Drei auf einen Streich
An vorderster Front der neuerlichen TV-Revolution ist neben Sony und Samsung vor allem Panasonic aktiv. Noch dieses Jahr bringt der japanische Grosskonzern sowohl 3D fähige Full-HD-Plasmas mit Hightech 3D-Brillen, als auch einen 3D-Blu-ray-Player auf den Markt.
Damit auch 3D-Material produziert werden kann, lanciert Panasonic ausserdem eine passende 3D-Kamera. Des weiteren engagiert sich das Unternehmen in Hollywood in der Entwicklung und Produktion neuer 3D-Filme. Dank dieser Kombitaktik schlägt Panasonic drei Fliegen mit einer Klappe. Sie produzieren gleichzeitig Abspielgeräte, Monitore und Kameras für einen neuen Markt - den 3D-Markt. Der Vorteil für die Industrie ist ein Nachteil für den Konsumenten: Um 3D zu sehen, muss alles neu gekauft werden. Heutige Plasmas oder Blu-ray-Player sind nicht 3D-Ready. Nichts desto trotz stand die 3D-Technologie an der Panasonic-Convention in München klar im Mittelpunkt.
Dank Hightech zum Durchbruch
Die 3D-Technik ist keineswegs etwas Neues. Bereits 1895 experimentierten die Gebrüder Lumière für ihren Kurzfilm „L'arrivée d'un train à La Ciotat" („Die Ankunft eines Zuges im Bahnhof La Ciotat") mit 3D. Rot-Grün eingefärbte Kontraste sollten dabei einen plastischen Effekt erzeugen.
Die erste Glanzzeit des 3D-Films kam dann aber erst Mitte der 50er-Jahre, als es in den Kinos zu einem ähnlichen Effekt kam wie heute: Da Fernsehgeräte zu dieser Zeit für die breite Masse erschwinglich wurden, versuchten sich die Kinos etwas neues zu überlegen, um die Zuschauer wieder in die Säle zu locken. Sogar Grössen wie Alfred Hitchcock drehten Filme mit 3D-Effekten („Bei Anruf Mord", 1954).
Doch der grosse Durchbruch blieb aus. Für die 3D-Technik muss alles mit zwei Optiken aufgezeichnet werden (einmal für das linke, einmal für das rechte Auge). Da die analogen Filmkameras nur sehr schwer miteinander zu synchronisieren waren, wurden Kamerabewegungen sehr eingeschränkt. Ausserdem, war die Qualität schlicht zu schlecht und die Kinobesucher waren es leid, 3D-Brillen zu tragen.
Zwar kommen die Leute auch heute nicht darum herum, 3D-Brillen zu tragen, dennoch hat sich dank der Digitaltechnik einiges geändert. Zwei Digitalkameras zu synchronisieren ist kein Problem mehr, ausserdem bestehen die 3D-Brillen von heute nicht mehr bloss aus zwei verschiedenfarbigen Filtern.
Die Technik, die im Wohnzimmer Einzug halten soll, ist die sogenannte Shutter-Technik. Bei dieser Technik werden zwei Full-HD-Bilder überlagert. Das erste Halbbild für das rechte Auge und das zweite Halbbild für das linke Auge. Die Shutter-Brille dunkelt abwechslungsweise das linke und das rechte Auge ab. Per Funk ist die Brille mit dem TV-Gerät synchronisiert, so bekommt das Auge jeweils nur das zu sehen, was es sollte. Die Verdunklungszyklen der Brille sind so schnell (25 mal pro Sekunde), dass das Auge diese gar nicht wahrnimmt, dafür aber eine dreidimensionale Darstellung sieht.
Full HD-3D ab 50 Zoll
Im Laufe des kommenden Frühlings bringt Panasonic das erste 3D-fähige Plasmagerät auf den Markt. Das 50-Zoll-3D-Modell nennt sich TX-P50VT20 und sieht rein optisch wie ein gewöhnlicher Plasma aus. Zur Unterscheidung kommt bei Panasonic aber zum ersten Mal ein braunschwarz-schimmernder Rahmen zum Zug. Der erste Eindruck (bei Kunstlicht in einem Ausstellungsraum) war durchaus positiv. Frontal betrachtet scheint das Gerät schwarz, seitlich schimmert ein leicht brauner Farbton heraus. Edel.
