Die EOS M200 ist Canons kleinste und günstigste spiegellose Systemkamera. Es gibt sie zusammen mit dem 15–45-mm-Standardobjektiv als Kit in Schwarz oder Weiss für offiziell 620 Franken. Der aktuelle Strassenpreis beginnt bei 529 Franken.
Als Einsteigerkamera beschränkt sich die EOS M200 auf die wichtigsten Funktionen. Mit einem 24,1 Megapixel grossen Sensor im APS-C-Format und Dual-Pixel-Autofokus-System, Canons neustem Digic-8-Prozessor und gegenüber dem Vorgänger neuen 4K-Videoaufzeichnung ist sie dennoch ein attraktives Angebot.
An der auf Anfänger zugeschnittenen einfachen Bedienung sowie dem kompakten Gehäuse werden nicht nur Einsteiger Gefallen finden. Auch erfahrene Fotografen dürfen die M200 durchaus in ihre engere Wahl als Immer-dabei-Kamera miteinbeziehen.
Mit Abmessungen von 108 x 67 x 35 mm und einem Gewicht von knapp 300 Gramm für das Gehäuse mit Akku und Speicherkarte ist man sehr leicht unterwegs. Schussbereit, also mit angeflanschtem Kit-Objektiv EF-M 15–45 mm IS STM, hält man 422 Gramm in der Hand.
Grössere oder gröbere Hände finden jedoch keine richtigen Haltepunkte am Gehäuse. Es fehlt ein ausgeformter Handgriff oder eine gummierte Wulst an der Vorderseite. Immerhin ist sie mit einer genarbten Kunststoffschicht überzogen. Die gleiche Oberfläche spürt man auch an der Daumenauflage auf der Rückseite.
Über den etwas billig aussehenden Plastik-Look der Kamera lässt sich streiten. Erst dadurch wurde das geringe Gewicht möglich. Jedenfalls ist das Gehäuse sauber verarbeitet, und das EF-M-Bajonett besteht aus Metall.
Kaum Tasten, kein Sucher
Die wenigen Bedienungselemente befinden sich an der Kameraoberseite (Moduswahlschalter, Auslöser mit Drehrad) und hinten rechts unter der Daumenauflage (Menütaste, Videoaufnahme, Wiedergabe, Cursortasten). Links daneben beansprucht das Touch-Display die meiste Fläche auf der Rückseite. Es misst wie beim Vorgängermodell 7,5 cm (3,0 Zoll), besitzt rund 1,04 Millionen Bildpunkte, bzw. 346'667 RGB-Pixel, und lässt sich wie bisher um 180 Grad nach oben in den Selfie-Modus schwenken.
Einen Sucher kennt die EOS M200 ebenso wenig wie einen Zubehörschuh. So lässt sich auch kein externer elektronischer Sucher nachrüsten, wie dies etwa beim Modell EOS M6 II möglich ist. Dadurch und durch den äusserst sparsamen Einsatz von mechanischen Bedienungselementen an der Kamera ist man voll und ganz auf den Monitor angewiesen, sei es bei der Steuerung der Kamera oder beim Komponieren von Fotos und Videos. In grellem Sonnenlicht wird dies dann zum Blindflug.
Die EOS M200 besitzt einen kleinen eingebauten Blitz (Leitzahl 5 bei ISO 100), der sich aufklappen lässt und dann etwas erhöht über der Kamera thront. Damit können Schlagschatten durch lange Objektive oder rote Augen etwas vermieden werden. Nach Drücken auf die seitliche Blitzentriegelung schnellt der Blitz ziemlich geräuschvoll nach oben, was einen beim ersten Mal unweigerlich zusammenzucken lässt.
Im Lieferumfang der Kamera befindet sich ein separates Akkuladegerät. Mit einem optionalen Netzadapter lässt sich die EOS M200 auch dauernd mit Strom versorgen. Der Lithium-Ionen-Akku LP-E12 ist der gleiche Typ wie schon bei der EOS M100.
