Quelle: Musikwoche
In einem seiner seltenen Interviews wurde Spotify-CEO Daniel Ek kürzlich von Patrick O'Shaughnessy in dessen Podcast «Invest Like The Best» befragt. Dabei sprach Ek unter anderem über seine Geschäftsphilosophie und die Zukunftsstrategie des Streamingdiensts. «Spotify ist heute ein Unternehmen mit 5000 Mitarbeitern, das jedes Jahr viele Milliarden Dollar macht, und wenn wir diese Wachstumsrate beibehalten wollen, müssten wir jedes Jahr ein oder zwei Milliarden neue Dollar an Einnahmen finden», sagte Ek.
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Daniel EK verschweigt, dass Spotify grosse Verluste schreibt. Zudem haben sich die Verluste mit zunehmendem Umsatz stetig vergrössert. Spotify lebt von seinen Investoren.
Ausserdem nennt Ek im Interview drei Gründe, warum Spotify keine exklusiven Content-Deals in der Musik anstrebt, wie es etwa Netflix und andere Streaming-Plattformen im Film- und Serienbereich machen. «Wir glauben nicht, dass es in der Musik eine tragfähige Strategie ist, Original-Inhalte anzubieten oder unser eigenes Label zu sein», erklärt Ek.
Als Hauptgrund führt Ek an, dass dies für die Künstler keinen Sinn ergeben würde. Denn der überwiegende Teil des Einkommens der heutigen Künstler stamme aus Tourneen und mache etwa 80 Prozent aus, wie Ek es formuliert: «Wenn das dein Geschäft ist, dann ist es deine Kernaufgabe, deine Musik so weit wie möglich zu verbreiten, um neue Fans zu erschaffen, die kommen wollen, um deine Shows zu sehen.»
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Das ist zynisch, Herr Ek! Musiker verdienen mit dem Verkauf ihrer Musik nur noch 20 % ihres Einkommens, weil sie mit Streamingdiensten wie Spotify kaum mehr etwas verdienen können. Das Einkommen mit Tourneen ist beschränkt. Ein Jahr hat nur 52 Wochen. Das schränkt auch die Besuchskapazität der Konzertbesucher ein.
Der zweite Grund sei, dass es durch die Art und Weise, wie Urheberrechtsgesetze aufgebaut seien, viele Player wie Radiosender und andere Plattformen gebe, die nicht jeden musikalischen Inhalt lizenzieren müssten. «Sie können sich auf diese gesetzlichen Lizenzen verlassen und nutzen daher Inhalte. Selbst wenn wir also exklusiven Content haben wollten, könnten wir Radiosendern oder sogar Youtube nicht verbieten, dieselben Inhalte anzubieten.» Deswegen sei der Wert der Exklusivität in der Musik laut Ek «einfach nicht sehr hoch».
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Für Musiker wäre es aber ein hoher Wert, und Spotify würde sich mit der Zeit aus ihrer Abhängigkeit von den Musiklabels lösen. Zudem ist das Urheberrechtsgesetz in den USA in Revision. Radiosender sollen künftig auch in den USA Abgaben entrichten müssen. Die Revision ist politisch weitgehend unbestritten.
«Drittens würden wir mit unseren Lieferanten konkurrieren, was ich im Allgemeinen nicht für eine gute Idee halte», so Ek weiter.
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Etwas mehr Mut, Herr Ek! Das kümmerte Netflix auch nicht. Dank exklusivem Content hat Netflix Erfolg, und die Filmindustrie hat sich damit gut abgefunden. Wenn Steve Jobs die Labels damals auch mit Samthandschuhen angefasst hätte, wäre iTunes nie so erfolgreich und so konsumentenfreundlich geworden. Wir könnten heute noch bloss komplette Alben kaufen und keine einzelnen Songs.
avguide.ch meint
Vielleicht ist es gar keine schlechte Sache, wenn Herr Ek nur selten Interviews gibt ...