Hörtest und Fazit
Das Testgerät durfte gegen den bereits hier getestet Auralic Altair G1 zum Vergleichstest antreten. Preislich ist der Altair G1 mit CHF 2300 etwas über dem ADI-2 mit Streamer/Kabel-Set angesiedelt. In meinem Setup versorgt ein relativ preiswerter Streamer via ein hochwertiges Digital-Koaxkabel den RME ADI-2 DAC FS mit dem Digitalsignal aus dem Bonn N8 Audio Switch.
RME und Auralic sind zwar im punkto Ausstattung und Philosophie in unterschiedlichen Welten zu Hause, aber klanglich schlussendlich dann doch sehr nahe. Der RME schien noch etwas höher aufzulösen, die Gitarrensaiten schienen noch etwas mehr zu flirren und das Saxofon von Candy Dulfer noch etwas heiserer zu röhren. Der Auralic schien dafür etwas geerdeter, tonal leicht dunkler als der ADI-2. Mit dem Auralic Altair G1 kam Marcus Millers Bass mit etwas mehr Schwärze rüber, die Bässe waren generell vielleicht etwas satter und druckvoller.
Der klanglich «hellere» ADI-2 könnte also eine eher dunkel timbrierte Anlage durchaus belebend aufhellen, während er eine bereits helle Anlage dann auf die über-analytische Seite kippen lassen könnte. Mit dem eingebauten DSP kann der Besitzer hier natürlich korrigierend eingreifen. Wir beliessen es beim Vergleich bei der unkorrigierten, neutralen Einstellung.
Erstens war das klangliche Niveau der beiden DACs grundsätzlich sehr hoch, beide verdienen absolut das Prädikat «High End». Zweitens waren die klanglichen Unterschiede eher Nuancen und darum letztendlich Geschmackssache. Beide DACs gehören eindeutig der modernen, hochauflösenden Digital/Analog-Wandlerklasse an und bedienen nicht das Klangideal der NOS/Vintage-DAC-Fraktion.
Hörtest Kopfhörerausgang
Einleitend muss nochmals betont werden, dass die Einstellmöglichkeiten des RME ADI-2 DAC FS auch für die beiden Kopfhörerausgänge schier unendlich sind. Jeder Ausgang kann komplett individuell konfiguriert werden. Und wenn RME Audio komplett meint, dann kommt man sich fast vor wie an einem audiophilen All-inclusive-Buffet, wo man nicht weiss, was man wählen soll und sich vor lauter Auswahl dann nicht entscheiden kann. Spannend sind natürlich unter anderem der Equalizer inklusive DSP-Funktionen oder Crossfeed für die Kopfhörer.
Da der RME ADI-2 für viele Kopfhörertester als Referenz-Kopfhörerverstärker verwendet wird, waren meine Erwartungen hoch. Doch der DAC enttäuschte mich überhaupt nicht! Die Musik kam aus dem Nichts, kein Rauschen, nichts – es war so ruhig, dass man kurz dachte, dass etwas kaputt sei, bis dann der erste Ton aus dem Nichts ertönt. Der sachliche Studiotechniker drückt das in Zahlen mit «Minus 124 dBu» aus.
Das Gesamtklangbild ist breitbandig, ausgewogen – vielleicht eher auf der hellen Seite, ohne aber ins Analytische zu kippen. Mein aktueller Kopfhörer-Testkandidat, der Focal Clear MG, sowie ein Sennheiser In-Ear-Kopfhörer zeigten übrigens beide dasselbe Klangbild. Auch treibt das RME-Kopfhörer-Verstärkerteil von nieder- bis hochohmigen Kopfhörern praktisch alles an. Die Ausgangsstufe ist so kräftig, dass sie – intelligent, wie sie programmiert wurde – beim Einstecken den Start-Pegel immer senkt und dann nach einer Verzögerung hochfährt. Der RME ADI-2 DAC FS warnt auch vor zu hohen Pegeln und regelt runter, was gut ist für die Kopfhörer.
Was im Vergleich mit anderen Kopfhörerverstärkern aufgefallen ist, war der immense Punch, mit dem die Musik aus dem RME geradezu sprudelt. Er wirkt wie auf Doping: dynamisch, schnell. «Extreme Power Design» heisst das bei RME Audio übrigens. Ich als Auflösungsfan wurde auch bedient, aber «Energie» ist die Haupt-Charakteristika dieses Geräts. Bass-Liebhaber können ja mit dem Equalizer oder der Loudness-Funktion ihr Sound-Menu noch etwas aufpeppen.
Fazit
Mit dem RME ADI-2 DAC FS hat die deutsche Firma RME Audio ein wirklich heisses Eisen in das Digital/Analog-Wandler-Rennen geschickt. Die komplette Ausstattung lässt kaum Wünsche offen. Mit dem DSP-Tool an Bord kann der Besitzer Unzulänglichkeiten seines Hörraum ausbügeln oder seinen Wunschsound mit der Loudness-Funktion herbeitunen.
Ebenso werden die Kopfhörerbesitzer sogar mit zwei klanglich sehr hochwertigen Ausgängen bedient. Und das «Extreme Power Design» von RME Audio hält, was versprochen wird. Die kräftige Ausgangsstufe treibt sowohl Aktivboxen oder Endstufen an und in Verbindung mit der fernbedienbaren Lautstärkeregelung kann mit dem ADI-2 DAC FS eine sehr puristische High-End-Anlage aufgebaut werden. Klanglich lässt das Gerät auch nichts anbrennen und spielt auf Augenhöhe mit seinen Artgenossen, wenn nicht sogar noch etwas darüber. Das «German-Engineering» von RME Audio hat alles richtig gemacht!