Der HD 4.50 BTNC ist ein Qualitätsprodukt aus dem Hause Sennheiser, das klanglich mehr hergibt, als sein Preis es erwarten lässt. Er huldigt weder einem betont brillanten Klangbild, noch dem heute trendigen Bass-Donnerwetter, sondern gefällt mit seinem überaus sympathischen, angenehmen Klang mit geradezu charmant-brillanten Höhen.
Das hier integrierte NoiseGard arbeitet wirklich gut, zeigt aber keine absoluten Spitzenleistungen. Die Sennheiser-App Captune bringt diverse Features, unter anderem einen sehr brauchbaren Equalizer, mit dem man praktisch jedes Klangbild, von dunkel-bassfreudig bis hell-aggressiv einstellen kann. Zudem ermöglicht diese App den direkten Zugriff auf Tidal.
Wer auch kabellos auf hohe Klangqualität setzt, sollte bei der Wahl des Players darauf achten, dass dieser ebenfalls über das aptX verfügt.
Stereo-Komponenten im klassischen 44-cm-Format haben Zukunft. Zumal dann, wenn sie ganz modern für Streaming gerüstet sind wie der neue Vollverstärker Model 40n von Marantz. Er bedient sämtliche Ansprüche traditioneller HiFi-Nutzer und eröffnet dank integriertem HEOS-Modul die Welt der Internet-Musikprovider. Vorgemacht hatte es bereits der 2019 lancierte PM7000N (Test nachzulesen: hier), der mit integriertem DAC, hochwertiger Phono-Stufe und HEOS-App-Steuerung den modernen HiFi-Verstärker sozusagen neu definiert hat.
Auf den ersten Blick ist Model 40n ähnlich konzipiert wie der PM7000N. Wer nun aber vermutet, es handle sich lediglich um eine optisch aufgemotzte Neuauflage, irrt. Tatsächlich kommt Model 40n im neuen Marantz-Design. Aber auch unter der schicken Schale findet sich eine komplette Neuentwicklung mit vielen aufwändigen Detaillösungen.
Aufwändige Konstruktion
Tatsächlich hat Model 40n sehr viel vom teureren Brudermodell 30 geerbt. So etwa das schwere Grundchassis mit zusätzlicher Bodenplatte, welches dem Gerät Stand- und Vibrationsfestigkeit verleiht. Ebenfalls ins Gewicht fallen die massiven Alu-Seitenteile, die ohne sichtbare Schrauben montiert sind und zum edlen Designeindruck beitragen. Model 30 hatte letztes Jahr (zusammen mit dem passenden SACD-Streaming-Player 30n) bei Marantz den Einstieg in ein neues Designzeitalter vollzogen.
Vorbei die Zeit der etwas barock anmutenden, geschwungenen Frontplatten. Das neue Layout mit abgesetzter, hintergrundbeleuchteter(!) Aluminiumplatte auf der Vorderseite wirkt auf Anhieb vielleicht nicht so aufregend, dafür geschmackvoll, zeitlos elegant und durchaus geeignet, ein markentypisches Erscheinungsbild mit hohem Wiedererkennungswert zu schaffen.
Tatsächlich akzeptiert man Model 40n ohne lange Gewöhnung als ästhetischen Bestandteil der Wohnlandschaft. Das Design ist weniger auffällig als jenes der Vorgänger – aber so gediegen, dass auch der «WAF» (Womens Acceptance Factor) sehr hoch ausfällt.
Zwar steht Model 40n punkto Ausgangsleistung mit nominell 2 x 70 Watt (an 8 Ohm) gar nicht viel stärker da als der PM7000N. Es kommen jedoch vier (zweimal zwei) Leistungstransistoren pro Kanal zum Einsatz, und das Netzteil ist mit riesigem (3,4 kg schwerem) Ringkerntrafo und einer Siebkapazität von 36'000 µF richtig üppig bestückt.
Die Maxime lautet also, dank hoher und spontaner Stromlieferfähigkeit im relevanten Hörpegelbereich ein schnelles und dynamisches Ansprechverhalten sicherzustellen. Diese Fähigkeit erfordert Leitungen mit niedriger Impedanz (geringem Innenwiderstand). Je kürzer und dicker die Versorgungsleitungen sind, desto geringer fällt diese aus. Dafür verwendet Marantz) in kritischen Schaltungsbereichen massive Kupferschienen (anstellen von Kupferfolie auf der Leiterplatte).
Die Siebkondensatoren (Premiumqualität von ELNA) für die Endstufen befinden sich auf der gleichen Platine, in unmittelbarer Nähe zu den Leistungstransistoren. Kurze Leitungen zu den Lautsprecheranschlüssen verbessern ebenfalls den Dämpfungsfaktor und damit auch die Wiedergabequalität. Der Einsatz von Kupfer hat bei Marantz Tradition. Im Model 40n verfügen sogar die Spannungsregler für den Vorverstärker zugunsten thermischer Stabilität über ansehnliche Kupferkappen.
Beim Innenaufbau fallen auch die saubere Trennung und die ausgefeilte Abschirmung der unterschiedlichen Arbeitsbereiche auf. Im linken Bereich findet sich das Netzteil mit unabhängigen Stromversorgungen für analoge und digitale Schaltungen. Daneben sitzt die Endstufe mit insgesamt acht Leistungstransistoren auf einem stranggepressten Aluminium-Kühlkörper und der hochkant eingebauten Treiberplatine.
