Bedienung
Die Bedienung des SP2000T ist recht übersichtlich, braucht aber ein wenig Angewöhnung, da etwas abweichend von den vertrauten Smartphone-Oberflächen. Der Touchscreen spricht gut an. Der Lautstärkeregler an der Seite ist sehr feinfühlig. Man kann die maximale Lautstärke fixieren. Das ist ein Vorteil bei der Verwendung von Kopfhörern. Mit der Aktivierung von Replay Gain werden die Alben oder Tracks in etwa gleich laut wiedergegeben. Das hat viele Vorteile, wenn auch die Puristen gerne Abstand davon halten. Die folgenden Bilder zeigen eine Auswahl an Screenshots.
Hörtest
Der Hörvergleich erfolgte auch mit dem SP2000T nicht nur mit Kopfhörern (obwohl man den Astell&Kern eher mit Kopfhörern verwenden dürfte), sondern mit Lautsprechern und einem Verstärker dazwischen. Das hat für mich den Vorteil, dass ich den Bühnenraum oder die Klangbühne vollständiger erfassen kann. Die Musikwiedergabe mit Kopfhörern erschliesst diesen Raum infolge der Im-Kopf-Lokalisation nicht vollständig, zumindest nicht mit konventionellen Stereoaufnahmen.
Als Vergleich amtete der Nucleus-Roon-Server mit einem sehr guten DAC und einer präzise eingepegelten Lautstärke. Das Musikmaterial kam sowohl beim iBasso als auch bei meinem System von Qobuz. Ich hatte also dieselbe Quelle/Herkunft der Musikdaten. Auf der analogen Seite der Quellen herrschte die exakt gleiche Situation. Somit verglich ich nur das «faktisch Unterschiedliche» dazwischen.
Anfänglich mit Kopfhörer wollte ich den Triple-Amp unter die Lupe nehmen. Bereits nach einer kurzen Konzentrationsphase fing ich Feuer für diesen Röhrenverstärker. Das ist ein echtes Novum und klanglich eine kleine Offenbarung. Charlie Hadens ruhige Hand im Song «Bay City» entfaltete eine eigentümliche Sogwirkung und Tom Waits' neu gemasterte Version von «Flowers Grave» hatte eine eigentümlich verstärkte Intensität, etwas tief Organisches. Ich konnte einfach zwischen dem OP-Betrieb und dem Tube-Betrieb hin- und herschalten. Die Wirkung des Tube-Betriebs hatte immer die Nase vorn.
Dabei war es nicht die gern zitierte «Wärme», die mich in den Bann schlug, sondern eine eigenartige Super-Präsenz von fast allem auf der imaginären Klangbühne. Ganz besonders eindrücklich präsentierten sich zwei Altmeister mit ihrem neuen Album «Get on Board»: Taj Mahal und Ry Cooder erzeugen im genialen «Pawn Shop Blues» eine absolut einmalig grossräumige und dichte Atmosphäre. Der SP2000T und sein «Röhrenamp» setzen diese Hammer-Aufnahme unglaublich gut in Szene.
Bei konventionelleren Aufnahmen hoher Qualität spielt der Astell&Kern weniger auffällig und gibt souverän die ganze aufnahmetechnische Effekthascherei wieder, die es heute audiophil zu bestaunen gibt. Ich nenne keine Beispiele. Ich hatte genug gehört. Die Klasse des SP2000T zeigt sich bei aussergewöhnlicher Musik am besten – bei Musik, die unter die Haut geht. Musik, die mit grosser Hingabe gespielt und produziert wurde.
Fazit
Mit einer Luxusyacht hat der SP2000T von Astell&Kern nur im übertragenen Sinn etwas gemein. Das Gerät ist musikalisch und klanglich überragend, ein wenig eigenwillig in der Bedienung und optisch wie haptisch ein Traum. Der Röhrenverstärker hat mich ausserordentlich überzeugt. Er bringt das gewisse Etwas ins Geschehen, das man bei portablen Geräten bislang nicht finden konnte, denke ich. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist hingegen nicht bemerkenswert. Wer kann, soll sich den Luxus leisten. Er wird es nicht bereuen, doch nüchtern gesehen kostet der SP2000T schon sehr viel Geld.