Die EOS M200 kann SD-, SDHC- und SDXC-Speicherkarten im UHS-I-Standard verwenden, UHS-II wird nicht unterstützt. Der Kartenschacht befindet sich an der Kameraseite – und nicht wie oft bei solchen kompakten Kameras im Boden neben dem Akku-Fach. Somit ist auch bei Stativ-Einsatz ein leichtes Wechseln der Speicherkarte möglich.
Gleich über dem Kartenfach sind eine Micro-USB-Buchse und ein Micro-HDMI-Out-Anschluss Typ D untergebracht. Natürlich besitzt die EOS M200 auch eine Kombination aus WLAN und Bluetooth zum Teilen von Aufnahmen und Fernsteuern der Kamera. Anschlüsse für Mikrofon oder Kopfhörer fehlen.
Neben den Original-EF-M-Objektiven können mittels EF-EOS-M-Bajonettadapter auch EF- und EF-S-Optiken an die EOS M200 angeflanscht werden. Durch den kleineren APS-C-Sensor beträgt der tatsächliche Blickwinkel gegenüber dem Vollformat ungefähr das 1,6-Fache der angegebenen Brennweite.
Alles so schön bunt hier
Der Auftritt der Canon EOS M200 lässt sich personalisieren. Mit den optional erhältlichen farbenfrohen Fronthüllen lässt sie sich an das Outfit des Besitzers anpassen. Mit der Hülle hält man die Kamera auch etwas sicherer in den Händen.
Selfie-Maschine und mehr
Speicherkarte einlegen, Objektiv anbringen, Kamera einschalten und loslegen. Halt, zuerst muss noch das Objektiv entriegelt werden, sonst läuft gar nichts. Dazu muss ein kleiner Verriegelungshebel gedrückt gehalten und gleichzeitig das Objektiv aus der Verriegelung gedreht werden. Das ist etwas fummelig, doch nach den ersten paar Malen geht es ganz ordentlich.
Jetzt noch den Modusschalter auf Automatik (A+) stellen und man kann fotografieren oder filmen. Sollte das Display jetzt immer noch nur Schwarz zeigen, hat man vermutlich vergessen, den Objektivdeckel zu entfernen. Die Automatik (A+) erkennt den Motivtyp und passt alle Einstellungen automatisch an die Szene an. Der erkannte Motivtyp wird oben links symbolisch auf dem Bildschirm angezeigt. Den Autofokus-Modus wählt die Kamera ebenfalls automatisch und schaltet je nach Motivbewegung selbstständig zwischen Einzel-AF oder Servo-AF um.
In der (A+)-Einstellung steht ein Kreativassistent zur Verfügung, der einem nach Druck auf die SET-Taste hilft, Hintergrundunschärfe, Helligkeit, Sättigung oder andere Optionen auf einfachste Weise einzustellen. Eigene bevorzugte Effekte können als Presets gespeichert und jederzeit wieder abgerufen werden.
Mehr Einfluss auf die Kameraeinstellungen gibt es, wenn das Modusrad auf das Fotokamera-Symbol gedreht wird. Dann stehen neben verschiedenen Szene-Modi und Kreativfiltern auch die bekannten PASM-Funktionen, von Canon «Erweiterte Aufnahmemodi» genannt, zur Verfügung.
Beim «Hybrid-Modus» in der Szenenauswahl werden zusätzlich vor jedem Foto 2 bis 4 Sekunden lange Videoclips der Szene aufgenommen, die später zusammengefasst in ein Filmtagebuch kommen. Interessant ist auch der «leise Modus» für geräuschloses Fotografieren. Leider lassen sich dabei keine Blendenwerte oder Verschlusszeiten anpassen, auch der ISO-Wert ist auf «Auto» fixiert.
