Hörsession bei Müller + Spring in Brugg
Die Epikore 11 wiegt 75 kg pro Stück, ist also nicht unbedingt ein Lautsprecher, den man für einen Hörtest so einfach zu sich nach Hause bekommt. avguide.ch nahm deshalb gerne die Einladung zu einer Hörsitzung nach Brugg zu Müller + Spring an und bedankt sich dafür ganz herzlich bei Stefano Müller, der die neuen Edellautsprecher aus Dänemark im geschäftseigenen Hörraum vor unserem Besuch bereits ausgiebig hatte einlaufen lassen.
Bei Müller + Spring findet sich das «Who's who» der führenden High-End- und HiFi-Marken. Und tatsächlich hatte Stefano Müller nur das Beste vom Besten als Spielpartner für die Epikore 11 ausgesucht. Angefangen mit dem Vorverstärker A-2900 und den Class-A-Monoblöcken A-300 von Accuphase über einen Aurender A20 als Musikquelle bis hin zu exklusiver Verkabelung von Inakustik (Air) und XLR-Strippen von Audioquest.
Dergestalt bestens versorgt, durften die Epikore 11 zeigen, was sie maximal draufhaben. Und sie enttäuschten nicht! Zunächst hörten wir akustischen Jazz und waren begeistert von dem enormen Druck, den die Lautsprecher schon bei kleiner Lautstärke an den Tag legen. Die Qualität im Tieftonbereich ist absolut beeindruckend. So mühelos bis in tiefste Lagen und perfekt konturiert wird Jazz-Kontrabass nur von wenigen Ausnahmeschallwandlern wiedergegeben. Ebenso grandios, wie der Flügel (ab der Aufnahme «Contra la indecisión» vom Bobo Stenson Trio) durch die Epikore inszeniert wird. Die Grenzen zum Aufnahmeraum werden scheinbar mühelos überschritten.
Als Nächstes stand sakrale Vokalmusik auf dem Programm («Magnificat», DSD-Aufnahme vom Label 2L). Die Stimmen erklingen über die Epikore eindringlich (jedoch nie aufdringlich) und gehen emotional unter die Haut. Die ausgeprägte Räumlichkeit der Kirchenakustik erscheint authentisch im Hörraum. Die Transparenz und Livehaftigkeit des Musikgeschehens sind auch hier verblüffend. Bei dieser Musik wird deutlich, dass die Epikore 11 ein enormes Mass an Feinzeichnung an den Tag legt – dies jedoch ohne jegliche Akzentuierung in irgendeinem Frequenzbereich. So sind die Höhen bestens in das tonale Gesamtbild integriert und stechen in keiner Weise heraus. Trotz 4-Wege-Arbeitsprinzip klingt die dänische Edelbox ausgesprochen homogen, buchstäblich wie aus einem Guss.
Opulente Klangwelten eröffnet der Musiktitel «Relax» vom Album «Echoes – ancient & modern» von Trevor Horn. Dieses ist ein audiophiler Geheimtipp (in 24 Bit/192 kHz), der über die Epikore inszeniert fast schon bombastische Dimensionen im Hörraum entfaltet. Die Stimme von Toyah Willcox und das typische Gitarrenspiel von Robert Fripp werden von einem satten Klangteppich untermalt. Die Epikore 11 inszeniert das Ganze farbenreich, dynamisch und geschmackvoll und macht einmal mehr deutlich, dass High-End-Audio der Topklasse auch Popmusik in einer ganz anderen Dimension zugänglich macht.
Interessant dabei: Die Epikore gibt dieses Stück in jeder gewünschten Lautstärke wieder, ohne dass sich an der Qualität der Darbietung etwas ändern würde. Man kann sehr leise hören, ohne dass der Hörspass verloren geht. Andererseits auch sehr laut, ohne dass Kompressionseffekte oder tonale Härten hörbar würden. Bei dieser Musikart zeigt sich auch, was das aufwändig gefertigte und innenversteifte Gehäuse der Epikore 11 leistet: Legt man (selbst bei abartigem Pegel) die Hand auf eine der Gehäuseflächen, nimmt man nur eines wahr: Ruhe im Sturm.
Die dänischen Toplautsprecher haben ein besonderes Faible für die intimen Momente des Musikerlebens. So etwa beim Titel «Liberty» von Anette Asvik: Das gleichnamige Album ist zwar schon etwas älter, erklingt über die Epikore 11 aber in fantastischer Unmittelbarkeit und räumlicher Nähe zu den Gesangsstimmen und zur sparsamen Instrumentierung. Hier zeigt sich exemplarisch, dass der neue Mitteltöner höchste Qualität aufweist und die Epikore zum «Stimmenwunder» werden lässt. Gute Studioaufnahmen werden nahtlos in den Hörraum transferiert. Chapeau!
Fazit
Die Epikore 11 gehört ganz klar in die Kategorie «Anschaffung fürs Leben». Unser – leider allzu kurzer Hörtest konnte natürlich nur ansatzweise ausloten, was dieser Ausnahmelautsprecher alles draufhat. Aber eins ist sicher: Er gehört zu den allerbesten Schallwandlern, die zurzeit auf dem Markt sind. So gesehen – und auch angesichts der aufwändigen Konstruktion sowie rundum perfekten Verarbeitung – geht auch der hohe Preis in Ordnung. Dass die Epikore 11 für die allermeisten Musikliebhaber unerschwinglich bleiben wird, mag traurig stimmen.
Wer die Gelegenheit hat, sie einmal probezuhören, sollte dies unbedingt wahrnehmen. Wenn man sie dann noch in Kombination mit edelster Elektronik erleben darf wie bei Müller + Spring in Brugg, so kann man wenigstens für kurze Zeit ins audiophile Paradies eintauchen. Die gute Nachricht ist, dass in der Epikore-Reihe auch noch kleinere Modelle zu erwarten sind. Ausserdem kann man mit Fug und Recht davon ausgehen, dass das von Dali bei der Entwicklung der Kore und Epikore gewonnene Know-how via Technologietransfer mittelfristig auch in preisgünstigere Preisklassen gelangen wird.