TESTBERICHT
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Testbetrieb

Die Alexx V benötigen mit einem beachtlichen Wirkungsgrad von 92 dB bei einem Meter Abstand gemessen keine Kraftwerke für die Verstärkung. Wilson Audio spezifiziert minimal 50 Watt pro Kanal. Bei einer Nominalimpedanz von 4 Ohm und einem Impedanzminimum von 2 Ohm bei 250 Hz benötigt man einen laststabilen Verstärker – einen, der wirklich Strom liefern kann. Beim Test wurden die Monoendstufen M400 von D'Agostino eingesetzt. Der Vorverstärker war der SP20 von Acoustic Research, ein Röhrengerät. Als Quelle dienten Streamer und CD-Player/DAC von Esoteric. Der Ethernet Switch war der Phoenix NET von Innuos.

Die Demo-Kette mit Elektronik von Esoteric, Acoustic Research, D'Agostino und Innuos.Die Demo-Kette mit Elektronik von Esoteric, Acoustic Research, D'Agostino und Innuos.

Die Alexx V benötigen keine freie Aufstellung im Raum, um perfekt räumlich und dreidimensional zu klingen, wie sich später herausstellen sollte. Sie waren beim Test mit der Rückseite weniger als 1 Meter von der Fensterfläche entfernt, die den Raum hinter den Lautsprechern begrenzte. Die Alexx V sorgen für eine gerichtete Schallwellenausbreitung in Richtung Musikhörer – gerade so, wie wir Menschen Schallwellen ausbreiten, wenn wir sprechen oder rufen oder singen. Gerichtete Abstrahlung ist das einzig Richtige meiner Meinung nach, denn alles andere ist bereits in der Aufnahme. Ich bin nach wie vor kein Freund von Dipolen, bei denen ich immer das Gefühl habe, dass sie nicht wegen dieser Eigenschaft gut klingen (können), sondern eher «trotz».

Auf den Hörplatz in der Mitte wurden die Wilson Alexx V mittels W.A.S.P. perfekt ausgerichtet und perfektioniert.Auf den Hörplatz in der Mitte wurden die Wilson Alexx V mittels W.A.S.P. perfekt ausgerichtet und perfektioniert.

Der ganz grosse Klang

Die drei grossen Lautsprechermodelle von Wilson, die Alexx V ist der kleinste von den dreien, vermitteln natürlich immer den Eindruck, sich über den Musikhörer zu beugen, quasi auf ihn herabzuschauen. Das führt dann gerne zu einer durchaus falschen Wahrnehmung, nämlich der, dass die Musik ähnlich wie ein Wasserfall von oben auf uns herabfällt. Um sich solcher Vorstellungen zu entziehen, schliesst man am besten eine Weile die Augen und steht während dem kritischen Zuhören auch einmal vom Sessel auf. Dabei verändert sich die Höhe der Akteure auf der Klangbühne keineswegs, oder nicht wirklich deutlich. Dieser Höreindruck bestätigt die perfekte Zeitrichtigkeit.

Der unglaublich präzise Fokus und die schon fast extreme Plastizität macht sich besonders bei modernen und auch bis zum Letzten herausgepützelten Aufnahmen bemerkbar. So empfunden bei Dominique Fils-Aimeé «There is probably Fire» – ein wirklich grossartig gemachter Track! Und als ich dann nach vielen Jahren wieder einmal Sara K. «I can't stand the Rain» zu Gehör bekam, nachdem ich den Song zu oft gehört hatte, staunte ich nicht schlecht, was die Alexx V und ihre Zuspieler damit anstellten. Es war eine gespenstische Präsenz, wie auch im Song «Brothers in Arms» von Club for Five oder «Bitter Ballad» von Youn Sun Na, mir vorher unbekannt.

Zu den Stimmen und den Instrumenten mit viel Timbre (wie die von Arné Domnérus nicht so oft benutzte Klarinette) kann man sagen, dass sie unvergleichlich atmosphärisch aus dem Raum herausgebildet, modelliert und an ihrer «hörbaren» Oberfläche perfekt verarbeitet in Erscheinung traten. Holz klang also auch wunderbar.