Der Selbstporträt-Modus in der Szenenauswahl funktioniert am besten, wenn der Monitor in die Selfie-Position hochgeklappt wird. Vor der Aufnahme können die Helligkeit und der Glatte-Haut-Effekt in fünf Stufen eingestellt werden. Die Hintergrundunschärfe lässt sich ebenfalls anpassen. Zum Auslösen wird ganz einfach der Bildschirm berührt. Der Touch-Auslöser kann auch in den übrigen Modi aktiviert werden.
Mit den Kreativfiltern wie Aquarell, Spielzeugkamera, Miniatur oder vier HDR-Varianten darf man seinen Spieltrieb ausleben. Zehn Filter, die meisten zusätzlich anpassbar, stehen zur Verfügung.
Hier wird Ihnen geholfen
Die Modi-Beschreibungen mit Bildbeispielen ebnen vor allem Einsteigern den Weg zu gelungenen Fotos und Videos. Auch die Menüeinstellungen dürfen mit oder ohne Anleitung eingestellt werden. Zusätzlich kann eine kurze Beschreibung der Funktionen und Elemente angezeigt werden, wenn der Schnelleinstellungsbildschirm oder die Menüeinstellungen aufgerufen werden.
Diese Einsteiger-Modi lassen sich natürlich abschalten. Dann wird sich jeder Canon-erfahrene Fotograf sofort zurechtfinden, denn Menüsystem und Bedienungsphilosophie aus früheren Modellen wurden beibehalten.
Fortgeschrittene und Profis werden die EOS M200 manuell über die bekannten Belichtungsprogramme P, Tv, Av und M bedienen. Die Info-Taste bietet verschiedene Übersichts-Bildschirme mit den aktuellen Einstellungen. Diese reichen von Belichtung, Bracketing, ISO-Werten, Weissabgleich, Tonwert-Priorität, automatischer Belichtungsoptimierung über Bildstil-Auswahl und -anpassung bis hin zur Rauschreduzierung und Objektivkorrektur. Genaueres erfährt man in der über 500 Seiten starken Bedienungsanleitung, die von der Canon-Webseite im PDF-Format herunterladbar ist.
Wer die Schnelleinstellung/SET-Taste an der Kamera oder das Q-Symbol auf dem Bildschirm drückt, kann die Aufnahme-Parameter direkt anpassen. Entweder über die Cursor-Tasten und das Wahlrad oben auf der Kamera, oder direkt durch Fingertipp auf den gewünschten Wert am Bildschirm. Genauso wie vom Smartphone her gewohnt.
Dual-Pixel-AF, Augenerkennung, Serienbilder
Der Dual-Pixel-CMOS-Autofokus der Canon EOS M200 hat jetzt maximal 143 Messfelder, abhängig vom eingesetzten Objektiv. Dies bedeutet gegenüber den 49 Feldern des Vorgängers zusammen mit der erweiterten AF-Empfindlichkeit bis hinunter zu minus 4 Lichtwerten auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen eine schnelle und zuverlässige Fokussierung.
Am einfachsten und schnellsten konnte ich den gewünschten Schärfebereich per Fingertipp auf das Display bestimmen. Das vorher ausgewählte AF-Feld oder die AF-Zone wird dorthin gelegt und das Motiv im Einzel-AF-Modus scharfgestellt. Bei sich bewegenden Motiven und Gesichtern kann man das Fokussieren mit Gesichtserkennung und Schärfenachführung ruhig der Kamera überlassen. Die Gesichts- und Augenerkennung funktioniert nicht nur bei direkt frontalem Gesicht zur Kamera, sondern auch bei schräger Kopfhaltung, bei Brillenträgern sowie in dunkleren Aufnahmesituationen.
Trotz des stärkeren Prozessors bietet die EOS M200 noch die gleiche Serienbildrate wie die Vorgängerin. Mit einer genügend schnellen Speicherkarte sind es ohne Servo-AF bis rund 10 RAW-Bilder hintereinander in Folge und gute 6 Bilder pro Sekunde, danach ist der Pufferspeicher voll. Mit etwas Glück gibt es alle Sekunden ein weiteres Foto. Bei JPEG-Bildern sind es rund 50 Bilder hintereinander bei gleicher Bildrate, danach beginnt es auch hier zu stocken. Wird der Autofokus nachgeführt (Servo-AF), schafft die Kamera noch 3 bis 4 Bilder pro Sekunde.
