Passend zum Sofa
All zu oft wird der Lautsprecher als Fremdkörper in der Wohnumgebung wahrgenommen. Da mögen die klanglichen Fähigkeiten noch so überzeugen - wenn das Design nicht zur sorgsam zusammengestellten Möbelpalette passen will, bleibt das gute Stück im Laden stehen. Was liegt also näher, als das Design des Lautsprechers flexibel, und damit an vorhandenen Möbeln anpassbar zu gestalten. Das dachte man sich wohl auch in der Revox Konzeptschmiede in Regensdorf. Herausgekommen ist der wohl erste Serienlautsprecher der Welt mit einem Oberflächenüberzug aus echtem Leder.
Und zwar nicht irgendein Lederüberzug: Das komplette Gehäuse wird von der bekannten Schweizer Möbeldesignerfirma "Team-by-Wellis" in Willisau erstellt. Dank optimierten Fertigungsprozessen kann man eine grosse Anzahl an Ledervarianten verarbeiten. Für die Re:sound L 120 steht die gesamte Palette aus dem Team-by-Wellis 24fachen SMART Farbfächer zu Verfügung. Die vom „Team-by-Wellis" ausgewählten Leder stammen allesamt von Schweizer Jungbullen und zeichnen sich durch eine besonders feine Oberfläche aus. Dank einer speziellen Nachbehandlung soll die Oberfläche bei geringem Pflegeaufwand eine hohe Langlebigkeit erreichen. An der Home07 setzte Revox noch einen drauf und präsentierte die nur für den Schweizer Markt hergestellte Spezial-Variante aus behaartem Kuhfell.
Gewachsenes Know-how
Wie bei Revox gewohnt, wurde auch die Re:sound L 120 sorgfältig entwickelt, wobei man sich nicht etwa bei bestehenden Komponenten bediente, sondern den gesamten Lautsprecher von Grund auf neu entwickelte. Die Lautsprecher-Chassis stammen im Mittel-/Tieftonbereich vom Deutschen Hersteller LGB. Beim Hochtöner bediente man sich in Skandinavien. Die D2905 Gewebekalotte von Scan Speak ist kein Schnäppchen, gehört aber zum Feinsten, was der Markt momentan anbietet. Mehrfach bewährt, ist sie schon beinahe ein Garant für einen offen und doch wohlklingenden Hochtonbereich. Der 155 mm Mitteltöner besitzt eine von Hand beschichtete Papiermembran und wird angetrieben von einem eigens entwickelten Magnet/Schwingspulensystem. Ungewöhnlich ist sicher, dass der Mitteltöner auf ein Reflexgehäuse arbeitet, was eine tiefe Übergangsfrequenz zu den beiden parallel geschalteten Basstreibern ermöglicht.
Ein vordringliches Ziel von Wolfgang Kelpin, dem langjährigen Chef der Revox Lautsprecherentwicklung war, einen linearen Phasengang und damit ein ideales Zeitverhalten über den gesamten Frequenzverlauf zu erreichen. Das Frequenzweichendesign orientiert sich an einer von den US-Physikern Linkwitz und Riley in den Siebziger Jahren erstmals vorgeschlagenen Filtertopologie. Das so genannte "In-Phase Crossover Design Subtraktions-Linkwitz/Riley-Filter" ergibt einen linearen Phasengang im Überlappungsbereich der Treiber. Was sich hier sehr technisch anhört, bewirkt schlussendlich eine gleichmässige Abstrahlcharakteristik in der horizontalen und vertikalen Ebene. Viele Mehrweg-Lautsprecher leiden unter einer unregelmässigen Schallausbreitung und bündeln den Schall - ähnlich wie ein Scheinwerfer - unterschiedlich stark je nach Tonfrequenz. Man redet dann von einer ungleichförmigen Abstrahlkeule.
Die nach Revox Angaben hergestellten Tieftöner können sehr grosse Auslenkungen verarbeiten. Als Membranmaterial verwendet man formstabiles Aluminium. Metallmembranen sind nicht unkritisch und bekannt für ihre Eigenresonanz. Speziell behandelte Membranränder sollen ein Klingeln des Aluminums verhindern, trotzdem wird die Eigenresonanz zusätzlich durch einen Saugkreis in der Frequenzweiche bedämpft. Die zwei 5 ½ Zoll Basstreiber arbeiten parallel und sorgen so für gebührend Membranfläche trotz schlankem Gehäuse. Eine Flachdrahtspule im Füllspalt erhöht zusätzlich die Effizienz des Magnetsystem und damit auch den Wirkungsgrad.
