TESTBERICHT
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Netzwerkbetrieb

Der Netzwerkbetrieb des E1X integrated funktioniert wie gehabt mit UPnP. Das Gerät wird mit dem Router verbunden. Im Netzwerk befindet sich dann in der Regel auch ein NAS oder ein verfügbarer Musikspeicher auf einem PC. Die Steuerung erfolgt mit der Bel Canto Seek App oder mit dem mconnect-Player, ebenfalls für Android oder Apple. Hier der Link zur Google-Version. Die Funktion der Bel Canto Seek App haben wir bereits im Testbericht über den Bel Canto Stream erläutert.

Im unteren Drittel Richtung Frontplatte liegt die Verstärker-Einheit mit Stromversorgung links. Dahinter die Advanced Integrated Platform mit Digitaleingängen links und Analogeingängen rechts.Im unteren Drittel Richtung Frontplatte liegt die Verstärker-Einheit mit Stromversorgung links. Dahinter die Advanced Integrated Platform mit Digitaleingängen links und Analogeingängen rechts.

Der E1X ist «Roon-ready», kann also als Endpoint mit Roon gesteuert werden. Dafür brauchen Sie einen Roon Core, installiert auf einem PC/Mac oder NAS in Ihrem Netzwerk. Da Roon als Mediathek extrem viel zu bieten hat, ist diese Betriebsart nicht zu verachten. In unserem Hörtest haben wir das gemacht. Als Roon Core stand uns ein ausgezeichneter Streamer Silent Angel Rhein Z1 zur Verfügung. Ein solcher ist als Roon Core einer auf dem PC installierten Version sicher vorzuziehen.

Datenraten und Phono

Die höchsten Datenraten sind mit dem USB-2.0-Eingang zu erzielen, sofern das notwendig ist. Es sind dies max. 24 Bit/384 kHz sowie DSD64/128 als DoP (DSD over PCM), die «aufgepfropfte» Variante. Dazu ist der E1X in der Lage, MQA zu dekodieren. Via den Ethernet-Eingang erzielt man max. 24Bit/192kHz, MQA und DSD64. Mit den Eingängen SPDIF (inkl. Toslink) und AES/EBU sind 24Bit/192kHz erzielbar.

Der Phono-Eingang ist als MM oder MC-Eingang zu programmieren. Als MC-Eingang eingestellt, kann man zwischen den Anschlussimpedanzen 1 kOhm, 500 Ohm, 100 Ohm und – sehr erfreulich – 50 Ohm wählen. Das freut die Anhänger von EMT-Tondosen o. ä. Für unterschiedlich laute Tonabnehmer gibts zwei wählbare Verstärkungen.

Musikalischer Höhepunkt

Der Hörtest ging mit drei unterschiedlichen Lautsprechern über die Bühne und ganz bewusst auch in unterschiedlichen Preisklassen. Der E1X sollte sich bei verschiedenen Anspruchserwartungen behaupten. Die Standlautsprecher Spendor A7 für 3990 CHF würde man in der Regel mit einem günstigeren Vollverstärker betreiben als mit dem E1X für 8590 CHF. Es ist aber trotzdem eine würdige Paarung, denn die A7 von Spendor sind eindeutige Überflieger.

Eine durchwachsene Klangbühne sozusagen ...Eine durchwachsene Klangbühne sozusagen ...

Eine weitere Variante sind die Spendor Classic 100 für 10'990 CHF, eine Kombination, die mit Blick auf unsere Preisklassen-Gewohnheiten sehr naheliegend ist. Zu guter Letzt dann die Isis von Trenner & Friedl, ein Standlautsprecher, den man ab 30'000 CHF bekommt und der den Preis wert ist(!). Sie sehen die drei Lautsprecher in der Bildstrecke.

Die auffälligste Eigenschaft, die man hört und immerzu spürt, ist die nahezu totale Ruhe im Geschehen. «Total» im Sinn von absolut. Es ist denkbar, dass es punkto Noise Floor noch stiller gehen kann, aber auf den Gedanken kommt man nicht. Diese Stille, die man übrigens bei der rein analogen Musikwiedergabe niemals hat, erlaubt die akustische Wahrnehmung von allem, was da ist. Es wirkte sich im Test bei allen drei Lautsprechern gleich aus. Keiner der drei Speaker war quasi «zu wenig befähigt», diese Qualität erlebbar zu machen und dieses Musikerlebnis zu gestalten.

