In Action
Der 100-Watt-Vollverstärker von Rotel bringt die B&W 607 dermassen auf Touren, dass man bei einer «Blind Audition» niemals eine Kompaktbox vermuten würde. Die 607 zeichnet sich wie schon die kürzlich getestete 606 durch eine leichte Loudness-Charakteristik aus, dank der man schon bei ziviler Lautstärke eine ansprechende Klangfülle geboten bekommt. Im direkten Vergleich zur grösseren Schwester besitzt die 607 noch einen Schuss mehr Brillanz, und das Klangbild löst sich noch besser von den Boxen. Tatsächlich bekommt man selbst bei paralleler Aufstellung im Regal noch eine breit aufgefächerte Stereoperspektive ohne ortbares «Mittenloch» präsentiert.
Die 607 kann auch richtig laut, selbst Pegel-Attacken in tieferen Basslagen bringen sie nicht so schnell aus dem Konzept. Die Disco-Party zu Hause sollte überhaupt kein Problem sein, zumal der Rotel A11 dabei absolut standfest bleibt. Absolut erstaunlich ist, bis zu welchen Auslenkungen die zierliche 12-cm-Continuum-Membran klaglos mitagiert.
Diese Kombi ist für geschmackvollen Musikgenuss ausgelegt: Akustischer Jazz swingt wunderbar, Schlagzeugbecken kommen ausnehmend definiert. Und auch der Kontrabass zeigt Druck und Konturen bis in tiefe Lagen. Selbst bei grossen Instrumenten wie einem Konzertflügel gibt die B&W 607 nicht klein bei.
«Raumwunder» hiess es dann auch bei der Wiedergabe barocker Vokalwerke. Stimmen erklingen richtiggehend süss, alte Instrumente mit dem genau richtigen Timbre. Das musikalische Geschehen breitet sich wundervoll losgelöst im Hörraum aus.
Der Rotel A11 besitzt keine Digitaleingänge. Immerhin kann man dank eingebauter Bluetooth-Antenne ganz gut Musik direkt ab Handy oder Tablet hören. Bei Unterhaltungsmusik gefiel die Wiedergabe ab AptX-kompatiblem Handy durchaus mit anspringendem, vitalem Sound. Erst bei anspruchsvoller klassischer Musik zeigte sich, dass ein separater CD-Spieler wie der zum A11 passende CD11 von Rotel mit stabilerem Klangbild und besserer Feinzeichnung aufwartet.
Richtig toll klang die Kombi beim Anschluss des Plattenspielers Thorens TD 190-2. Legendäre Aufnahmen aus den 80er-Jahren hat man genauso in Erinnerung, wie sie hier tönen. Schöner Groove, feine runde Höhen und eine durchaus vitale Gangart zeigen, dass die Schallplatte nach wie vor nichts von ihrer nostalgischen Faszination eingebüsst hat. Klar gibt es Vinyldreher und Tonzellen mit noch mehr Transparenz, aber für gut 600 Franken ergänzt der Thorens die B&W-/Rotel-Kombination ideal. Zumal der mit Riemenantrieb und recht schwerem Plattenteller ausgestattete Spieler auch noch mit dem Komfort einer Vollautomatik aufwarten kann.