Rein akustisch begibt man sich, mit der beim Kunden beliebten Säulenform des Gehäuses, weg vom Idealfall. Die Säulenform verursacht starke Reflexionsamplituden im Gehäuseinnern, die mit einer ausgeklügelten Schallführung und Dämmmaterialien erst aufwendig unterdrückt werden müssen. Zahlreiche Verstrebung verhindern zudem das Mitschwingen der Seitenwände. Mit Beschleunigungssensoren ermittelte man die Punkte mit der grössten Schwingungsamplitude und platzierte genau dort innen vernutete Stegleisten. Messungen zeigten, dass die Vernutung eine weit bessere Festigkeit bringt als ein einfaches Verleimen. Aufgestellt wird die L 120 auf vier Spikes. Metallabschlüsse verhindern, dass die Spikes die Unterlage beschädigen. Die Standhaftigkeit der schlanken Säulen ist einigermassen ausreichend, wenngleich Vorsicht geboten ist. Wie bei allen Revox Lautsprechern, erfolgt auch die Endfertigung der Re:sound L 120 im deutschen Werk Villingen im Schwarzwald. Jeder einzelne Lautsprecher wird aufwändig getestet und mit einem Referenzlautsprecher verglichen.
Natürlichkeit und Präzision
Eine ehrliche und sehr neutrale Klangentfaltung ist das Markenzeichen der Re:sound L 120: Ein Ausbund an Natürlichkeit und Präzision notierte ein Testhörer auf das Beurteilungsblatt. Eine feine Brillianz paart sich hier mit einer unaufdringlichen und über das ganze Frequenzband ungemein homogenen Klangentfaltug. Die L 120 versprüht dabei aber auch durchaus einen lieblichen Charme. Da wird einem kein kalter Monitorsound vorgesetzt, sondern ein sehr differenziertes Klangbild mit einem schönen, authentischen Klangtimbre. Wohl nicht zuletzt auch ein Verdienst des analytischen, aber nie aggressiven Scan Speak Hochtöners. Das dezidierte Auflösungsvermögen setzt sich auch in der quirligen und sehr natürlichen Mittellage fort. Ein Übergangsbereich von Hoch- zum Mitteltöner ist praktisch nicht auszumachen. Für einmal hat die Metapher „erklingt wie aus einem Guss" wirklich ihre Berechtigung.
Dass Revox auf Hochtöner mit Gewebekalotte und beim Mitteltöner auf eine Papiermembran setzt, zahlt sich im klanglichen Ergebnis aus. Beide Materialien besitzen eine gute Eigendämpfung und Verfärbungen aufgrund von Eigenresonanzen sucht man dann auch vergeblich. Selbst in Fortepassagen bleibt die L 120 angenehm geschmeidig und verträgt selbst kritische Aufnahmen wie Decca Einspielungen aus den achtziger Jahren als man noch leichtfertig mit Präsenzbetonungen umging. Der Revox Neuling ist allgemein ein unkomplizierter Spielgefährte. Trotz mittelmässigem Wirkungsgrad benötigt er keine Verstärker Kraftwerke, um eine Aufnahme mit Leben zu erwecken. Bereits mit zwei mal fünfzig Watt fühlt er sich ausreichend versorgt.
Ein dickes Plus bezieht die L 120 auch bei der räumlichen Wiedergabe ein: Korrekt platziert, mit circa 40 cm Abstand zur Rückwand, reproduziert sie die Räumlichkeit der Aufnahme, ohne einen übertriebenen Klangkörper zu suggerieren. Die manchmal typischen „sphärischen" Überzeichnungen von gewissen HighEnd Lautsprechern, verkniff man sich wohlweislich. Auch ausserhalb der idealen Hörpostion bleibt das Klangbild stabil und die tonale Balance gut erhalten.
Im Tieftonbereich erreicht die L 120 nicht ganz die Autorität von grossvolumigen Lautsprechern - ein Zugeständnis an die schlanke Bauform mit den sehr wohnraumfreundlichen Abmessungen. Wenn es mal richtig zur Sache geht und sich Eminent in der CD-Schublade dreht, wünschte man sich etwas mehr Druck. Wer auf Adrenalinauslösung aus dem Frequenzkeller steht, muss dann leicht zurückstecken. Dafür sind ihr Dröhneffekte auch bei ungünstigen Bedingungen fremd und bei mittleren Raumgrössen stimmt das Bassvolumen genau. Dann agiert sie leichtfüssig und lotet auch die tiefen Register mit einer erstaunlichen Selbstverständlichkeit aus. Ein Jazz-Kontrabass kommt mit seinem charakteristisch federnden Anschlag und sonoren Grundton daher - eben genau wie es sein sollte.
Fazit
Revox gelingt es seit einiger Zeit mit beachtlicher Souveränität ein Gleichgewicht zwischen hoher Ästhetik und technischer Wertigkeit zu finden. Der Re:sound L 120 Lautsprecher macht da keine Ausnahme. Er wirkt mit seiner Lederoberfläche ungemein elegant und beherbergt ausgewiesenes Revox Know-how.
Die inneren und äusseren Werte überzeugen. Die exklusive Gehäuseverarbeitung schlägt sich nicht zuletzt im Preis nieder. Berücksichtigt noch das hohe technischen Niveau erhält man einen realen Gegenwert. Klanglich fasziniert die Re:sound L 120 mit ihrem ehrlichen und natürlichem Klangcharakter, der von der hohen Kompetenz zeugt, die sich Revox im langjährigen Lautsprecherbau erarbeitet hat.