MUSIKREZENSION
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Publikationsdatum
12. April 2022
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MEDIEN

1991 erschien bei Arista Records eine CD, betitelt mit «Curtis Stigers». Es war das Debutalbum eines bis anhin kaum bekannten 25-jährigen Sängers, Komponisten und Multiinstrumentalisten. Es verkaufte sich innert kürzester Zeit millionenfach, erhielt also den Status «Multiplatinum».

Auch ich gehörte damals zu den Käufern und hörte mir während den kommenden Wochen Stigers Stücke (vorwiegend im Auto) immer wieder an.

Und nun, 31 Jahre später, nahm Stigers, aufgemuntert durch seine Fans, elf seiner Greatest Hits (davon sieben Eigenkompositionen) völlig überarbeitet und mit einer kleinen Band neu auf. Das Resultat liess mich aufhorchen, was in den meisten Fällen zu einer Rezension führt.

Curtis Stigers

Offiziell wurde Curtis Stigers 1965 in Hollywood (CA) geboren, wuchs jedoch in Boise, Idaho auf. Schon als Teenager spielte er (als Schlagzeuger und Gitarrist) in Rock- und Blues-Bands, erhielt zusätzlich eine Ausbildung in Klarinette und Saxofon an der Highschool in Boise.

Boise war ebenfalls die Heimatstadt meines Lieblings-Jazzpianisten Gene Harris (1933–2000). Harris organisierte regelmässig Jam Sessions im Idanha Hotel in Boise, um den Jazznachwuchs zu fördern. Diese Sessions waren auch der Auslöser für Curtis Stigers, sich dem Jazz zuzuwenden.

1987 zog er nach NYC und schlug sich zuerst als Saxofonist, gelegentlich als Sänger, jedoch vor allem als Komponist durch. Bald erhielt er einen Schallplattenvertrag mit Arista und kurz darauf kam es zum eingangs erwähnten Grosserfolg.

Um nicht im «Pop-Sumpf» stecken zu bleiben, verliess Stigers nach zwei Alben Arista, wechselte zuerst zu Capitol, doch schon nach einer einzigen Produktion wechselte er 2001 zu Concord Records. Er spezialisierte sich in den kommenden Jahren darauf, bekannte Lieder von Randy Newman, Elvis Costello, Tom Waits u.v.a. als jazzige Versionen zu interpretieren und daneben seine eigenen Songs aufzunehmen.

Er scheute sich auch nicht, die Country-Schiene zu versuchen: Seine Titelmelodie «This Life» zur in den USA sehr erfolgreichen TV-Serie «Sons of Anarchy» wie auch Nick Lowes Song «(What’s So Funny ‘Bout) Peace Love and Understanding», der zum Soundtrack-Album des Films «The Bodyguard» gehört, brachten ihm zusätzliche Bekanntheit. 2009 machte er einen Abstecher in die Musical-Szene und trat an den BBC Proms mit einigen MGM-Musical-Liedern live auf.

Doch nun, nach zwölf Alben unter eigenem Namen und diversen Kollaborationen, meldet er sich zurück mit seinem eigenen, jazzigen Stil in kleiner Formation.

This Life

Eingespielt mit einer Minimalbesetzung (Piano, Bass, Drums mit zusätzlicher Orgel resp. Keyboards und einem Trompeter) glänzt Curtis Stigers vor allem mit seiner ausdrucksvollen Stimme und spielt zudem Saxofon. Die Arrangements sind ausnahmslos spannend, alle Instrumente wurden ideal besetzt. Es bleibt viel Raum für einige ansprechende und vor allem perfekt passende Instrumentalsoli oder zumindest Einwürfe.

Der Funk-Groove ist mitreissend, die Balladen haben Tiefgang (nicht zuletzt wegen dem soliden und fantasievollen akustischen Bass). Jedes Stück hat seinen eigenen Charakter.

Das gesamte Album ist so vielseitig und abwechslungsreich, dass die knappe Stunde im Nu verstreicht – und man gerne wieder von vorne beginnt, Textstellen entdeckt, die man zuvor wegen der mitreissenden musikalischen Begleitung verpasste, oder anderseits musikalische Finessen hört, die im Genuss der Melodie untergegangen waren.

Klangmässig gibt es weder an der Aufnahme noch an der Abmischung viel auszusetzen. Natürlich wurde alles in diversen Studiosessions aufgenommen, sodass sich nicht alle Musiker je begegnet sein müssten. Und doch klingt das Album wie aus einem Guss. Einzig der Stimme hätte ich eine Prise mehr Präsenz (Höhen) gegönnt, doch das ist Geschmacksache.

Fazit

Curtis Stigers hat in seiner über 30-jährigen Karriere viele Stile abgedeckt und diverse Musikgenres «versucht». Meiner Ansicht nach hat er nach all den Jahren (endlich) wieder zu seiner Passion zurückgefunden und mit «This Life» ein bemerkenswertes Album geschaffen.

STECKBRIEF
Interpret:
Curtis Stigers
Besetzung:
Curtis Stigers, Vocals, Tenor + Soprano Saxophone
Matthew Fries, E-Piano, Piano
Larry Goldings, Organ, Keyboards
Cliff Schmitt, Bass
Keith Hall oder Paul Wells, Drums
John Schneider, Trumpet
Albumtitel:
This Life
Komponist:
Curtis Stigers (7), verschiedene (4)
Herkunft:
USA
Label:
UMI Jazz Germany
Erscheinungsdatum:
25.02.2022
Spieldauer:
58:01
Tonformat:
FLAC 24-Bit 96.0 kHz – Stereo
Medium:
Download/Streaming
Musikwertung:
9
Klangwertung:
8
Bezugsquellen