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Gespräch mit Piega-Geschäftsführer Leo Greiner

Leo Greiner, einer der Piega-Gründer, beleuchtet die Vergangenheit und die Zukunft.Leo Greiner, einer der Piega-Gründer, beleuchtet die Vergangenheit und die Zukunft.

Hans Jürg Baum von avguide.ch sprach anlässlich der Piega Open Days 2016 mit Leo Greiner.

Vor wie vielen Jahren haben Sie zusammen mit Kurt Scheuch Piega gegründet?

Das ist eine lange Zeit; fast 30 Jahre. Ursprünglich dachte ich, dass wir nach 5 Jahren auf dem Höhepunkt seien und keine Steigerung mehr möglich sei. Dem war nicht so.


Wie und wo haben Sie sich kennengelernt und beschlossen, eine Lautsprechermanufaktur zu gründen?
In unserer Jugend haben Kurt Scheuch und ich schon eigene Lautsprecherkreationen gebaut und diese im Freundeskreis verkauft. Wir haben unsere Erfahrungen häufig ausgetauscht und bereits zu diesem Zeitpunkt Projekte zusammen realisiert. Kurt war bekannt für gute Lautsprecher, ich für schöne. Ein Freund von mir, Christian Schmid, auch Besitzer einer meiner Lautsprecher-Kreationen, hat sich periodisch erkundigt, was es denn Neues bei Kurt und mir gab. Exakt zu dieser Zeit hatte Kurt Scheuch sein erstes Bändchen entwickelt und ich schwärmte bei Christian von dessen überragenden Klangqualitäten. Das schien derart überzeugend zu sein, dass er vorschlug, dies professionell zu vermarkten. Das war der Startschuss von Piega.

Was war das von Ihnen angepeilte Ziel?
Als wir Piega gründeten, setzten wir uns viele Ziele. Hier einige davon: Da wir unser Hobby zum Beruf machten, war unser Minimalziel, davon leben zu können. Auch wollten wir mit unseren Lautsprechern sowohl klanglich wie auch optisch in der Weltspitze mitmischen. Unabhängig sein. Nur mit Geschäftspartnern zusammenarbeiten, die uns sympathisch sind. Angestellte zu haben, die gerne zur Arbeit gehen, mit Freude und Enthusiasmus dabei sind und sich mit dem Produkt identifizieren können.

Haben Sie dieses heute erreicht?

Im Grossen und Ganzen haben wir diese Ziele eher übertroffen.

Wie sahen Sie damals die Aufgabenverteilung zwischen Ihnen und Herrn Scheuch? Und ist es heute noch so?
Als Zweimannunternehmen zu Beginn war unsere Aufgabenteilung nicht definiert. Beide machten alles. Wir haben uns aber bereits dort sehr gut ergänzt und jeder hat seine Fähigkeiten zum Wohl der Firma eingebracht. Als wir grösser wurden, ergaben sich automatisch für jeden von uns die für Piega wichtigen Aufgabenaufteilungen.  

Was waren damals so Ihre Ideal-Lautsprecher?
Fasziniert hatten mich die Dynamik von Hornlautsprechern und die seidige, hochauflösende Klangcharakteristik von Elektrostaten. Unser Ziel war es, diese beiden Komponenten in unseren Lautsprechern zu vereinen.

Mit welchem Startkapital haben Sie damals begonnen?
Wir drei Gründer haben insgesamt 200'000 Franken eingebracht. Zu dieser Zeit waren die Banken noch etwas risikoreicher und wir konnten über einen ungedeckten Kredit in Höhe des eingebrachten Startkapitals verfügen.

Um wie viel grösser ist heute Ihr Unternehmen als im zweiten Jahr nach der Gründung?
Grösse ist relativ. Wenn man allerdings den Umsatz als Grössenordnung nimmt, sind wir etwa 50-mal "grösser" geworden.

Wohin in alle Welt gehen Ihre Produkte und zu wie viel Prozent wohin?
Mittlerweile exportieren wir in rund 20 Länder. Die Schweiz ist aber immer noch unsere Basis – und uns sehr wichtig. Das letzte Jahr war unser Exportanteil bei 60%.