Damit kann ich mit Deutlichkeit festhalten, dass die Digitalplattform im E1X auf jeden Fall eine ausgezeichnete Investition darstellt um Dinge, Feinheiten, Subtiles und Unterschwelliges in den Musikaufnahmen zu offenbaren. John Stronczer kam im Video-Gespräch auf den zentralen Punkt: «Die Magie steckt in den Aufnahmen». Deshalb berührt uns Musik auch dann, wenn die Wiedergabe alles andere als optimal ist. Wenn sie hingegen optimal ist, dann eben erst recht. Dann haut es uns um.

Mit dieser grossartigen Eigenschaft ausgestattet, stellte sich die Frage, wie der Verstärker klingt, bzw. was der Verstärker mit dieser Eigenschaft macht. Bei dieser Frage kamen die Eigenschaften der drei unterschiedlichen Lautsprecher ins Spiel und eben auch die Fähigkeit der Verstärker-Sektion des E1X, damit umzugehen.

Der «Case» war das Stück «Dirty Walk» aus dem Soundtrack des Films «Birdman». Ein Soundtrack, der zum Grossteil aus Perkussion und Schlagzeug besteht. Die Isis von Trenner & Friedl stellte die Pauke in «Dirty Walk» unglaublich realistisch in den Raum, fast wie das Original. Dies beweist die Impulsfähigkeit und Souveränität der Endstufe überzeugend. Das darf man weitererzählen ...

Ein weiteres Highlight war eine Aufnahme, die bei mir zurzeit hoch im Kurs ist: Bach: «The three Sonatas for Viola da Gamba and Harpsichord». Glen Gould und Leonard Rose. Die Intimität der Aufnahme in einem ruhigen und gepflegt gedämpft klingenden Raum offenbart die Stille zwischen den Noten – und alle Komponenten des E1X tun nichts, um das zu verhindern.

Und sonst? Alles, was uns berührt, wenn wir Stimmen hören. Sogar jene von Beyoncé (... Partition) berührt uns mit diesem Vollverstärker, aber auch grosse Orchester, Live-Jazz, Chöre an vermutlich allen Lautsprechern im Bereich von «Best Buy» bis ziemlich «Top Highend». Es wird nichts dazugefügt, zum Glück, denn das überlässt man tunlichst den Lautsprechern und unseren Hörräumen.

Fazit

Der E1X integrated von Bel Canto Design ist hervorragend in allen Dingen, die so ein Gerät können muss, wenn es 8590 CHF kostet oder deutlich mehr kosten würde. Diese Klangqualität findet ihren Ursprung im Audio-Engineering: John Stronczers Philosophie ist es, die Dinge, die er hört, auch zu begreifen. Zu begreifen, woran es liegt und mit diesen Erkenntnissen weitere Fortschritte zu erzielen. Anders kommt man nicht auf dieses Niveau.

Stimmungsbild zum AbschlussStimmungsbild zum Abschluss

Der E1X ist gut verarbeitet, gewinnt aber keinen Schönheitspreis. Das ist eigentlich völlig egal, denn die Schönheit liegt in der Ton-Aufnahme.

Übersicht zu diesem Artikel
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STECKBRIEF
Modell:
E1X integrated
Profil:
Auf höchste Klang-Performance getrimmter Vollverstärker mit Streamingfunktion und grosszügig angelegten Digital- und Analogeingängen (inkl. Phono MM/MC wählbar).
Pro:
Musikalität und Klangqualität
Perfektionierte ADA-Plattform
Excellente DAC-Architektur
kluge DSP-Funktion für Klanganpassungen
Roon Ready
Contra:
Umständliche Programmierung (am Gerät)
Preis:
8,590.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2020
Vertrieb:
Masse:
451 x 400 x 81 mm
Gewicht:
6,8 kg
Farbe:
schwarz
Airplay:
Nein
Bluetooth:
Nein
Chromcast:
Nein
Roon Ready:
Ja
Spotify Connect:
Nein
Symmetrischer Eingang:
Nein
WiFi:
Ja
Analog Input:
Phono MM/MC; 2 x Line
Analog Output:
1 x Cinch (RCA); Lautsprecher: WBT NextGen
Digital Input:
Ethernet; USB; SPDIF Toslink; SPDIF Coax; AES/EBU
Frequenzgang:
0,5 Hz – 50 kHz ± 3dB
Maximale Leistung:
240 Watt
Verstärkerleistung 8 Ohm:
180 Watt