Das Paradepferd war seit jeher die Herstellung hochwertiger und innovativer Lautsprechersysteme.
Die FS 608-4PI II mit ihrer etwas umständlichen Typenbezeichnung ist das Flagschiff der „Elac Linie 600“ Lautsprecherserie.
Eine Spezialität der Norddeutschen ist das rundum strahlende Hochtonbändchen, das neben dem hochauflösendem Wandlerprinzip gleich noch die wichtige akustische Forderung nach einem gleichförmigen Rundstrahlverhalten erfüllt.
Musik am Bändchen
Bändchenlautsprecher gibt es seit längerem in verschiedensten Ausführungen auf dem Markt.Der grosse Vorteil liegt darin, dass hier Spule und Membran identisch sind, wodurch eine beträchtliche Gewichtsersparnis erreicht wird. Bändchenmembranen sind in der Regel äusserst leicht und gehören zu den schnellsten Schallwandlern.
Der extrem kleine elektrische Widerstand von lediglich wenigen Milliohm stellt jedoch für den Verstärker einen veritablen Kurzschluss dar und verlangt den Einsatz eines zusätzlichen Übertragers, der die Impedanzanpassung vornimmt.
Ein weiteres Problem von Bändchen-Lautsprechern liegt im grossen Luftspalt zwischen den Magnetplatten.
Um das Signalführende Aluminium-Bändchen zu Auslenkungen zu bewegen, sind daher extrem starke Festmagnete notwendig, die sich entsprechend im Preis niederschlagen.
Der kleine maximale Hub beschränkt zudem ihr Einsatzgebiet in der Regel auf den Hochtonbereich. Die Ausnahme bilden hier die legendären Lautsprecher von Apogee, welche Bändchensysteme im gesamten Frequenzbereich einsetzten.
Allerdings waren die Vollbereichsbändchen-Lautsprecher nur schwer zu verkaufen; ihre kirchentorartigen Ausmasse passten nur schlecht in kleine Mietwohnungen. Die Firma Apogee ist denn auch leider längst vom Markt verschwunden.
Ausgereift
Querschnitt des Bändchens
Die aktuelle Version des Bändchens besitzt gegenüber dem Vorgänger einen erheblich verbesserten Wirkungsgrad. Mit „4PI“ nimmt man Bezug auf die in der Technik gebräuchliche Bezeichnung für eine kreisförmige Schallabstrahlung.
Eingesetzt wird das Hochtonbändchen allerdings erst ab 4000 Hz, womit es hauptsächlich in den oberen Präsenz- und den Brillianzbereich eingreift und hier wenigstens auf horizontaler Ebene für ein optimales Abstrahlverhalten sorgt.
Gut bestückt und edel verarbeit
Innensicht des Gehäuses. Gut sind die Verstrebungen zusehen.
Sehr hochwertig ist das WBT-Anschlusspanel mit Doppelbuchsen für das Bi-Wiring/Bi-Amping.
Die fest montierte Bodenplatte mit höhenverstellbaren Elac-Spikes / Gummigleitern sorgt für sicheren Stand.
Keinen geringen Aufwand betrieb man beim Gehäuse.
Die Seitenwände sowie Boden- und Deckplatte sind aus Aluminium, während die Schall- und Rückwand aus MDF gefertigt wird. Mit der inzwischen beliebten Verwendung von Aluminium beim Gehäusebau ist das so eine Sache; Aluminium sieht gut aus, glänzt aber nicht mit vorteilhaften akustischen Eigenschaften.
Um Gehäuse-Resonanzen zu unterdrücken, entwickelte Elac daher ein aufwendiges System von internen Zugverstrebungen. Die Fertigungskosten kriegt man so natürlich nicht runter, was sich entsprechend im Preis niederschlägt.
Ein Augenschmaus ist das neue Elac-Gehäuse aber allemal. Die Verarbeitung ist absolut hervorragend. Im Sweep-Test wurden dann auch nur geringe Resonanzen festegestellt.
Sympathisch, dass Elac seit Jahren auf ökologische Herstellungsverfahren setzt. Die Lautsprecher werden in einem nahezu geschlossenen Werkstoffkreislauf im eigenen Hause hergestellt. Restmaterial ist daher zu 100% wieder verwendbar oder recyclierbar.
Edle Klangentfaltung
Von einem Lautsprecher in der Preisklasse der 608-4PI darf man einiges erwarten.Schon nach wenigen Takten machte das Flaggschiff aus Kiel klar, dass es mit Leichtigkeit in der Königsklasse mitspielen kann.
Die Wiedergabe ist ungemein luftig und feingliedrig: Warme und traumhaft schöne Streicher gesellen sich zu einer weiträumigen und transparenten Klangentfaltung.
Trotz der exzellenten Auflösung neigt sie nie zur Schärfe und Härte, sondern bleibt feinsinnig und differenziert. Blechblässer bringt sie warm, brilliant und facettenreich. Auch in Fortepassagen, wo andere Lautsprecher längst begrenzen und in einen scheppernden Klang übergehen, wirkt die 608-4PI edel und souverän.
Exquisiter Hochtonbereich
Die Räumlichkeitsabbildung erreicht eine verblüffende Grösse, so dass man wirklich nicht von einem beengten Klangbild sprechen kann. Dass dabei bisweilen das letzte Quentchen Fokusierungschärfe abhanden kommt, mag man unter Umständen verschmerzen.
Auch bei Orgelaufnahmen präsentiert sie sich mit einer breitbandigen Spielweise. Obwohl man es den relativ kleinen Basstreibern kaum zutrauen würden, bringen sie auch die tiefen Register mit realistischem Pegel.
Erst bei pegelstarken Schlagzeugorgien mussten die beiden „Langhuber“ ihrer begrenzten Membranfläche Tribut zollen. Mit ihrem geringen Gewicht agieren sie sehr schnell und impulsiv, doch für eine Zwerchfellmassage sind sie nicht unbedingt erste Wahl. Ein Phänomen, welches man bei praktisch allen schlanken Säulen-Lautsprechern antrifft. Die schmale Lifestyle-Form lässt keine grossflächigen Treiber mehr zu – da denkt man mit Wehmut an fette und voluminöse Boxen aus den 80er Jahren…