TESTBERICHT
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Heisser Klangtipp

Neues Kleid: Der Rega Elicit MK5 zeigt ein apartes, durchaus edel wirkendes Erscheinungsbild mit abgesetzter Frontplatte.Neues Kleid: Der Rega Elicit MK5 zeigt ein apartes, durchaus edel wirkendes Erscheinungsbild mit abgesetzter Frontplatte.

Der Elicit MK5 benötigte im Hörtest weder eine lange Einspiel- noch Warmlaufzeit, um klarzumachen, wohin die klangliche Reise geht. Er beeindruckte an einem Paar Spendor A7 auf Anhieb mit seiner ausgeprägten Spielfreude und seiner vitalen Gangart. Die britischen Standlautsprecher wussten gar nicht, wie ihnen geschah – sie wurden vom Landsmann unwiderstehlich zu einer emotional packenden Wiedergabe mit viel «Drive» animiert. «We got Rhythm» war die unmissverständliche Botschaft etwa beim Titel «Day by Day» vom kürzlich erschienen Album «Oscar Peterson – The Best Of The MPS Years». Sein legendäres Trio wird hier von Herb Ellis an der Gitarre unterstützt.

Fantastische Jazz-Aufnahmen aus der ersten Hälfte der 70er-Jahre: Oscar Peterson – «The Best of the MPS Years».Fantastische Jazz-Aufnahmen aus der ersten Hälfte der 70er-Jahre: Oscar Peterson – «The Best of the MPS Years».

Die tollen Aufnahmen gibt es nun in 24 Bit/88,2 kHz remastert, sowie auch als Doppel-LP (in 180 g Vinyl). Letztere hatten wir für diesen Hörtest leider nicht zur Verfügung, aber auch die gestreamte Version ab Qobuz hat es in sich: Toller Swing, enormer Drive und der Eindruck unmittelbarer Livehaftigkeit – das britische Lautsprecher-Verstärker-Trio liess keinen Moment lang die Vermutung aufkommen, die Aufnahmen aus der ersten Hälfte der 70er-Jahre hätten «bloss» historischen Charakter.

Auffällig waren der wunderbar perlende Diskant des Flügels, der druckvolle, tiefreichende Bass und die schönen Klangfarben der Jazz-Gitarre. Die Studio-Aufnahme ist zwar etwas vordergründig abgemischt, die charmante Nahzeichnung gefällt dank authentischem Timbre der Einzelinstrumente jedoch ausnehmend gut. Klar war, dass der Rega-Vollverstärker wesentlich zu dieser tollen Klangvorstellung beitrug.

Vivaldi hat Zeit seines Lebens nie eine «grosse» Messe komponiert. Paul Agnew hat eine solche jedoch aus Einzelwerken kompiliert und mit Les Arts Florissants packend inszeniert.Vivaldi hat Zeit seines Lebens nie eine «grosse» Messe komponiert. Paul Agnew hat eine solche jedoch aus Einzelwerken kompiliert und mit Les Arts Florissants packend inszeniert.

Erfahrungsgemäss wirkt sich so viel Power jedoch nicht nur im dynamischen Grenzbereich vorteilhaft aus. Auch bei geringen und mittleren Leistungsanforderungen (wie sie im Musikalltag vorwiegen) kann sich ein satt dimensioniertes Netzteil positiv in Szene setzen. Es steht einfach mehr Energie zur Verfügung, um elektrische Impulse ansatzlos in Musik umzusetzen. Voraussetzung ist natürlich eine ausgereifte Verstärkerschaltung. Rotel kann tatsächlich auf sehr viel Know-how in der Konstruktion von Verstärkern mit Class-AB zurückgreifen. Man kann sogar behaupten, dass die Firma dieses vergleichsweise stromsparende Verstärkerprinzip über die Jahre stetig optimiert hat. Der Michi X5 ist so gesehen ein Kulminationspunkt in der jahrzehntelangen Vollverstärker-Historie dieses Unternehmens.

