-Sampler, es war die Interpretation des Stücks «Frozen» von Madonna. Das Erste, was auffiel, war die Leichtigkeit und die Eleganz des Klangbildes. Das Klavier stand fast bildlich im Raum und wurde plastisch im Hörraum abgebildet. Die Bühne war nicht allzu tief, ging aber je nach Aufnahme tendenziell in die Breite – es entstand sozusagen Cinemascope als Klangbild. Die Auflösung war sehr schön, weder harsch noch analytisch. Patricia Barbers Stimme war klar, hatte das richtige Timbre und alle Feinheiten wurden schön natürlich wieder gegeben. Die funky Bassgitarre von Brian Bromberg kam mit dem nötigen Druck und hatte das nötige Tempo.
Das Gesamtklangbild war kohärent, in sich geschlossen und entwickelte das bereits erwähnte, schöne «Breitbild-Panorama». Ein kurzer Wechsel auf Rockmusik oder auf simplen Pop aus den 80er-Jahren zeigte auch auf, dass die QR5 schlechte Aufnahmen gnadenlos abstraft. Als Party-Krachmacher ist die QR5 also weniger geeignet. Dafür sind sie auch fast zu schade. Wie der berühmte 007-Agent ihrer Majestät zieht die «QR-005» den eleganten Smoking dem Arbeits-Overall vor. Sie kann zwar – wenn sie gefordert wird – auch austeilen, mimt aber sonst lieber den eleganten Salonlöwen, was sie auch sehr souverän und wunderbar macht.
Hörtest 2
Nachdem ich den Aavik I-180 durch den Röhrenverstärker Audio Note OTO ersetzt habe, wollte ich wissen, wie sich die QR5 an einem nicht allzu starken Röhrenverstärker im Vergleich zum bärenstarken Aavik-Digitalverstärker machen. Der Vergleich war sehr aufschlussreich. Die Audiovector QR5 klangen am Röhrenverstärker wärmer und organischer, dafür war die Bühne etwas kleiner und eher aus der Mitte heraus. Der Lautsprecher zeigt also den Unterschied der beiden Verstärker-Konzepte akribisch auf.
Mit dem Röhrenverstärker klangen schlechte Aufnahmen akzeptabler, Rock-Aufnahmen sind nun etwas runder und können durchaus bis zu einem gewissen Pegel Spass machen. Im Gegensatz dazu werden mit dem Digitalverstärker schlechte Aufnahmen unter der «AMT-Klanglupe» gnadenlos blossgestellt und nahezu ungeniessbar. Das scheint der Preis für das wahnsinnige Auflösungsvermögen des Magnetosten-Bändchens zu sein!
Die Tiefton-Wiedergabe blieb mit dem Röhrenverstärker schnell und präzise, die QR5 scheint Leistungsmässig genügsam zu sein. Ob es 91 dB sind, oder 89 dB – who cares! Sie marschieren auch mit 9 Class-A-Watt – und das kann man schliesslich nicht von jedem Lautsprecher behaupten. Überhaupt ist es faszinierend, wie diese zwei kleinen 6-Zoll-Bässe (ca. 15 cm) einen solchen knackigen Tiefton-Druck in den Hörraum schieben! Schlussendlich ist es Geschmackssache, welcher Verstärkertechnologie Sie den Vorzug geben: Die QR5 wird mitspielen und Ihnen ungeschönt und ehrlich Rückmeldung geben. Dänen lügen eben nicht!
Fazit
Die eleganten, toll gestylten Standlautsprecher QR5 von Audiovector spielen genauso auf, wie sie aussehen: stilvoll elegant und mit einem Klang mit allen Feinheiten und Nuancen sowie Geschlossenheit. Der QR5-Käufer kriegt einen grossartigen, audiophilen und vielseitigen Lautsprecher für einen mehr als fairen Preis. Die ganze Leidenschaft und langjährige Erfahrung von Audiovector manifestieren sich in diesem tollen Schallwandler. Mads Klifoth und seinem Team gratulieren wir zur Konsequenz und kontinuierlichen Umsetzung seines erfolgreichen Lautsprecher-Konzepts «Made in Denmark». Wir und hoffentlich auch Sie sind bereits jetzt auf unseren geplanten Testbericht über den grossen Bruder Audiovector R3 gespannt. Fortsetzung folgt!