Bach - modern und farbenreich
Joshua Bell und seine Leute sollen nun die Erkenntnisse der historisch informierten Spielweise nutzen und eine moderne, schwungvolle und farbenreiche Interpretation dieser Werke schaffen. Bell meint zudem, dass er gerne unauthentisch sei. Wichtig sei ihm, dass Bach nicht pedantisch und nicht stilisiert klinge.
Gleich im Violin Concerto No. 1, BWV 1041 lässt Bell die Katze aus dem Sack und zeigt, wie er gedenkt, heute Bach zu spielen: elegant und lässig und wohlklingend. Zeitweise hat man allerdings den Eindruck, dass der Stargeiger sich mit seiner stupenden Technik irgendwie unterfordert fühlt und Bach mit sehr wenig Tiefgang interpretiert. So spielt er über geniale Passagen hinweg, als wären sie Fingerübungen zum Aufwärmen. Immer aber huldigt er dem Wohlklang und versucht nie und nimmer seiner kostbaren Stradivari Gewalt anzutun, wie das so viele andere Geiger immer wieder tun, wenn sie versuchen, ihre Gefühlsausbrüche auf diesem doch so zartbesaiteten Instrument auszudrücken. Nie schrillt und kratzt es bei Bell, der schöne Klang seines Traum-Instrumentes beherrscht die Szene.
Doch bei der Chaconne der Partita No. 2 in D Minor, BWV 1004 (J.S. Bach/Mendelssohn, arrangiert von Milone) greift Bell wesentlich tiefer in die Gefühlskiste. So ist diese ursprünglich für Violine Solo komponierte und auch für den Hörer recht anspruchsvolle Chaconne hier mit Orchesterbegleitung ein wahrer Ohrwurm mit echtem Tiefgang.
Schnödes CD-Format?
Zum Klang ist zu sagen, dass ich zunächst nicht gerade begeistert war. Mit den üblichen Vorurteilen belastet, dachte ich zunächst, dass die Sony Tonmeister halt westliche Musik etwas anders empfinden. Doch weit gefehlt: Die Aufnahme wurde in London am 28. und 29. April 2014 in den Air-Studios vom Produzenten und Tonmeister Adam Abeshouse getätigt.
Also woran lag es denn, dass der Funke nicht überspringen wollte? Als erstes wurde mal der eher kühl und analytisch klingende DAC ausgetauscht. Mit dem KingRex DAC UD384 mit Akku-Speisung, der gerade bei Streicherklängen immer wieder zur absoluten Höchstform aufspielen kann, erhielten diese delikaten Instrumente deutlich mehr Charme.
Doch dann der Schock: Die Highresolution-Files, die ich von der Webseite von HighresAudio heruntergeladen habe, besitzen folgendes Format: Flac mit "schnöden" 44/24 Bit. Doch man weiss inzwischen, dass eine gute CD mit einer Samplingfrequzenz von 44.1 kHz und einer Auflösung von 16 Bit weitaus besser klingen kann, als eine verfehlte 192/24 Aufnahme. Und zudem ist der Unterschied zwischen den 16 Bit der CD und den hier vorliegenden 24 Bit deutlich hörbar. Mit den "richtigen" Komponenten, klingt das Album wirklich sehr gut.
Fazit
In seinem ersten Bach-Album bringt der Stargeiger Joshua Bell Bach-Hits in so genannt moderner, eleganter und polierter Spielweise, bei welcher der Wohlklang meist über dem musikalischen Tiefgang steht. Also nicht das wahre für Bach-Puristen, jedoch genau das richtige Klangmaterial für aussagekräftige Hörtests. Denn obwohl das Format "lediglich" Flac 44/24 Bit ist, klingt die Aufnahme wirklich gut.