Die Anzahl der Bilder pro Sekunde und die maximale Anzahl von Mehrfachaufnahmen sind je nach eingestelltem Seitenverhältnis, Motiv, Marke und Art der Speicherkarte, ISO-Empfindlichkeit, Bildstil, Individualfunktionen usw. unterschiedlich. Canon weist im Handbuch darauf hin, dass sich die maximale Anzahl auch mit einer Hochgeschwindigkeits-SD-Speicherkarte nicht ändert. Es gilt immer die im Handbuch aufgeführte Anzahl von Mehrfachaufnahmen.
Der 24 Megapixel grosse APS-C-Sensor der EOS M200 ist wesentlich grösser als der eines Smartphones. Beim nativen Seitenverhältnis von 3:2 ergibt dies Fotos mit einer maximalen Grösse von 6000 x 4000 Pixel. Während RAW-Aufnahmen stets mit dieser vollen Grösse aufgenommen werden, sind JPEG-Bilder auch mit Seitenverhältnissen von 4:3, 16:9 und 1:1 möglich.
Die EOS M200 bietet neben der gleichen Fotoauflösung mit ISO 100 bis 25'600 auch den gleichen Empfindlichkeitsbereich wie der Vorgänger. Das Bildrauschen wird gut unterdrückt und bis ISO 3200 sind auch feine Details noch unterscheidbar. Ich würde eine ISO-Limite bei 6400 setzen. Hier setzt je nach Motiv sichtbares Helligkeitsrauschen ein. Farbrauschen findet sich hingegen beinahe keins. Über ISO 12'800 sehen die JPEG-Dateien unnatürlich weichgezeichnet aus und man erhält verrauschte RAW-Aufnahmen. Die 24-Megapixel-Auflösung auf dem APS-C-Sensor ist für eine Einsteigerkamera wie die EOS M200 ein guter Kompromiss zwischen Bildgrösse und Bildqualität.
Das im Kit-Angebot enthaltene Objektiv EF-M 15–45 mm, f/3,5-6,3, IS STM schlägt sich recht gut. Die Brennweite entspricht im Kleinbild-Format 24–72 mm. Es besitzt die für ein Kit-Zoomobjektiv typische Lichtstärke von f/3,5–6,3, ist also nicht besonders lichtstark. Dennoch sind in den Fotos kaum Vignettierungen oder Farbsäume sichtbar bzw. werden solche durch die «Digitale Objektivoptimierung» gut herausgerechnet. Nur bei extremen Hell/Dunkel-Übergängen sind chromatische Aberrationen (blaugrüne oder pinke Farbsäume) erkennbar.
Die Farbwiedergabe ist wie von Canon gewohnt sehr angenehm und natürlich, wobei beim Bildstil «Auto» besonders bei Natur-, Aussen- und Sonnenuntergangsaufnahmen die Farben etwas sehr kräftig dargestellt werden. Wem dies nicht passt, nimmt einfach einen anderen Bildstil oder ändert die «Auto»-Einstellung nach Gutdünken ab. Dies trifft ebenso auf die für manche als zu weich eingestellte Farbdarstellung zu. Mir persönlich gefällt die eher konservative digitale Schärfung der Aufnahmen.
An Bildstil-Parametern lässt sich die Schärfe in Stärke, Feinheit und Schwellwert anpassen. Zudem lassen sich Kontrast, Farbsättigung und Farbton korrigieren. Die neuen Werte können unter dem gleichen Stil gespeichert oder in einen neuen anwenderdefinierten Bildstil abgelegt werden. Blau hervorgehobene Stilnamen und Werte bedeuten, dass die Einstellungen abgeändert wurden und nicht mehr den Standardwerten entsprechen. Natürlich lassen sich die Einstellungen auch wieder zurücksetzen.