Wenn Sie die Gelegenheit haben, hören Sie sich doch einmal «The Pink Panther Theme» an – und zwar nicht die Mancini-O-Version, sondern die Interpretation von Fatboy Slim und dem Alan Tew Orchestra. Das ist eine Klangbühne! Und dazu braucht es nicht einmal eine Alexx V. Doch mit ihr kam auch das trashige Element in dieser Aufnahme unglaublich locker und gut zur Geltung. Dann musste ich noch den Nils Lofgren hinter mich bringen. «Keith don't go» ist auch so eine überstrapazierte Nummer, aber ich bereue es nicht. Auch dort waren Dinge zu hören, die mir neu vorkamen.

Ich glaubte, Musik mit der Alexx V nicht nebenbei hören zu können, leise im Hintergrund, doch weit gefehlt: Es mag nicht der Zweck eines solchen Systems sein, aber im Hintergrund verbreiteten die Wilson beim Leisehören eine richtig gute Stimmung, die man um Mitternacht wirklich ungestraft geniessen kann.

Es mag auch an der unterschiedlichen Aufstellung gelegen haben, aber mir gefällt die Alexx V besser als die grössere Chronosonic XVX, die ich einmal im gleichen Raum hörte und an die ich mich im Vergleich erinnerte. Bei der Alexx V kommt mir der «Goldene Schnitt» als Metapher in den Sinn. Die Verhältnisse sind nahezu perfekt.

Ich stellte mir aber auch die vielleicht ungnädige Frage, warum Musik mit der Alexx V und durchaus auch anderen grossen Lautsprechern so viel überzeugender herüberkommen kann als in jedem bisher besuchten Tonstudio-Regieraum – dort wo die Aufnahmen ja eigentlich herkommen. Es ist gerade so, wie wenn die Köche dort aus dem Gedächtnis abschmecken. Mit Lautsprechern wie der Alexx V ist das viel zitierte «Hören Sie die Musik, wie sie die Musiker und Tonleute bei der Aufnahme hören» eine Art Mysterium, weil es dort gar nicht so gut klang ...

Test-Setting mit den Wilson Alexx V. Test-Setting mit den Wilson Alexx V.

Fazit

Die Alexx V von Wilson ist ein unglaublich faszinierend klingender Lautsprecher, der mich in jeder Hinsicht begeisterte, sodass ich meine Euphorie nicht zurückhalten kann. Ich kann ihn mir – und die ganze Elektronik dazu – nicht leisten. Wenige können oder tun das. Man kann nicht mit gutem Gewissen von einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis sprechen. Aber: Jeder Hersteller, ob mit grosser Tradition oder dem Mut des Newcomers ausgestattet, muss sich wohl an Wilson Audio messen. Dessen bin ich mir sicher.

Kostenpunkt: 159'000 CHF/Paar inkl. MwSt. für Standardfarben und 162'000 CHF/Paar für die Upgrade-Farben.

Im nachfolgenden interessanten Video erfahren Sie eine Menge über W.A.S.P.

Übersicht zu diesem Artikel
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STECKBRIEF
Modell:
Alexx V
Profil:
Sehr aufwändiger Mehrweg-Standlautsprecher mit ausgeklügelter Hörplatz Optimierung W.A.S.P.
Pro:
Klang: Perfekte Balance von Exaktheit und musikalischer Illusion
Sehr hohes Suchtpotenzial
Guter Wirkungsgrad
Contra:
Abgesehen vom Preis gibt es nichts zu meckern.
Preis:
159,000.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2021
Vertrieb:
Masse:
1610 x 400 x 680 mm
Gewicht:
2 x 227 kg
Farbe:
zahlreich
Bass:
2 x dynamisch
Bauprinzip:
Bassreflex
Empfohlene Leistung:
50 Watt
Frequenzgang:
20Hz - 32kHz ± 3dB
Hochton:
Seiden-Kalotte
Impedanz:
4 Ohm
Mittelton:
2 x dynamisch, ventiliert
Wirkungsgrad:
92 dB