Dies untermauert er natürlich auch mit seinen Abmessungen (die reichlich Abstellfläche im Hörraum voraussetzen) und dem satten Gewicht von über 42 kg, welches eine stabile Unterlage erfordert. Der üppige Materialeinsatz beim Michi ist jedoch kein Selbstzweck: Das geöffnete Gerät offenbart einen sehr sauberen, durchdachten Aufbau, bei dem der zur Verfügung stehende Raum gut genutzt wurde. Säuberlich getrennte Endstufenplatinen, DAC- und Vorstufen-Boards hinterlassen optisch einen äusserst servicefreundlichen Aufbau – nicht ganz unerheblich bei einem Gerät, das man gegebenenfalls für Dekaden sein Eigen nennen möchte. Auch punkto thermischer Stabilität ist man auf der sicheren Seite. Genügend Luft zwischen den einzelnen Baugruppen und satt dimensionierte Kühlkörper versprechen reichlich «Coolness», auch bei anhaltendem Lauthören.

Macht überall eine gute Figur: Das Design des Michi X5 wirkt zeitlos ästhetisch.Macht überall eine gute Figur: Das Design des Michi X5 wirkt zeitlos ästhetisch.

Eine farbenprächtige Inszenierung mit viel Sinn für feinste Zwischentöne offenbart auch das hörenswerte Album «The Hibernian Muse» mit barocken Werken von Purcell und Kusser, die eigens für ein irisches Publikum komponiert wurden. Diese tolle Aufnahme vom Label Linn bereitet – über die Spendor A7 und den Rega Elicit MK5 gehört – enorm viel Spass und zeigt, dass vitale und dynamische Wiedergabeeigenschaften und authentische Klangfarben gerade auch bei «klassischer» Musik von entscheidender Bedeutung sind.

Um die Qualität des integrierten DA-Wandlers beurteilen zu können, wurde der famose Teac UD-701N (Test nachzulesen hier) zum Klangvergleich herangezogen. Erwartungsgemäss generierte der wesentlich teurere Stand-alone-DAC noch etwas mehr an räumlicher Transparenz; punkto Timbre und Schönheit des Klangs konnte die im Elicit MK5 integrierte Lösung jedoch erstaunlich gut mithalten. Sie punktete mit ihrem ausgesprochen harmonischen «analogen» Charakter.

Zeitlos aktuelles Blues-Rock-Album neu gemastert: «Strong Persuader» von Robert Cray.Zeitlos aktuelles Blues-Rock-Album neu gemastert: «Strong Persuader» von Robert Cray.

Dies wurde zu guter Letzt auch im (immer wieder spannenden) Vergleich analog zu digital deutlich: Das Album «Strong Persuader» von Robert Cray (aus dem Jahr 1986) gehört auf Vinyl zu den All-Time-Favorites des Autors. Nun wurde es remastert und wird auch in 24 Bit/192 kHz zum Streamen angeboten. Wie so oft bringen remasterte Aufnahmen zwar ein Mehr an Auflösung und Details. Die Frage ist jedoch, ob das dem «Original»-Charakter eines Albums noch gerecht wird. Die HiRes-Version zeigte über den Teac gehört zwar eine fantastische Durchhörbarkeit, die akzentuierte Hochtonzeichnung der Neuabmischung wirkte aber etwas aufdringlich und verlieh der Wiedergabe fast schon einen artifiziellen Beigeschmack.

In der Vinyl-Version über den Phono-Eingang des Elicit MK5 gehört, war die Welt wieder in Ordnung. Genau so soll diese Aufnahme tönen: viel Drive, wunderbare Klangfarben und eine emotional packende Gangart, die unter die Haut geht. Blieb noch die bange Frage zu beantworten, ob der Rega über den Digitaleingang dem Originalklang näher kommen würde. Und tatsächlich: Der besondere «Groove», den «Strong Persuader» von Robert Cray auszeichnet, kam über den Elicit MK5 in der remasterten Version fast genauso authentisch rüber wie beim Anhören der Schallplatte. Zwar durchaus eindringlich und rhythmisch treibend, aber immer mit einem angenehm «analogen» Beigeschmack. Da hatten die Rega-Leute wieder einmal ein goldenes Händchen bei der Klangabstimmung.

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