Hörtest und Fazit
Einspielen und Positionierung
Der Hersteller Børresen empfiehlt eine Mindest-Einspielzeit von 50 bis 100 Stunden. Gemäss seinen Angaben erreichen die Lautsprecher nach 500 Stunden ca. 90 % ihrer Qualität. Gut Ding will also Weile haben, im High-End sowieso! Mehr hierzu noch im Hörbericht.
Bei der Lautsprecherpositionierung empfiehlt der Hersteller einen Mindestabstand von 50 cm zur Rückwand, im Hörraum der Tonbildspinnerei stehen die Z3 also ideal. Die Einwicklung zum Hörplatz war minimal, der Hersteller empfiehlt ein Stereo-Dreieck, das hinter die Hörperson ausgerichtet ist. Hier kann und darf experimentiert werden, ebenso beim Abstand zwischen den Lautsprechern. Børresen empfiehlt eine Mindest-Basisbreite von 3 Metern, auch da passte alles im geschmackvollen Raum der wohnlichen Tonbildspinnerei.
Hörtest 1 – Vorspiel am Röhrenverstärker
Bevor die Z3 ihre Heimat bei der Tonbildspinnerei in Zug fanden, machten sie einen Umweg über den Hörraum des Testers. Aufgrund der limitierten Grösse und der Form des Hörraums war dem Tester schon vor den ersten Tönen klar, dass die Z3 hier nicht ihr volles Potenzial ausspielen können. Zudem kamen die Lautsprecher frisch aus Dänemark und hatten genau null Stunden Musik gespielt. Zudem wurden sie in einem kalten Camion transportiert. Also, die ersten Töne aus der Z3 waren dann auch relativ bescheiden, aber ein uneingespielter Lautsprecher direkt aus dem Karton und zudem noch aus der Kälte – das sind mindestens zwei audiophile Todsünden.
Das Einspielen eines Lautsprechers ist zwar nicht das Hobby eines jeden Testers. Trotzdem ist der Prozess des Einspielens meistens ein Erlebnis der Marke «vom grauen Entlein zum stolzen Schwan» – was es ziemlich gut trifft. Nach 50 Stunden fanden die Dänen zur Musik und nach 100 Stunden begann sie wirklich Spass zu machen. Für Michael Børresen sollten es zwar 500 Stunden Einspielzeit sein, aber so an die 200 Stunden hatten sie auf dem Tacho, als sie ihre Reise nach Zug antraten. Da der Hörtest mit dem hauseigenen Class-D-Verstärker Aavik I-180 (mit 600 Watt an 4 Ohm) geplant war, wollten wir auch wissen, wie gut denn das dänische Lautsprecher-Geschoss mit schwächeren Röhrenverstärkern klarkommt. Dazu wurden sie an einen hochwertigen Class-A leistenden Push-Pull-Röhrenverstärker verkabelt.
Die Tonalität der Z3 änderte sich im Mittel- und Hochton nur marginal, aber die Basswiedergabe wurde aufgrund der limitierten Leistung des Röhrenverstärkers etwas schwammiger. Je höher dann der Lautstärkepegel wurde, desto mehr kam der Röhren-Amp ins Schwitzen und verlor die Kontrolle über die Bass-Chassis. Es hat sich klar herauskristallisiert, dass Børresen-Lautsprecher nach genügend Leistung und Kontrolle verlangen. Dann kommen auch die tiefen Bässe mit der nötigen Präzision.
Das zweite Thema des heimischen Checks war der Platzbedarf der beiden Dänen. Der Test-Hörraum ist nämlich mit 20 Quadratmetern keine Loft – und so experimentierte man mit der Z3 in Bezug auf Positionierung und Bass-Moden. Fazit: Die Fläche des Hörraums ist zwar mit 202 zwar knapp genügend, umso wichtiger ist der rückwärtige Wandabstand zur Lautsprecher-Rückwand. Dieser sollte nämlich mindestens 80 cm, noch besser einen Meter betragen, da sonst der Bass zu dominant wird. Experimentieren und Ausprobieren ist angesagt. Und man wird mit einem guten Resultat belohnt. Bezüglich Raumgrösse empfehlen wir eine Mindestfläche von 25 m2 – nach oben sehen wir keine Limitierung, vorausgesetzt der Verstärker hat eine entsprechende Potenz.
