Rega gehört zu den wenigen britischen Herstellern, die ein breites Sortiment an HiFi-Equipment noch komplett auf der Insel fertigen. Insbesondere bei Lautsprechern ist dies die grosse Ausnahme, lassen doch fast alle Mitbewerber zumindest die bezahlbaren Preisklassen längst komplett in Asien produzieren. So verwundert es auch nicht, dass das bis anhin günstigste Boxenmodell von Rega, die RX-1, halt doch schon rund CHF 1000 (das Paar) kostet. Obwohl für ein Produkt «made in UK» durchaus preisgünstig, ist sie damit für HiFi-Einsteiger vielleicht noch ausser Reichweite.
Nun offeriert Rega die Kyte für lediglich CHF 599 (das Paar) und verdeutlicht damit den Anspruch, audiophile Lautsprecher «made in UK» für (fast) jedes Budget anbieten zu können. Um diesen Kampfpreis überhaupt möglich zu machen, entschied man sich für ein besonderes Fertigungsverfahren: Das Gehäuse der Kyte wird aus duroplastischem Phenolharz in einem aufwändigen Spritzgussverfahren hergestellt. Kunstharz vereint hohe Bruchfestigkeit, Härte und relativ gute Steifigkeit.
Um ein solches Gehäuse zu realisieren, unternahm Rega beträchtliche Anstrengungen und arbeitete mit einem spezialisierten britischen Unternehmen zusammen. Der Lohn der Investition: Die effektiven Materialkosten für das Gehäuse konnten drastisch gesenkt werden. Dennoch rechnet sich das nur bei hohen Stückzahlen, denn das Fertigungsverfahren (insbesondere das Herstellen der Gussform) ist sündhaft teuer. Rega ist jedoch optimistisch, mit der preisgünstigen Kyte ein erfolgreiches Produkt mit langem Lebenszyklus auf die Beine gestellt zu haben – ein Anspruch, den wir nach diesem Test auf jeden Fall bestätigen können.
In Form gebracht
Ein klarer Vorteil des Spritzgussverfahrens besteht darin, dass die Designer beim Lautsprechergehäuse auch spezielle Formgebungen abseits vom rechteckigen Einerlei realisieren durften. So verjüngt sich die Rega Kyte nach hinten dezent, was sie optisch zierlicher (da weniger voluminös) erscheinen lässt. Der Verzicht auf parallele Wände hat zudem den Vorteil, dass stehende Wellen bei der rückwärtigen Schallabstrahlung des Tiefmitteltöners weniger zum Problem werden.
Natürlich benötigen die relativ dünnen Phenolharzwände zusätzliche Stabilisierungsmassnahmen. So verklebt Rega kurzerhand Keramikkacheln, die durch gekreuzte Verstrebungen quer und hoch abgestützt werden. Das Ergebnis ist eine verblüffend resonanzarme Gehäusekonstruktion, so dass selbst beim Lauthören kaum etwas vibriert. Man bekommt den Eindruck, dass dieses Gehäusematerial im Vergleich zu dickwandigen MDF- oder Spanplatten weniger Schallanteile zwischenspeichert und dann minim verzögert wieder abgibt. Das Resultat ist eine saubere Impuls- und Tieftonwiedergabe.
Die Schallwandlerbestückung der Kyte kennt man so ähnlich schon von der Rega RX-1; sie stammt aus hauseigener Fertigung. Der 12,5-cm-Tiefmitteltöner mit der speziellen Papiermembrane verfügt im Falle der Kyte über eine vierlagige Schwingspule, welche die elektromagnetische Kraftübertragung verbessert. Für die oberen Frequenzlagen ist die bewährte ZZR-Hochtonkalotte zuständig. «ZZR» steht für «Zero Rear Reflection» und meint eine Konstruktion, in der die rückwärtig abgestrahlte Hochtonenergie durch eine spezielle Schallführung absorbiert wird. Unerwünschte Reflexionen auf die zierliche 20-mm-Kalotte werden dadurch vermieden.
Rega macht keine Angaben zur Art der Frequenzweiche. Gehörmässig kann man jedoch darauf schliessen, dass der Tiefmitteltöner bis relativ weit nach oben hin arbeitet. Ein sogenannter Phaseplug (feststehender Kegel im Zentrum der Membrane) verbessert die Abstrahlcharakteristik im Übergangsbereich zum Hochtöner. Dieser ist durch triangelförmige Plastikstreben vor neugierig zudrückenden Kinderfingern recht gut geschützt.