Plattenspieler sind chic. Zwanzig Jahre nach der Einführung der CD und fünf Jahre nach Lancierung der hoch auflösenden digitalen Tonträger wie DVD-Audio und SACD ist der analoge Plattenspieler wieder en vogue.
Ein Plattenspieler bietet einen direkten und simplen Zugang zur Musik, und avanciert dadurch gerade in unserer technisch überladenen Zeit zu einem Hort der Entspannung.
Wo komplexe Home-Entertainment-Systeme kaum mehr einen unmittelbaren Zugang erlauben, strahlt der analoge Plattenspieler eine sympathische Überschaubarkeit aus, die den unmittelbaren Musikgenuss wieder in den Vordergrund stellt.
Nach einem anstrengenden Arbeitstag eine Kostbarkeit in Vinyl aufzulegen und fernab von mehrschichtiger Menuführung einfach mal Musik zu hören, kann ungemein entspannen.
So mag es denn kaum erstaunen, dass im Zeitalter der Heimserver und Multiroom-Systeme die Verkaufszahlen von Plattenspielern wieder ansteigen.
Und machen wir uns nichts vor, ein Heimserver besticht nicht gerade durch einen sinnlichen Zugang zur Musik – da eignet sich ein Plattenspieler wie der Clearaudio Emotion schon eher.
25 Jahre im Dienst der Schallplatte
Im deutschen Erlangen baut Peter Suchy seit 25 Jahren - inzwischen tatkräftig unterstützt von seinen beiden Söhnen - unter dem Firmenamen Clearaudio Produkte mit einem ausserordentlichen Qualitäts- und Designniveau.Inzwischen hat sich Clearaudio quasi zum Vollsortimenter gemausert: Angeboten wird alles, was die analoge Plattenwiedergabe betrifft.
Die Spanne reicht von Accessoires wie Tonarmwagen über Phonovorverstärker in unterschiedlichen Preisklassen, Tonabnehmern, Torarmen und Laufwerken bis zur Plattenwaschmaschine.
Die Topprodukte wie das Laufwerk Master Reference, die MC-Tonzelle Insider oder der Tangential-Tonarm Souther TQ-1 gehören zum Besten, was der Analog-Markt zu bieten hat, sind zum Teil legendär und wurden mehrfach international ausgezeichnet.
All-In-One-Einsteigerprodukt
Mit dem Laufwerk Emotion hat Clearaudio ein neues All-In-One-Einsteigerprodukt geschaffen.Der Emotion kommt mit dem Tonarm „Statisfay“ und dem Tonabnehmer „Aurum Alpha Wood“.
Das Ziel war, einen hochwertigen Plattenspieler anzubieten, dessen klangliche Fähigkeiten sich nicht in einem exorbitanten Preis niederschlagen. Kein leichtes Unterfangen, bedenkt man, dass die Kernkomponenten des Emotions alle bei Clearaudio gefertigt werden.
Der konzeptionelle Aufbau scheint weitgehend durchdacht: Das formschöne Laufwerk aus Plexiglas vom deutschen Hersteller Röhm macht nur schon als Blickfang eine ausgezeichnete Figur.
Als wartungsfreies Plattentellerlager dient eine geschliffene und gehärtete Welle, die auf einer Stahlkugel einpunktgelagert in einer polierten Sinterlagerbronze läuft.
Die Motorantriebseinheit des Clearaudio Emotion bildet eine eigenständige Einheit und ist nur über den Antriebsriemen mit der Plattenspielerzarge verbunden.
Als Riemenantrieb wird ein nahtloser, geschliffener Riemen aus NBR-Kautschuk verwendet. Über dessen genaue Zusammensetzung schweigt sich Peter Suchy aus.
Die Einstellung der Drehzahl zwischen 33 1/3 und 45 U/min erfolgt durch einfaches Umlegen des Antriebsriemens (optional ist der Betrieb mit 78 U/min durch Tausch des Antriebsrads möglich).
Neu entwickelter Tonarm
Für den Emotion entwickelter Tonarm Satisfy
Bei diesem zweiachsengelagerten Drehtonarm aus präziser manueller Fertigung wird als horizontales Lager eine Wolframwelle in zwei Saphirlagerbuchsen geführt.
Einzigartig ist der Anti-Skating-Mechanismus mit drei Magneten, welche die Skatingkraft dynamisch der Rilleposition anpassen.
