Das Hörerlebnis
JB swiss hat sich für ihren Demoraum einen ZENmini von Inuuos angeschafft. Der kleine Musikserver/Streamer dient dort als Roon Endpoint. Ich konnte das Gerät auf der Betriebssoftware kurzerhand als Roon Core definieren und mit meinem Login auf meine Musik von Qobuz zugreifen. Der DA-Wandler ist im CD-Player von Vincent integriert. Vorverstärker und Endstufe sind ebenfalls von Vincent.
Ich begann mit «Flight of the Cosmic Hippo» von Béla Fleck and the Flecktones. Mir gefällt das witzige Stück, obwohl ich es schon viele Male in Vorführungen verwendete. Die ganz tiefen Register sind extrem aufschlussreich, vor allem die ab 2:25. Ich traute meinen Ohren kaum. Nicht so, dass man das mit den Piccolo mit einem Wahnsinnspegel wiedergeben könnte, aber es war anständig laut, präzise und bis in tiefsten Register ausgewogen. Der Bass zeigt einen guten Mix aus Rundheit und Trockenheit.
Dann kam ein Song namens «Engingilaye» des Kameruners Richard Bona. Der Vertraute, von Bonas blubbrigem Singsang mit perkussiver Farbenpracht auf tiefgründiger Basssuppe angereicherte Sound ist einfach nur fröhlich und unbeschwert. Es war mitreissend, packend und ich hörte den Song bis an sein Ende. Wow!
Dasselbe mit Brandi Disterheft auf ihrem neuen Album «Surfboard» und dem Song «Nana» (mit so einem Kringel über dem letzten a). Die kanadische Jazzbassistin kam so richtig quirlig, witzig mit viel Temperament und Fundament rüber. Und auch hier: Ich schaute zwar auf die Uhr, hörte aber bis zum Ende.
Händels «Ombra mai fu» aus Rinaldo, neu eingespielt von – na von wem wohl – Cecilia Bartoli auf ihrem neuen Album «Queen of baroque». Die Piccolos stellten die Komplexität und Intuition dieser Stimme so perfekt in den Raum, dass ich nicht davon ablassen konnte. Es sei gesagt, dass Bartoli je nach Aufnahme und Wiedergabeequipment schon ganz gehörig nerven kann. Hier nicht.
Dann Jimmy Smith mit «See See Rider» auf «Home Cookin'» mit den subtilen Geräuschen rund um seine fantastische Hammond-Darbietung. Und auch Glen Gould mit dem Cellisten Leonard Rose, Gamba spielend. Beide verspielt und etwas zurückhaltend gedämpft. Eine wunderbare Atmosphäre entstand um mich herum. Der richtige Zeitpunkt, durch den Raum zu wandern und festzustellen, dass der Sweet Spot nicht der einzige Ort im Raum ist, an dem ich mich in der Musik glücklich aufgehoben fühle.
Fazit
Die JB swiss Piccolo sind ein Wurf – und ganz und gar keine gewöhnlichen Monitor-Lautsprecher. Die Musikalität und ihre packende, mitreissende Spielart erinnert an etwas Lebendiges, Organisches, was es natürlich nicht ist. Ich kann mich nur an wenige Momente erinnern, die mich emotional so beeindruckten, wie diese Hör-Session. Der Preis von 4500 bis 4900 CHF, je nach Lackierung und ohne Ständer, kann man als absolut gerechtfertigt ansehen. Die Klangreife ist es wert und man schafft sich mit den Piccolo etwas ganz Besonderes an. Dazu bekommt man noch 7 Jahre Werksgarantie. Probehören?