Ein zweites 3D-Modell mit einer Grösse von 65 Zoll kommt dann im Juni auf dem Markt (TX-P65VT20). Zwei batteriebetriebene Shutterbrillen sollen bei beiden Geräten im Lieferumfang enthalten sein. Für eine zusätzliche 3D-Brille muss dann rund 200 Franken investiert werden. Die Preise für die neuen 3D-Full-HD-Plasmas sind derzeit noch nicht offiziell, gut unterrichtete Quellen gaben aber gegenüber avguide.ch an, dass der Preis beim 50-Zöller wohl um die 3500 Franken sein wird. Was indes aber klar ist - die 3D-Plasmas können dank einer neuen 600 Hz-Technologie auch 2D-Filme in Perfektion wiedergeben.
Player im Mai, Kamera im September
Passend zur neuen 3D-Plasma-Reihe wird anfangs Mai der Panasonic DMP-BDT300 verfügbar sein. Der neue Blu-ray-Player bietet neben der Wiedergabe von 3D-Blu-rays zwei HDMI-Ausgänge, Ethernetanschluss für den Zugang zum Panasonic Online-Portal Viera Cast, sowie einen SD-Kartenslot über welchen HD-Materialen abgespielt werden können.
Zwei HDMI-Ausgänge hat der Player, damit 3D-Material über den neuen HDMI 1.4-Standart direkt auf den Plasma gegeben werden kann und gleichzeitig der Ton auf einen bestehenden Dolby Digital Receiver gegeben werden kann - ganz alles muss also nicht neu angeschafft werden.
Da der Player noch nicht zum Test freigegeben war, konnte avguide.ch nicht überprüfen, ob die Ankündigung stimmt, dass der Panasonic DMP-BDT300 über einen ultraschnellen Start verfügt. Laut Beschrieb soll das Modell in nur 0.5 Sekunden einsatzbereit sein.
Damit die Industrie auch fleissig 3D-Material produzieren kann, lanciert Panasonic die erste „zweiäugige-Kamera", die AG-3DA1. Die 3D-Kamera ist mit zwei Objektiven und zwei Sensoren ausgerüstet, sodass sie direkt in 3D filmen kann. Im Gegensatz zu anderen Geräten sind beide Kameras in einem Gehäuse untergebracht.
Die nur drei Kilogramm schwere AG-3DA1 zeichnet dabei das 3D-Material auf SD-Karten mit einer Full-HD-Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln auf. Die Kalibrierung der beiden Objektive übernimmt die Kamera von alleine, so wird gewährleistet, dass die beiden Objektive jeweils exakt zu einander ausgerichtet sind.
Dass die Kamera klar im professionellen Bereich angesiedelt ist, zeigt der Umstand, dass sie nur auf Bestellung angefertigt wird und rund 20'000 Dollar kosten soll. Ab September soll sie marktreif sein.
3D-Revolution - Ja oder nein?
Eines steht fest. 3D in der neusten Generation funktioniert und sieht toll aus. Werden die Effekte dezent eingesetzt, so kann tatsächlich ein tolles, neues Fernseherlebnis entstehen. Ich bin davon überzeugt, dass sich der neue Standard mit dem Brand „3D-Ready" schon bald etablieren wird. Auch laufen im nahen Ausland schon einige Tests, bei denen zum Beispiel Sportanlässe in 3D aufgezeichnet und auch ausgestrahlt werden.Grosses Potential hat 3D ausserdem bei Spielkonsolen, da ist der „Mittendrineffekt" einfach fantastisch. Dennoch glaube ich nicht, dass 3D in allen Bereichen kommen wird.
Man wird 3D bewusst einsetzen - um zum Beispiel mit der Familie an einem Samstag-Abend einen 3D-Film zu schauen. Für den alltäglichen Gebrauch wird sich 3D aber kaum durchsetzen, zu mindest so lange nicht, wie man dafür eine Brille benötigt - und diese wird die nächsten fünf bis zehn Jahre kaum wegzudenken sein.