Bei Porträtaufnahmen ist der eingebaute, aufklappbare Blitz auf kurze Distanz eine willkommene Hilfe. Farbtöne und Abstufungen der menschlichen Haut werden präzise und natürlich abgebildet. Der Blitz bringt dazu die gewünschte Reflexion in die Augen.
Mit der Standardauflösung von 6000 x 4000 Pixeln erstellt man problemlos grössere Ausdrucke und hat genügend Reserven für Bildausschnitte. Eine JPEG-Datei verbraucht dabei zwischen 5 und 11 Megabyte an Speicherplatz auf der Karte. Bei RAW-Dateien kommen noch rund 30 Megabyte hinzu.
Die Beispielfotos wurden in 24 MB Auflösung mit dem Canon-Kit-Objektiv EF-M 15–45 mm, f/3,5–6,3, IS STM, aus der Hand ohne Stativ erstellt. Für die Bilderstrecke wurden die originalen JPEG-Dateien direkt aus der Kamera genommen und nur auf Web-Grösse reduziert. Bemerkungen bei den Bildern: Verwendetes Objektiv und Brennweite; Belichtungs-Modus P = Programm, A = Blendenvorwahl bzw. Zeitautomatik, S = Zeitvorwahl bzw. Blendenautomatik, M = manuelle Einstellung; Blende; Verschlusszeit; ISO-Empfindlichkeit; Weissabgleich; Bildstil; spezielle Anmerkungen. Die verwendete Canon EOS M200 besass die Firmware-Version 1.0.0.
Filmen in 4K
Von aussen weist nichts auf die neuen Videofähigkeiten der EOS M200 hin. M100-Besitzer werden höchstens bemerken, dass sich die Videotaste nicht mehr oben auf der Kamera befindet, sondern bei der M200 neu auf der Rückseite neben die Menütaste platziert wurde.
Wer die Videotaste im Vollautomatik-Modus drückt, kann maximal in Full-HD-Auflösung filmen. Erst wenn das Modusrad auf das Filmkamera-Symbol gedreht wird, steht auch 4K/UHD-Video mit 3840 x 2160 Pixel zur Auswahl. Die 4K-Bildfrequenz beträgt 25 Bilder pro Sekunde (fps) im PAL-Format. Typisch für Canon sind im NTSC-Format sogar nur maximal 24 Bilder möglich, und nicht wie erwartet 30 fps. Je nach Abspielgerät und dessen Bewegungsalgorithmus kann dies bei schnellen Motiven zu ruckender Wiedergabe führen.
Zudem wird bei 4K-Video nur ein Teil der gesamten Sensorfläche ausgelesen. Dadurch wird der Bildwinkel des Objektivs verkleinert. Wird noch die elektronische Bildstabilisierung hinzugeschaltet, beschneidet dies den Winkel zusätzlich. Dieser Zoom-Effekt mag bei einigen Aufnahmesituationen durchaus willkommen sein. Anders sieht es dort aus, wo möglichst viel Weitwinkel gewünscht wird, wie etwa beim Videoblogging. Hier muss der Arm mit der Kamera besonders lang sein, damit nicht nur ein eng angeschnittener Kopf aus Bild kommt. Hier ist eine Aufnahme in Full-HD die bessere Lösung.
Die Aufzeichnung von 4K-Movies erfordert eine Karte mit hoher Leistung. Canon empfiehlt UHS-I-Karten mit UHS Speed Class 3 oder höher. Während Full-HD-Videos bis maximal 30 Minuten am Stück aufgenommen werden können, ist bei 4K-Video bereits bei 9 Min. 59 Sek. Schluss. Eine weitere Einschränkung: Bei 4K-Video wird nur mit Kontrast-Autofokus scharfgestellt – und nicht mit dem schnelleren Dual-Pixel-System wie bei Full-HD-Video oder beim Fotografieren. Erschwerend kommt noch hinzu, dass bei 4K-Videoaufnahmen nicht alle AF-Felder wählbar sind. Gesichtserkennung und Verfolgung sowie Einzelfeld-Autofokus funktionieren, jedoch nicht Spot-AF und AF-Messfeld in Zonen. Hier kommt auch der neue Digic-8-Prozessor an seine Grenzen.
