Das Display des HDAB 10.«Essence»
Zu seinem 65. Geburtstag und für sein 25. Album als Leader arrangierte er für seine 18-köpfige All Star Band elf seiner Kompositionen neu. Von sämtlichen Stücken, die in über 40 Jahren entstanden, gibt es ältere Aufnahmen, zum Teil als Solo-Performance, teilweise mit kleineren Besetzungen, doch nie in dieser Form.
Auch wenn Camilos virtuoses Klavierspiel im Zentrum steht, so sind es eben so sehr die rhythmisch perfekte Perkussion und die aussergewöhnliche Big Band sowie die weiteren Solisten, die dieses unglaublich komplex arrangierte, musikalische Feuerwerk explodieren lassen. Alles wirkt exakt und eben doch «laid back» (entspannt). Wenn zum Beispiel für das Posaunensolo in «Mongo’s Blues» kurzfristig Latin zu Swing wird, geschieht dies fliessend, organisch. Und was danach mit Schlagzeug und Perkussion abgeht, ist schlichtweg superb – auch aufnahmetechnisch perfekt. Und wenn in «Just Like You» Einflüsse von Klassik, Film- und Striplokalmusik ein jammerndes Altsaxofon untermalen, so bleibt das ganze komplex, stil- und stimmungsvoll … elegant.
Kaum ausgeblendet beginnt in «Yes» unisono eine Aufholjagd, in der die gesamte Big Band zusammen mit dem Bass BeBop-artige Phrasen zitieren, die (als kurze Verschnaufpause) in ein Trompetensolo münden.
In «On Fire» brennt alles lichterloh: Band, Rhythmusgruppe und natürlich Michel Camilos Klavier. Wenn man die Lautstärke etwas anheben darf, ist der Eindruck noch enormer.
Und so geht es über eine Stunde lang, eine Stunde des Staunens und Geniessens. Und mit jedem erneuten Abspielen entdeckt man Neues, begeistern Soli, Einwürfe oder rhythmische Extravaganzen der Congas und Bongos.
«Essence» ist uneingeschränkt empfehlenswert, sowohl aus musikalischer als auch klanglicher (aufnahmetechnischer) Sicht.

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