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Publikationsdatum
30. November 2018
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Goldmedia.com publizierte am 22. Oktober, dass die Umsätze mit Audiostreaming-Abonnementen die des Radio-Werbemarkts in Deutschland bald übertreffen würden. Das sind Fakten. Die Interpretation der Fakten erweist sich aber als irreführend: Man spricht von «disruptiven Veränderungen im Audiomarkt» und von einer «digitalen Zeitwende in der Audio-Nutzung». Was aber hat das mit Werbeumsätzen der Radio-Branche zu tun?

Damit wird interpretiert, dass das Medium Radio vom Medium Audiostreaming überholt wird und suggeriert einen Bedeutungsverlust von Radio. Gleichzeitig berichtet Nielsen Soundscan in den USA von Radio als meistgenutztem Medium für Musikhörer.

Radio

Radiosender finanzieren sich über die Werbung. Ausnahme sind öffentlich-rechtliche Radiostationen. Sie werden über Gebühren (Steuern) (teil-)finanziert. Die Werbezeiten der Radiosender sind beschränkt. Es stehen pro Tag vielleicht 16 Stunden zur Verfügung, während denen Werbung verkauft werden kann.

Zu viel Werbung wird von den Hörern nicht geschätzt und sie wechseln den Sender. Die Werbekosten sind von der ermittelten Anzahl Hörer zu unterschiedlichen Sendezeiten abhängig.

Fazit:
Die Werbeumsätze der Radiowerbung sind beschränkt, pro Sender als auch im Gesamten.

Audiostreaming

Streamingdienste finanzieren sich vorwiegend über Abonnenten. Sie bezahlen eine Gebühr und erhalten unbeschränkten und werbefreien Zutritt. Gratisabos gibt es zwar, aber die sind nicht werbefrei. Streamingdienste haben Zukunft, und sie gewinnen immer mehr Abonnenten. Die Zunahme ist enorm.

Fazit:
Die erzielbaren Umsätze von Streamingdiensten sind beinahe unbeschränkt. Die Obergrenze wird erst dann erreicht, wenn ein grosser Teil der Weltbevölkerung ein Streaming-Abo hat.

Keine Radio-Substitution durch Streaming

Audiostreaming ist die Zukunft, aber die Popularitär von Radio bleibt ungebrochen, weil sich Musikstreaming und Radio gegenseitig nicht im Weg stehen. Radio ist die Kombination von Information, unterhaltsamer Moderation und Musik. Musikstreaming ist der unkomplizierte Zugang zu individuellem Musikmaterial.

Es ist somit falsch, Werbeumsätze von Radio mit Abo-Umsätzen von Audiostreaming zu vergleichen.

Natürlich könnten Streamingdienste auch Radioprogramme anbieten und als Abo für werbefreien Empfang verkaufen. Das würde aber mit grösster Sicherheit nicht funktionieren. Radiosender braucht es sehr viele, um alle Regionen, Sprachen und Kulturen weltweit abzudecken, und Musikstreaming funktioniert langfristig nur, wenn die economy of scale stimmt, also nur dann, wenn möglichst viele Nutzer denselben Service nutzen.

Genau damit haben die Streaminganbieter aber noch stark zu kämpfen, trotz hoher Wachstumsraten bei den Abonnenten.