Unter Anti-Skating versteht man die Kompensation der Kraft, welche den Tonarm aus physikalischen Gründen nach innen zieht. Diese Kraft variiert mit der Rillenposition.
Durch die geschickte Anordnung dreier Magnete an der Tonarmbasis bzw. im Tonarm gelang es Peter Suchy, die Gegenkraft zur Plattenmitte hin dynamisch zu erhöhen – genial.
Achtung einschalten
Einziger Kritikpunkt am konzeptionellen Aufbau des Emotion ist der Ein/Aus-Kippschalter direkt am Motor: Um eine optimale Klangqualität zu erzielen, sollte die Antriebseinheit – um die Übertragung von Motorvibrationen zu vermeiden – die Zarge nicht berühren. Deshalb muss sie genau in der engen Aussparung der Plexiglas-Zarge zentriert bleiben.Trotz Gummifüssen braucht es beim Einschalten Fingerspitzengefühl, damit sich die Antriebseinheit - einmal ausgerichtet - bei Betätigung des Kippschalters nicht verschiebt.
Ein Berührungsschalter wäre die kostenintensivere, aber auch bessere Lösung gewesen. Findige Köpfe schalten den Emotion deshalb vielleicht via Netzleiste ein…
Tonabnehmer inklusive
Moving Magnet Tonabnehmer Aurum Alpha
Sie besitzt einen Korpus aus Fernabuk, einem Holz mit extrem geringem Eigengewicht, das auch im Instrumentbau verwendet wird.
Alternativ kann man den Emotion auch ohne Zelle oder mit der preisgünstigen Aurum Classics bestellen.
Last but not least bekamen wir vom Clearaudio-Importeur mit dem Van den Hul „The Name“ ein hochwertiges Cinch-Kabel für den heiklen Signalweg von der Tonarmbase bis zum Phonovorverstärker mitgeliefert, welches für 89 Franken ein sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis aufweist.
Der Tonabnehmer hat eine hohe Ausgangsspannung und stellt damit keine allzu hohen Ansprüche an die Rauschfreiheit des Phonovorverstärkers.
Agile Spielweise
Klanglich überzeugt der Clearaudio Emotion mit einer agilen und prägnanten Gangart.Gerade dynamisches Klangmaterial profitierte von der impulsiven Spielweise. Ein Slap-Bass schnalzte da schon mal richtig kräftig, und Janis Ians „Breaking Silence“ (APP 027) besass denn auch so richtig Druck und Durchsetzungskraft.
Das Laufwerk wirkt dabei ausgesprochen gelassen und ruhig, wodurch auch rhythmische Phrasierungen – etwa bei Lightnin’ Hopkins „Goin’ Away“ (APB 014) – kohärent und mit einem wunderbaren Swing reproduziert werden.
Ein wichtiger Punkt, denn so kann man davon ausgehen, dass das Laufwerk bei einem späteren Upgrade der Tonzelle noch zu höheren klanglichen Leistungen fähig ist.
Die exzellente Einspielung mit Shirley Horn und Quincy Jones (Mercury SR 60835) besass auch bei den Blässern Druck und Attacke.
Feingeistigere Aufgaben löste der Emotion ebenfalls mit Bravour. Billy Holidays „Swing for distingue Lovers“ (Verve M6 VS-6021) wies die Direkt- und Unmittelbarkeit auf, welche diese Aufnahme so aussergewöhnlich machen.
Einzige Einschränkung: Bei Fortissimo-Stellen kann dem preiswerten Tonabnehmer bisweilen etwas die Übersicht abhanden kommen, und der Präsenzbereich ist gewiss nicht unterbelichtet.
Doch insgesamt ist die Klangbalance des Einsteigermodels von Clearaudio durchaus geglückt.
Preisklassenbedingte Einschränkungen punkto Klangschönheit und Durchzeichnung macht er mit seiner dynamischen Spielweise wieder wett.
Fazit
Mit dem Clearaudio Emotion beweist Peter Suchy, dass man heute mit modernen Fertigungsmethoden und viel Knowhow einen überzeugend klingenden Plattenspieler zu einem absolut vernünftigen Preis anbieten kann.Wer auf einfache und unkomplizierte Weise seine Plattensammlung geniessen will und auch noch etwas Wert auf ein gelungenes Design legt, hat mit dem Clearaudio Emotion den entsprechenden Spielpartner gefunden.