Jean Sibelius – 1865 in Hämeenlinna geboren, gestorben am 20. September 1957 – gilt als bedeutendster Komponist Finnlands. Er hat sich zeitlebens nicht von Modeströmungen wie der Zwölfton-Musik oder der Atonalität beeinflussen lassen, deren musikalische Verirrung er als «Zirkus» bezeichnete. Er blieb sich stets selber treu, liess sich von der Spätromantik sowie der finnischen Volksmusik leiten und fand bald seinen eigenen Kompositions-Stil.
Mit Werken wie dem Violinkonzert d-Moll op.47, der Lemmiinkäinnen-Suite op. 22 und der Tondichtung Finnlandia landete er zahlreiche Hits. Aber auch seine sieben Sinfonien fanden grossen Anklang bei seiner Hörerschaft. Die 2. Sinfonie musste anlässlich der Uraufführung im März 1902 gleich dreimal wiederholt werden.
Sibelius' Schicksal war, wie bei so vielen berühmten Komponisten, sehr dramatisch. Er war ein starker Trinker und Raucher und schrieb 1924 in sein Tagebuch: «Mein Leben ist entgleist.» Dies führte neben gesundheitlichen Problemen auch zu finanziellen Sorgen, denn er liebte nicht nur teuren Sherry sondern auch luxuriöse Zigarren und führte einen aufwändigen Lebensstil. So dramatisch sein Leben war, so dramatische Klänge sind in seinen Werken zu hören.
Doch in Reclams Konzertführer ist folgendes zu lesen: «Seine Musik wirkt stark, gesund und schwerblütig. Ihre anziehendsten Wirkungen erwachsen aus der sympathischen Menschlichkeit und aus der Heimatliebe des Tondichters, der nicht müde wurde, im Einklang mit der Natur ihre dunklen Schönheiten zu besingen.» Mich persönlich begeistert zudem, wie genial Sibelius die Klangfarben der verschiedenen Instrumente und Instrumenten-Gruppen zur Erzeugung der unterschiedlichsten Stimmungen einsetzt. Und genau dieser Reichtum der Klangfarben ist vor allem bei sehr guten HiRes-Aufnahmen so überzeugend zu hören.
Brandneu erschienen ...
Beim Durchstöbern der Neuerscheinungen bei Qobuz entdeckte ich die brandneu auf den Markt gekommenen sieben Sinfonien von Jean Sibelius mit dem Orchestre de Paris unter der Leitung von Paavo Järvi. Dies in HiResolution 24 bit / 96 kHz und versehen mit dem grosse Erwartungen erweckenden, legendären RCA Red Seal. Dahinter steht allerdings das Label Sony Classical. Das Ganze wird in drei Tranchen – sprich CDs – dargeboten, die auch einzeln zu beziehen sind.
Während vier Jahren wurden hier Live-Konzerte aufgenommen. Und so versprühen diese Aufnahmen echte Live-Stimmung, obwohl die Interpretation so perfekt ist, wie bei Studio-Aufnahmen. Das Orchester unter Paavo Järvi spielt absolut meisterhaft auf. Klanglich kann man diese zweikanaligen Aufnahmen kaum besser machen. Die Klangbühne wirkt sehr breit und auch überraschend tief. Die Instrumentengruppen erscheinen perfekt aufgefächert. Neben dieser bemerkenswerten Räumlichkeit macht dieser Klang dem Begriff HiResolution alle Ehre. Mit welcher klanglichen Schönheit und Feinstzeichnung die Bläser und Streicher über meine Piega Coax 311 – angesteuert über den HiRes-Player Pioneer XDP-300R und die bewährten Forte-Audio-Vintage-Verstärker – wiedergegeben werden, kann ich nur mit «fantastisch schön» bezeichnen.
Die Dynamik hat man gekonnt wohnraumgerecht begrenzt. So ist es hier nicht notwendig, den Lautstärkeregler bei einem sehr leisen Flötensolo aufzudrehen, damit es auch wirklich hörbar wird, um den Regler dann beim ersten markanten Paukenschlag wieder erschrocken zurückzudrehen – um weder die Nachbarn zu ärgern noch die Schwingspulen abrauchen zu lassen. Hier wirkt die Dynamik absolut vital und ist dennoch heimgerecht.
Qobuz-Abonnenten können diese Aufnahmen in verschiedenen Qualitäten streamen oder auf zwei Arten downloaden. Gratis können Abonnenten die Files in versiegelter Form herunterladen. Diese sind dann nur gerade auf dem Gerät abspielbar, auf dem der Download stattfand. Gegen handelsübliche Preise können die Files unversiegelt heruntergeladen werden und sind dann frei auf andere Geräte übertrag- und dort abspielbar.
Fazit
Die bei Sony Classical neu erschienenen sieben Sinfonien von Jean Sibelius werden vom Orchestre de Paris unter der Leitung von Paavo Järvi meisterhaft interpretiert. Ebenso meisterhaft haben die Tontechniker, deren Namen nicht zu erfahren waren, gearbeitet. Der Klang verdient hier echt das Prädikat HiResolution.
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