«Die neue 800 Serie Diamond umfasst die edelsten Lautsprecher, die Bowers & Wilkins jemals gebaut hat». Dieses Statement lässt aufhorchen, zumal der britische Traditionshersteller schon unzählige audiophile Highlights auf den Markt gebracht hat. Schaut man sich die neue 804 D4 genau an, so kommt man nicht umhin, dem zuzustimmen.
Während sich die grösseren Standmodelle 803 D4, 802 D4 und 801 D4 optisch eher noch an die Vorgänger anlehnen, hat die kleine Standbox eine völlig neue Konstruktionsweise erhalten. Die vor rund sechs Jahren lancierte 804 D3 verfügte noch über ein nach hinten gerundetes Gehäuse mit aufgesetzter Schallwand. Die neue 804 D4 verzichtet auf eine eigentliche Schallwand und besitzt nun die gleiche durchgehend gerundete Front wie die grösseren Geschwister innerhalb der Baureihe. Davon verspricht sich Bowers & Wilkins eine harmonischere Abstrahlung ohne Brechung der Schallwellen durch seitliche Gehäusekanten. Wichtig ist dies insofern, als die 804 D4 nicht über ein abgetrenntes Gehäuse für den Mitteltöner verfügt.
Über vorstehende, in das Gehäuse integrierte Zierringe findet der 16,5-cm-Continuum-Konus dennoch fast ideale Arbeitsbedingungen vor. Runde Gehäuse sind sehr aufwändig herzustellen. Bowers & Wilkins vertraut dabei nicht auf einen externen Zulieferer, sondern fertigt jedes einzelne Gehäuse bei sich im Werk. Dabei ist sehr viel Handarbeit mit im Spiel. Die 804 D4 ist somit kein Massenprodukt; jeder Lautsprecher ist sozusagen ein massgefertigtes Exemplar – hergestellt mit sehr viel Liebe zum Detail.
Die neue Bauform beinhaltet eine verbesserte, mit einer Aluminiumfront verstärkte Matrix-Innenversteifung. Letztere gehört ja seit Urzeiten zur DNA des britischen Traditionsherstellers. Ebenso wie die von der Ur-Nautilus abgeleitete, sich nach hinten verjüngende «Schneckenform» des (aus einem massiven Aluminiumblock gefrästen) Hochtönergehäuses. Dieses wurde für die Serie D4 ebenfalls überarbeitet. Es ist nun deutlich länger und verspricht damit, rückwärtig abgestrahlten Restschall der Diamantkalotte noch besser unschädlich zu machen. Zudem ist es durch eine neue Zweipunkt-Lagerung effektiver vor Resonanzen vonseiten des restlichen Lautsprechers geschützt.
Reichlich Aluminium kommt auch an der Rückseite der Box sowie bei der Deckplatte zum Einsatz: Das gerundete Gehäuse wird hinten mit einer massiven, gerippten Aluplatte durchgehend abgeschlossen. Und auch der Deckel ist nicht mehr aus Holz, sondern aus Aluminium. Das Metall ist hier jedoch gut getarnt: Bis auf den polierten äusseren Rand ist die Oberseite mit wunderbarem Connolly-Leder belegt, was dem Lautsprecher einen zusätzlichen «Touch of Class» verleiht.
Die wohl entscheidendste Verbesserung gegenüber der Vorgängerversion findet sich beim 13-cm-Mitteltöner. Dabei kommt nach wie vor die famose, silberfarbene Continuum-Membran (ein Ergebnis langjähriger Forschung von Bowers & Wilkins) zum Einsatz. Die sickenlose Aufhängung der Membran vermeidet Unlinearitäten, wie sie bei herkömmlichen Membranaufhängungen häufig auftreten.
Neu ist die «biomimetische» Zentrierspinne, welche eine herkömmliche Gewebezentrierspinne ersetzt. Die Spinne sorgt dafür, dass die Schwingspule im Luftspalt des Magnets zentriert bleibt und nicht etwa seitlich streift. Ausserdem stabilisiert sie die Bewegung der Membran und vermeidet übermässige Auslenkungen. Die biomimetische Spinne ist nun deutlich schlanker ausgelegt und vermeidet die Entstehung unerwünschten Luftdrucks an der Rückseite der Membran. Ausserdem wird das Ansprechverhalten im Mitteltonbereich verbessert, indem bei der Schallwandlung (von elektrischen zu akustischen Impulsen) ein geringerer mechanischer Widerstand auftritt. Das Ergebnis soll laut Bowers & Wilkins ein «unvergleichlich transparenter und realistischer Klang im Mitteltonbereich» sein. Eine Formulierung der Superlative, der man nach dem Hörtest ausnahmsweise zustimmen muss.
Nicht zuletzt wurden auch die Frequenzweiche und die Tieftöner überarbeitet. Bei ersterer kommen nun spezielle Bypass-Kondensatoren zum Einsatz, die für noch mehr Feinklang sorgen sollen. Letztere arbeiten mit neu gestalteten Aerofoil-Membranen (ein Verbundmaterial aus Carbonfasern mit leichtem Schaumstoffkern in variabler Stärke) und zusätzlichem Antiresonanz-Plug aus Schaumstoff. Dieser soll die Bewegung der Schwingspule harmonisieren und nichtlineare Verzerrungen zusätzlich reduzieren. Die beiden 16,5-cm-Tieftöner arbeiten auf der nach unten gerichteten, aerodynamisch optimierten Bassreflexöffnung. Ein massiver Aluminiumsockel mit bedämpftem Stahleinsatz sorgt für ein solides Fundament ohne unerwünschte Resonanzen. Die Standfestigkeit der neuen 804 D4 wurde zudem mit neu gestalteten Füssen bzw. Spikes verbessert.
Alles in allem kann man sagen, dass sich die neue 804 D4 technisch kaum noch am Vorgänger anlehnt. Es handelt sich um einen durchgehend neu entwickelten Lautsprecher, der nun nahtlos seinen Platz als «kleine» Standbox innerhalb der Serie 800 D4 einnimmt. Obwohl: So klein ist sie mit einer Höhe von rund 107 cm gar nicht. Dennoch wirkt sie optisch durchaus zierlich, zumal die Standfläche mit rund 31 x 39 cm erfreulich gering ausfällt.
Die Industriedesigner bei Bowers & Wilkins haben zudem ganze Arbeit geleistet, was ein ästhetisches Erscheinungsbild und die Integration in verschiedene Wohnumgebungen betrifft. So ist es erstaunlich, wie unterschiedlich die vier verschiedenen Farbversionen zur Geltung kommen. Neben Schwarz hochglanz, mattem Weiss und klassisch-dunklem «Rosenholz»-Furnier gibt es die Serie 800 D4 neu auch in hellem Nussbaum-Furnier. Letzteres steht auch der 804 D4 wunderbar. Sie wirkt dadurch optisch «leichter» als etwa die schwarze Version. Aber eben, alles Geschmackssache.
Die beiden dunklen Farbvarianten (Schwarz und Rosenut) sind oben mit schwarzem Leder belegt, die hellen Gehäusevarianten (Weiss, Walnut) mit hellgrauem Leder. Und auch die abnehmbaren Frontbespannungen sind farblich angepasst (Grau/Schwarz). Damit bestehen für die 804 D4 gute Chancen, punkto «WAF» (woman’s acceptance factor) zu punkten. Und sowohl die wertvolle Diamantkalotte wie auch die Tief- und der Mitteltöner sind vor neugierig zudrückenden Kinderfingern gut geschützt.