Hörtest – Hauptgang in Zug, Schauplatz Tonbildspinnerei
Der Hauptgang des Testmenus fand wie bereits beschrieben in der Tonbildspinnerei in Zug statt. Als Verstärker spielte der Aavik I-180 an den Z3, die Lautsprecherkabel kamen von Ansuz und als Streamer-DAC kam ein Linn-Modell zum Einsatz.
Die Lautsprecheraufstellung war lehrbuchmässig im Stereo-Dreieck, der Basis-Abstand war mit 3 Metern ebenfalls ganz nach der Bedienungsanleitung der Dänen. Die Z3 standen auf den Resonanz-Absorber-Füssen Ansuz Darkz T2s. Das ist zwar kein Muss, aber wie die Engländer so schön sagen «Highly recommended».
Da der Hörtest in der Vorweihnachtszeit stattfand, spielte sich der Tester unter anderem durch die Qobuz-Weihnachtsplaylist, und so kam im attraktiven Hörraum so etwas wie Weihnachtsstimmung auf.
Die Sampler von Nils Landgren «Christmas with Friends» haben es dem Tester speziell angetan. Die wunderschöne Stimme von Ida Sand waberte mit «Everyday is Christmas» durch die wohnlichen Räumlichkeiten der Tonbildspinnerei. Dann setzt das Klavier ein und der Groove wird schneller. Plötzlich spielt das jazzige Saxofon auf und beginnt eine kurze Kommunikation mit Ida Sand, genial.
Weil es so schön war, gleich noch den Klassiker «Go Tell It on the Mountain», ebenfalls gesungen von Ida Sand. Die Z3 löste super auf, behielt souverän die Übersicht und spielte trotzdem relaxed. Gänsehaut und Weihnachtsstimmung in einem – grosses Kino.
Stimmen spielte die Z3 mit Schmelz und der nötigen Wärme, Instrumente hatten das realistische Timbre. Der verwendete Aavik-Vollverstärker I-180 konnte im Zusammenspiel mit dem Børresen Speaker Z3 wirklich brillieren und das Ganze klang schon fast röhrenmässig rund und organisch, aber nie langweilig oder überanalytisch – also eine Traumpaarung.
Klavier, eine der schwierigsten Disziplinen für Lautsprecher, meisterte die Z3 ebenfalls mit Bravour. Die Klavieranschläge kamen mit der notwendigen Härte und Speed, auch die Kohärenz war vorbildlich, vom berüchtigten «Übergangsloch» von Hochton zu Mittel/Tieftöner war auch nichts auszumachen.
Bei der Basswiedergabe von schnellen Elektroimpulsen («Bad Guy», Billy Eilish) kamen die Impulse schnell, präzise und dem nötigen Druck. Auch das sagenhaft gut klingende «Personal Jesus» von Will Barber hatte den nötigen Tiefgang und Drive. Die 35 Hertz als untere Grenzfrequenz würden wir so bestätigen.
Der angeschlossene Aavik I-180 mit seinen muskulösen 300 Watt an 8 Ohm schien also wie geschaffen für die Børresen-Speaker, er kommt ja auch aus demselben Haus. Je mehr Leistung, desto wohler fühlen sich die Z3. Sie sind keine Kostverächter und reagieren wie Hochleistungs-Rennpferde – sie wollen und können gefordert werden.
Fazit
Michael Børresen hat mit seinem Drang nach Perfektionismus und der ewigen Suche nach der perfekten Lautsprecher-Technik tolle, unverwechselbare und exklusive Lautsprecher geschaffen. Die Børresen Z3 sind Premium-Lautsprecher und mischen in der spannenden Preisklasse von 25'000–30'000 CHF voll mit. Vor ihren Mitbewerbern in dieser Preisklasse müssen sie sich nicht verstecken, im Gegenteil. Sie sind perfekt auf die hauseigene Aavik-Elektronik abgestimmt, performen auch exzellent an hochwertiger «Fremd-Elektronik» – je hochwertiger, desto besser.