Perfekter Spielpartner für Toplautsprecher
Wie klingt denn ein Endverstärker der Topklasse? Lapidare Antwort: Eigentlich gar nicht. Vielmehr soll er Edellautsprecher so zum Klingen bringen, dass diese ihr Potenzial voll ausschöpfen. Die Frage nach dem «Eigenklang» von Elektronik stellt sich so gesehen gar nicht. Vielmehr diejenige, ob der Burmester 216 eine Partnerschaft fürs Leben mit ausgewählten Traumlautsprechern eingehen könnte.
Dieser Devise folgend hörten wir den 216er ausgiebig im Zusammenspiel mit drei verschiedenen Lautsprechern der Spitzenklasse und konnten so fundierte Eindrücke gewinnen, welches Level an Musikgenuss heutzutage möglich ist. Den Anfang machte eine Hörsession mit den Magnepan 30.7. Das Topmodell des amerikanischen Herstellers zeigt sehr schön auf, mit welcher Ansprache und welchem Mass an Impulstreue ein Verstärker aufwartet. Als Quelle in diesem Hörtest diente der Streamer/Vorverstärker P1 von Lumin (Preis: 8990).
Schon die ersten Höreindrücke zeigten die Einzigartigkeit dieses Ausnahmeschallwandlers: Die besondere Schallausbreitung des Flächenstrahlers generiert eine imposante und spannende Musikwiedergabe – jederzeit souverän und ohne jeglichen Anflug von Hektik. So emotional packend, geradezu anrührend klingt wohl kein herkömmlicher Lautsprecher. Die Kombi Lumin/Burmester/Magnepan kreierte ein völlig schwereloses Musikerleben mit überragender Tonalität und Natürlichkeit der Klangfarben.
Die Basswiedergabe wirkt konturiert und bis in tiefe Lagen druckvoll. Monumentale Instrumente wie ein Flügel oder gar eine Kirchenorgel werden absolut grossartig in Szene gesetzt. Magnepan-Lautsprecher hatten immer schon ein besonderes Faible für akustischen Jazz. Was der Burmester hier bei guten Aufnahmen aus den 30.7 herausholte, war absolut beeindruckend. Der Zuhörer hängt wie gebannt mittendrin im musikalischen Geschehen. Distanziertes Musikhören ist unmöglich. Erster Eindruck: Der Burmester 216 holte den Zuhörer mitten in die Musik hinein. Widerstand zwecklos.
Für die zweite Hörsession durfte ein Paar 802 D4 von Bowers & Wilkins (Paarpreis CHF 28'000) zeigen, welches Mass an Durchhörbarkeit und räumlicher Transparenz der Burmester 216 möglich macht. Das Piano auf dem sensationell aufgenommen Track «Beautiful Life» aus dem Album «Temptation» von Chantal Chamberland ertönte glasklar und – obwohl gar nicht laut gespielt – verblüffend dynamisch. Das Stimmentimbre wirkte wunderbar natürlich, das Schlagzeug unaufdringlich und dennoch sehr präsent. Man hat als Zuhörer das Gefühl, bei der Aufnahme live dabei zu sein.
Die Kombination von 802 D4 und Burmester 216 agiert im positiven Sinne analytisch – einfach, weil nicht das kleinste Detail einer guten HiRes-Aufnahme verloren geht. Die Durchhörbarkeit ist schlicht atemberaubend. Ihre hervorragenden Monitor-Qualitäten zeigte die Kombi auch beim Titel «Angel» von Sarah McLachlans Album «Surfacing»: Maximale Durchhörbarkeit und ungetrübter, glockenreiner Klang machen die Vorteile von HiRes-Aufnahmen so deutlich wie sonst fast nie.