Im rechten Bereich sitzt die vollständig abgeschirmte Digital-Einheit mit Netzwerk-, HDMI- und digitalen Anschlussmöglichkeiten. Diese ist ihrerseits unterteilt: Unterhalb einer weiteren Abschirmschiene sitzt eine aufwändig bestückte, zweigeteilte Platine mit dem DAC- und dem Phono-Board. Letzteres ist nominell für Phono-MM ausgelegt. Wer Marantz-Verstärker jedoch kennt, weiss um die Qualität und Rauscharmut der Phono-Eingänge.
Model 40n macht hier keine Ausnahme und übertrifft in dieser Hinsicht sogar den bereits exzellenten PM7000n. Man kann problemlos auch Medium-Output-Moving-Coil-Tonzellen daran betreiben, sofern diese mit einer hohen Abschlussimpedanz zurande kommen. Beim Anschluss eines Benz Glider mit rund 1 mV Ausgangsspannung (bei 3,48 cm/sec) war bei gehobener HiFi-Lautstärke keinerlei Rauschen oder Brummen zu vernehmen, selbst wenn man das Ohr an den Hochtöner hielt. Und auch klanglich gefiel das System mit toller Spielfreude, exzellenter Raumabbildung und abgrundtiefen Bässen ausgesprochen gut.
Eine weitere Marantz-Spezialität sind HDAM (Hyper Dynamic Amplifier Module). Bei Model 40n kommen diese dichtgepackten, diskreten Schaltkreise bei der aufwändig gestalteten Volumenregelung zum Einsatz, wo sie zusammen mit dem bestens beleumundeten IC vom Typ MUSES 72323 für einen hohen Signal-Rauschabstand sorgen. Marantz reklamiert durch diese Schaltung einen Gewinn von 7 dB bei normalem Hörpegel, was doch beachtlich ist. Wichtiger noch, dass dadurch auch bei sehr niedriger Lautstärke präzise Regelschritte und hohe Rauscharmut gewährleistet sind.
Als DA-Wandler kommen moderne HiRes-Chips vom Typ ESS ES9016K2M zum Einsatz, die WAV/FLAC-Formate bis 192 kHz und DSD-Formate (bis 128) wiedergeben können. Letztere lassen sich via Heimnetzwerk beispielsweise ab einem NAS oder einem USB-Stick, der auf der Vorderseite des Geräts Anschluss findet, wiedergeben.
Eine PC-USB-Anbindung ist nicht vorgesehen, was jedoch aufgrund des eingebauten HEOS-Streaming-Moduls zu verschmerzen ist. Via Digital-In (koaxial oder optisch) finden externe digitale Quellen (z.B. ein CD-Spieler oder eine Set-top-Box) Anschluss. Der Nutzer hat die Wahl zwischen zwei unterschiedlichen Digitalfiltern: Filterstellung 1 «slow roll-off» ist Impuls-optimiert (symmetrisches Ein- und Ausschwingen), Filterstellung 2 «sharp roll-off/short delay» soll laut Marantz mehr die «analoge Seite des Ausgangsmaterials bewahren».
Im Hörtest bewährte sich jedoch Filter 1 dermassen gut, dass eigentlich kaum je der Wunsch nach einem Wechsel aufkam. Darüber hinaus lässt sich in zwei Stufen eine Jitter-Reduktion «Lock Range» aktivieren.
Als Besonderheit verfügt Model 40n auch noch über einen HDMI-Eingang, der dank ARC-Protokoll für die Wiedergabe von Fernsehton geeignet ist. HDMI-ARC sorgt dafür, dass sich der Marantz synchron zum TV-Gerät automatisch ein- und ausschaltet. Die Lautstärke wird sodann bequem via TV-Fernbedienung reguliert. Beim Fernseher muss die Tonausgabe jedoch zunächst auf PCM-Zweikanal gestellt werden.
Streaming ausschliesslich via HEOS-App
Im Unterschied zum kleinen Bruder PM7000N verfügt Model 40n nicht über ein grossflächiges, entsprechend informatives Display auf der Gerätefront. Das hübsch gestylte, Marantz-typische «Bullauge» zeigt zwar beispielsweise die Lautstärke und den gewählten Eingang an, ist jedoch nicht gross genug, um eine Navigation beispielsweise durch Internetradio-Senderlisten zu gewährleisten.
So lässt sich Streaming ausschliesslich via HEOS-App (iOS, Android) und nach der Einbindung des Verstärkers ins Heimnetzwerk (via WiFi oder Ethernet) realisieren. Beim PM7000N kann man hingegen – auch ohne Umweg übers Netzwerk – einen USB-Stick einstecken und dann mittels Scrollen über die Fernbedienung auf den Wunschtitel zugreifen.
Tatsächlich lohnt sich der Einstieg ins HEOS-Streaming (wozu man erst online ein Benutzerkonto anlegen muss), denn dieses System eröffnet nicht nur den Zugang zu allen gängigen Musikprovidern (ausgenommen Qobuz) und zum TuneIn-Webradio, sondern beinhaltet auch noch ein vielseitiges Mehrraumsystem: Bis zu 32 HEOS-Geräte lassen sich kollektiv oder in verschiedenen Hörzonen mit Musik versorgen.
Laut Marantz soll es sogar möglich sein, beispielsweise die Musik eines angeschlossenen Plattenspielers übers Netzwerk zu streamen. HEOS greift auch auf Musiksammlungen zu, die auf PCs oder NAS gespeichert sind. Und nicht zuletzt beherrscht HEOS die direkte Musikwiedergabe ab Handy/Tablet via Bluetooth oder Airplay 2. Wer Spotify nutzt, kann den Marantz auch über die Spotify-App direkt ansprechen.