Aufstellung wand- oder ecknah: ein No-Go?
Häufig ist zu hören, dass wandnah oder ecknah aufgestellte Lautsprecher einen aufgedunsenen und dröhnenden Bass liefern. Bei einigen Lautsprechertypen trifft dies in der Tat zu. Bei Lautsprechern, die wie eingangs erwähnt keine Möglichkeit zur Basseinstellung bieten, kann dies zu treffen. Vor allem bei Lautsprechern, bei welchen der Bass möglichst linear bis zu der Grenzfrequenz hingezogen wird.
Beim Bassreflexlautsprecher, der zwar einen in der Regel linearen Frequenzgang (betrachtet im statischen Bereich) aufweist, aber beim Ausschwingverhalten verzögert reagiert (siehe auch Artikel Bassreflex vs. geschlossen), wird sich die Basswiedergabe durch die Überhöhung, die durch die wandnahe Aufstellung resultiert, qualitativ negativ auswirken. Dazu muss man sagen, dass es unterschiedlich abgestimmte Bassreflexsysteme gibt und sich diese Verschlechterung auch unterschiedlich auswirkt.
Entscheidend ist, für welche Situation der Hersteller seinen Lautsprecher entwickelt hat. Vor allem frühere englische Hersteller haben der wandnahen Aufstellung Rechnung getragen und die Lautsprecher dementsprechend abgestimmt.
Bei aktiven Systemen verhält sich dies dank Einstellmöglichkeiten etwas anders. Bei aktiven Subwoofern, die normalerweise nicht mehr als bis 100 Hz hinauf eingesetzt werden, spielt der Wandabstand bis zu einem gewissen Mass eine untergeordnete Rolle für den weiter oben beschriebenen Auslöschungseffekt. Denn dort strahlt diese ja keinen Schall mehr ab.
Vor allem teurere Aktiv-Subwoofer sind vornehmlich als geschlossene Gehäuse aufgebaut und bieten von Grund auf meist eine gute Impulswiedergabe, sodass einer wand- oder ecknahen Aufstellung nichts im Wege steht. Ich habe dies selber in verschiedene Anordnungen (Stereo und Mehrkanal) ausprobiert und stellte fest, dass die Qualität des Basses keinesfalls leidet.
Allerdings bedingt eine solche Aufstellung die sorgfältige Anpassung des Pegels und im besten Fall auch die Kompensation der Raummoden mittels Einmesssystem oder auch manuell. Dasselbe gilt auch für aktive Lautsprechersysteme, welche die entsprechenden Regelmöglichkeiten im Bass bieten.
Aufstellung in der Praxis
Natürlich sind die effektiven Verhältnisse in der Praxis noch wesentlich komplexer, doch einige wichtige Aspekte wurden in diesem Artikel erläutert, welche grundlegende Überlegungen ermöglichen. Es stellt sich nun die Frage: Wie stelle ich den Lautsprecher oder Subwoofer konkret in meinem Hörraum auf? Es gibt bei Lautsprechern (Subwoofer ausgenommen) naturgemäss noch andere Faktoren zu berücksichtigen als nur den Bassbereich: z. B. die Räumlichkeit, welche wiederum vom Einwinkeln und vom Abstand der Lautsprecher zueinander abhängig ist, auf das ich hier nicht genauer eingehen möchte.
Prinzipiell gilt auch im Jahr 2021 noch, dass die Lautsprecher zueinander etwa den gleichen Abstand haben wie diese zum Zuhörer. Bei den meisten Lautsprechern ist es zudem von Vorteil, wenn diese zum Hörer hin angewinkelt werden. Geschlossene Lautsprecher und aktive Lautsprecher sowie Aktiv-Subwoofer dürfen wandnah aufgestellt werden (näher als 1 m) und werden mittels Pegelregler entsprechend dem persönlichen Geschmack eingestellt.
Wer ein Messmikrofon und eine Messsoftware hat (z. B. REW), kann natürlich Messungen am Hörplatz machen und hat so auch eine objektive Kontrolle. Zu beachten ist allerdings, dass eine wandnahe Aufstellung die Räumlichkeit beeinflussen kann, je nach Abstrahlverhalten im mittleren und hohen Frequenzbereich. Passive Lautsprecher, vor allem Bassreflex, Transmissonline etc. brauchen bei der Aufstellung mehr Fingerspitzengefühl. Man kommt nicht darum herum, die Lautsprecher zu hören und zu verschieben (vor allem zur Rückwand hin), bis das Ergebnis stimmt. Das heisst, der Bass wird satt, aber nicht dröhnig.
Bietet der Raum vom Gestalterischen her keine grossen Möglichkeiten, kann in vielen Fällen ein Einmesssystem Abhilfe schaffen. Während dies bei AV-Receivern seit mehr als einem Jahrzehnt Standard ist, kommen in letzter Zeit auch immer mehr Stereo-Geräte auf den Markt, die ebenfalls eine Einmessung anbieten. Dies hilft zumindest, das störende Dröhnen zu minimieren. Dies wird übrigens auch dem Nachbar gefallen, denn auch bei ihm wird es so weniger dröhnen.