Bei aller Transparenz bleibt die Klangbalance dennoch stets gewahrt. So erklingen die Streicher auf Karl Jenkins «Palladio» nicht übertrieben hell, sondern in der genau richtigen Mischung aus hart und süffig. Obwohl in 16-Bit/44,1-kHz gestreamt, tönt diese Aufnahme am besten definiert und richtig gut. HiRes bildet also keineswegs eine Voraussetzung für den Musikgenuss über diese High-End-Anlage. Auch Oldies wie Ulla Meineckes «Tänzerin im Sturm» machen enorm viel Spass. Über eine solche Performance hätte man sich Mitte der 90er-Jahre (als die Aufnahme auf den Markt kam) die Augen gerieben – ebenso wie beim legendären, hervorragend produzierten Album «Book of Roses» von Andreas Vollenweider.
Die Tieftonwiedergabe der 802 D4 von Bowers & Wilkins erscheint – vom Burmester 216 angetrieben – aussergewöhnlich luftig und staubtrocken. Auch tiefste Register werden mühelos wiedergegeben. Dank der enormen Kontrolle vonseiten der Endstufe können diese Standboxen problemlos auch wandnah aufgestellt werden. Aufgeblähte Bässe sind nicht zu befürchten. Die Kombi beeindruckt hier bei elektronisch generierter Musik mit ultratiefen Synthesizer-Bässen genauso wie bei akustischem Jazz mit gezupftem Kontrabass.
Die grosse Offenbarung zeigte sich schlussendlich bei der Wiedergabe von HiRes-Titeln in DXD-Masterqualität (24-Bit/352-kHz). So etwa bei den in Kirchen gemachten Aufnahmen des Labels 2L. Deren ultimative Transparenz – beispielsweise beim «Magnificat» der Trondheimer Solisten – kommt über die Kombination Burmester/Bower & Wilkins so sehr zum Tragen, dass man sich als Zuhörer unweigerlich über Raum und Zeit hinweg in die Nidaro-Kathedrale in Trondheim versetzt fühlt.
Die Technik tritt bei der Wiedergabe vollständig in den Hintergrund. Ein grösseres Kompliment kann man einer Anlage kaum machen. Aber Vorsicht: Ein solches Musikerlebnis hat einen hohen Suchtfaktor! Jedenfalls ist für den Autor klar, dass die Kombi aus Burmester 216 und Bowers & Wilkins 802 D4 mühelos Referenzqualität bei der Musikwiedergabe erreicht. Schwer vorstellbar, dass es noch besser geht. Wobei: Von Burmester gibt es ja noch den neuen Endverstärker 218 aus der Reference line und von Bowers & Wilkins die 800 D4. Wer jedoch die Preise vergleicht, wird schnell feststellen, dass diese in einer anderen Liga angesiedelt sind.
Ein ganz anderes (aber genauso geschmackvolles) Ergebnis zeigte zu guter Letzt eine Hörsession der Burmester 216 im Zusammenspiel mit den hauseigenen Lautsprechern B28 (Paarpreis CHF 15'840). Diese mit AMT-Hochtönern bestücken Standlautsprecher agieren im Hochtonbereich etwas entspannter als vergleichbare Lautsprecher aus der Serie 800 D4 von Bowers & Wilkins, dennoch sehr detailliert und aussergewöhnlich feinzeichnend. Die konturierte und tief reichende Basswiedergabe schöpft aus dem Vollen und verleiht jedweder Art von akustischer Musik ein tolles Fundament. Das Klangfarbenambiente lädt zum Schwelgen ein; die grossartige, weiträumige Klangbühne lässt gute Opernaufnahmen zum Hochgenuss werden. Letztlich ist es Geschmacksache, welchem Klangcharakter man den Vorzug gibt. Der Burmester 216 verleiht diesem so oder so den entscheidenden Glanz.
Fazit
Der neue 216 von Burmester setzt weniger auf Technik als Selbstzweck als vielmehr auf kompromissloses Zusammenspiel mit jedwedem Lautsprecher der Spitzenklasse. Insbesondere zeigte die Kombination mit einem Paar 802 D4 in unserem Hörtest eindrücklich den Stand der Musikwiedergabe auf. Von einem solchen Niveau konnte man vor ein paar Jahren nur träumen.