Was ist Ihre Meinung zur Master Line Source 2? Ein Spleen von Entwickler Kurt Scheuch oder eine Notwendigkeit?
Eine hervorragende Umsetzung unserer ursprünglichen Ziele. Dynamik mit hervorragender Auflösung und Räumlichkeit. Normalerweise müsste ein solches Lautsprecherkonzept im Verhältnis 1:2 frei im Raum stehen. Dank erstmaligem Einsatz einer Akustiklinse im Mittel-/Hochtonbereich für den indirekten Schallanteil kann die MLS 2 wie andere Lautsprecher platziert werden. Meiner Ansicht nach ein ganz wichtiger Aspekt, den es für viele Dipol-Lautsprecher-Liebhaber bisher verunmöglichte, ein solches System zu Hause zu betreiben.

Solche Entwicklungen kosten ein Riesengeld. Verdienen Sie an einer Master Line Source 2 noch etwas oder legen Sie für dieses Image-Produkt drauf?
Unsere Entwicklungen werden bei uns nicht aktiviert, sondern aus dem laufenden Geschäft finanziert. Daher können wir auch kommerziell wenig interessante Konstruktionen realisieren, die für uns aber konzeptionell wichtig sind.

Welche Aufgaben haben Ihre beiden Söhne Alexander und Manuel in Ihrem Betrieb?
Vor einigen Jahren gründeten wir die Tochterfirma Lakeside SA, welche sich mit dem Schweizer Vertrieb einiger ausgewählter Marken beschäftigt. Aktuell ist das Marantz, T+A und Tivoli. Alexander zeichnet für das Wohlergehen der Lakeside verantwortlich. Manuel betreut den Export für Piega, engagiert sich für die PR-Arbeit sowie die verschiedenen internationalen Veranstaltungen und Messen.

Der Onlinehandel hat den Markt gründlich verändert. Denken Sie, dass auch High-End-Produkte dereinst via Internet verkauft werden?
Es kommt mir nicht in den Sinn, Dinge online zu kaufen, die mir emotional wichtig sind. Die Vorstellung, ein Möbel- oder Kleidungsstück zu erwerden, welches ich nicht in natura gesehen habe, ist für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Darum kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Hi-End-Produkte, die ja sehr viel mit Empfindungen und Gefühlen verknüpft sind, über den Internethandel abzuwickeln.

Wie viel Prozente Ihres Ausstosses werden heute über den Fachhandel und wie viel via Onlinehandel verkauft?
Im höheren Preissegment wird nahezu 100% über den Fachhandel verkauft.

Ist Ihrer Meinung nach die relativ hohe Fachhändlermarge bei Ihren Produkten  gerechtfertigt? Und woraus besteht der Service, den die Fachhändler heute noch bieten?
Wenn man bedenkt, dass der Händler sowohl finanziell wie auch von der Infrastruktur viel anbietet, ist die Handelsmarge sicherlich gerechtfertigt. Man stelle sich nur einmal vor, wie sich das Stadtbild negativ verändern würde, wenn es keine Detailhändler mehr gäbe. Ich höre immer wieder von Endkonsumenten, die extrem froh sind, wenn sie eine auf ihre Bedürfnisse zugeschneiderte Individuallösung erhalten.

Denken Sie daran, dereinst selber Produkte bei Ihnen im Hause vorzuführen oder sogar diese auch im Hause zu verkaufen?
Wir haben schon heute Vorführmöglichkeiten und bieten diese als Dienstleistung auch an.

Wie viele Leute arbeiten in Ihrem Betrieb? Und wie wird sich die Zahl der bei Ihnen Angestellten in Zukunft entwickeln?
Unser Team ist schon seit Jahren plus/minus gleich gross. Piega beschäftigt rund 20 Angestellte. Eine Grösse, die sich gut bewährt hat. Ich gehe davon aus, dass sich unsere Betriebsgrösse in Zukunft nicht wesentlich verändern wird.

Besten Dank für das hochinteressante Gespräch.