"Made in Japan" war ursprünglich ein Vinyl-Doppel-Livealbum von Deep Purple und wurde im Dezember 1972 in Europa und im Mai 1973 in den USA veröffentlicht. Diese legendären Aufnahmen aus dem Jahre 1972 mit Extrakten aus drei Japan-Konzerten von Deep Purple sind heute auf Trägern wie LP, CD, DVD und Blu-ray und nun auch als Hi-Resolution-Download erhältlich. Nun wäre es eine höchst interessante Doktorarbeit, alle diese Tonträger und Abmischungen miteinander zu vergleichen.
Einen Neuanfang in Sachen "Made in Japan" begann bei mir mit dem Kauf des Deluxe Edition Hi-Resolution Downloads in Flac 96 kHz/24 Bit bei highresaudio.com und grossen Erwartungen an diese Neuauflage. Der Klang dieses Albums möchte ich, auch wenn es in Hi-Resolution geliefert wird, als höchst mittelmässig bezeichnen. Von einer modernen Hi-Resolution-Aufnahme erwarte ich heute eine ganz andere Dynamik, Klangdefinition und vor allem eine brachiale Impulskraft. Und das alles ist bei diesen limitierten, nun aufgewärmten, nostalgischen Klängen - auch wenn die Anlage mal voll ausgefahren wird - nur ansatzweise vorhanden.
Man hört auch mit den Augen!
Zudem vermisse ich bei diesem Hi-Resolution-Download natürlich schmerzlich die unbedingt dazu gehörenden bewegten Bilder. Für mich gilt gerade bei Rock-Musik: Man hört auch mit den Augen!
So suchte ich mir einen Datenträger, bei dem Bild und Ton vereint sind. Gesucht und gefunden in Form einer Blu-ray-Disc. Doch rasch musste ich erkennen, dass ich im Kaufrausch übersehen hatte, dass es sich hier um eine PureAudio Blu-ray-Disc mit hochaufgelöstem Ton, aber ohne Bild handelt! Was mich dann aber total frustrierte war, dass man es nicht einmal für nötig fand, auf diese Disc die mehrkanalig vorhandenen Masterbänder auch in Surround-Sound abzumischen.
So stand mir ein und dasselbe stereophone Klangmaterial sowohl auf meinem Hi-Resolution Download als auch via Blu-ray zur Verfügung. Doch so rasch wollte ich in Sachen Bild und Ton nicht aufgeben und fand denn auch eine DVD mit dem Titel Made in Japan. Doch aufgrund von Kundenrezensionen fand ich heraus, dass diese DVD keine originalen Video-Aufnahmen dieser Konzerte enthielt und die geprellten Konsumenten machten daraus keinen Hehl und schreiben von Geldmacherei, ja sogar Betrug. Offenbar gibt es von diesen drei Konzerten keine professionellen Video-Aufnahmen. Wie ich weiter erfuhr, gibt es höchstens verbastelte Amateur-Aufnahmen. Frust, Frust, Frust ...
Neu gegen alt
Doch sehr interessant sind die Vergleiche der im Jahre 2013/14 getätigten Stereo-Abmischungen ab mehrkanaligen analogen Masterbändern und dem originalen Mix aus dem Jahre 1972.
Hier darf man nun diskutieren, ob die neuen modernen Ohren den Sound von anno dazumal besser interpretieren. Meiner Ansicht nach nicht immer. Gerade bei einem der wohl genialsten Rock-Stücke aller Zeiten, dem "Child in Time", drehen die Leute im Jahre 2014 gleich zu Beginn des Stückes den Pegel all zu früh auf und reduzieren so die Dynamik und damit die gigantische musikalische und pegelmässige Steigerung, die in die absolute Ekstase ausarten kann. Hier ist die originale Abmischung weitaus wirkungsvoller.
Bei anderen Stücken überzeugt allerdings die grössere Klarheit der neuen Abmischung und der etwas druckvollere Bass. Doch die alte Version hat für meine Ohren klar mehr Stimmung. Insgesamt möchte ich behaupten, dass sich der Aufwand für die Neuabmischung nicht gelohnt hat. Aber in dieser Beziehung gehen die Meinungen auseinander, wie es auch die Kommentare in zahlreichen Foren zeigen.
Zum Schluss noch ein Lichtblick der allen Frust vergessen lässt: Die Musik ist göttlich!