David Hazeltine ist einer der wenigen, momentan aktiven Jazzpianisten, die das gesamte musikalisch-technische Spektrum abdecken: Neben seiner Arbeit als innovativer Komponist und Arrangeur wirkt er auf hunderten von Aufnahmen als Begleiter mit. Zudem existieren über 30 CDs unter seinem Namen.
Doch David Hazeltine ist auch ein brillanter Lehrer, sowohl für angehende Pianisten als auch im Fach Reharmonisierung. Der Hal Leonard Verlag publizierte ein neues «Real Book – Enhanced Edition» (das Original dürfte wohl das weitverbreitetste Hilfsmittel für Jazz- und U-Musiker sein) mit 200 bekannten Standards, die von David harmonisch überarbeitet wurden.
Ein besonders anschauliches Beispiel von hazeltinescher Reharmonisierung ist auch auf diesem Album zu hören: Das von vielen Jazzgrössen interpretierte und allseits bekannte «Smoke Gets in Your Eyes» ist hier nicht nur rhythmisch, sondern eben auch harmonisch neu eingekleidet worden – ein Überraschungsgenuss!
Professor Hazeltine
Nach einigen Jahren als Associate Professor am Berklee College of Music in Boston unterrichtet David Hazeltine heute an der State University of New York (SUNY) in Purchase – und für ein Publikum und Studenten in aller Welt auch online. Seine Rehamonisierungslektionen sind auf jazzpianomastery.com zu finden, während er zusätzliche Unterrichtseinheiten vor allem über das Jazz-Klavier im Bebop auf mymusicmasterclass.com anbietet.
The Time is Now
Dass sich David Hazeltine endlich den Wunsch erfüllte, mit den Jazzlegenden Ron Carter und Al Foster ein Album aufzunehmen, hat einen Grund, der auch im Albumtitel (und der Titelkomposition) zu finden ist: Nach einem unerwarteten, gesundheitlichen Problem wurde ihm bewusst: Jetzt oder nie, «The Time is Now».
Hazeltine wollte auf diesem Album zwar Neues wagen, doch sollte es vor allem «schön, swingend und harmonisch interessant werden, ohne zu überladen und zu arrangiert zu wirken», wie er in einem Interview erklärte. Und dies gelang ihm voll und ganz.
Seine perlenden Improvisationen über neuen Akkorden, ohne je zu experimentell zu wirken, werden von den beiden Altmeistern Ron Carter (Jahrgang 1937) und Al Foster (Jahrgang 1944) perfekt unterstützt. Beide liefern auch hervorragende Soli, geschmackvoll integriert, nie zu aufdringlich – einfach ideal.
Fazit
«The Time is Now» wird kaum als Meilenstein in die Jazzgeschichte eingehen. Dennoch ist dieses schöne und spannende Album, das mit musikalisch-harmonischen Überraschungen aufwartet, eine Empfehlung wert.
Wirklich zu schätzen lernt man es jedoch erst nach mehrmaligem Anhören – als Hintergrund-Stream ist es dann doch viel zu schade.