Bei genügend Licht stellt die M200 bei 4K-Aufnahmen dennoch zuverlässig auf wechselnde Motive scharf. Im direkten Vergleich mit Full-HD braucht sie dazu zwar etwas länger, doch je nach Motiv stört dies nicht wirklich.
Die übrigen Videofähigkeiten und auch die Videobildqualitäten der M200 gehen für eine Einsteigerkamera in Ordnung. Im Movie-Modus gibt es die Aufnahme mit automatischer oder manueller Belichtung. Bei Letzterer können Verschlusszeit, Blende und ISO-Empfindlichkeit vom Filmer selber eingestellt werden. Es gibt jedoch keine Zwischenstufen wie Programm-, Zeit- oder Blenden-Automatik, auch die Motivprogramme sind im Movie-Modus nicht in allen Einstellungen anpassbar.
Dafür darf die Tonaufnahme auch von Hand ausgesteuert werden. Ein Filter gegen Windgeräusche und eine Dämpfung gegen Übersteuerung stehen ebenfalls bereit. Das sind dann schon professionelle Eigenschaften. Schade ist hingegen, dass Mikrofon- und Kopfhöreranschluss fehlen.
Wieder professioneller ist das Einblenden eines Histogramms, wählbar als Helligkeit oder RGB. Gar nicht professionell hingegen: Sobald die Aufnahmetaste gedrückt wird, verschwindet die Anzeige wieder. Dann, wenn man sie am nötigsten gebraucht hätte! Eine Zeitraffer-Funktion für Videos – auch in 4K-Auflösung – ist ebenfalls vorhanden.
Der APS-C-Sensor liefert auch beim Filmen in 4K/UHD schöne und stimmige Aufnahmen mit kräftigen Farben. Die etwas knackige Schärfe ist dabei wohl nicht jedermanns Sache, und manchmal geht sie etwas zu stark ins künstlich Digitale.
Das Auslesen einzelner Fotos aus einem 4K/UHD-Video ist bei der Wiedergabe möglich. Es wird ein rund 8 Megapixel grosses Einzelbild als JPEG-Datei gespeichert.
Bei der Aufnahme von 4K-Movies wird der Kameraprozessor sehr stark gefordert. Dadurch steigt die interne Temperatur der Kamera schneller an als bei herkömmlichen Videos. Im Test geschah dies nach einigen Minuten, vor allem, wenn in 4K oder mit «ALL-I»-Kompression gefilmt wurde. Dann verlangte die M200 nach einer Zwangspause zum Abkühlen.
Drahtlos und Fazit
Die EOS M200 lässt sich mit der kostenlosen App «Camera Connect» (für iOS und Android) mit Mobilgeräten und Computern verbinden. Eine Bluetooth-Verbindung mit konstant niedrigem Energieverbrauch ermöglicht die Fernauslösung, den einfachen Wechsel zur WLAN-Verbindung für Live-View-Aufnahmen, das Geo-Tagging und das Übertragen von Fotos und Videos auf Mobilgeräte, um sie via soziale Medien zu teilen oder in der Canon-Cloud zu speichern.
Ist die Kamera per WLAN verbunden, kann sie von Smartphone oder Tablet aus fernbedient werden. Die meisten Funktionen sind dabei einfach per Fingertipp anwählbar. Das Verändern von Werten geschieht wie gewohnt durch Darüberwischen. Auf den grösseren Smartphone- oder Tablet-Bildschirmen sind die Angaben auch ohne Brille gut lesbar und die Bedienung ist komfortabler als direkt am Kameradisplay.
Bilder können direkt nach der Aufnahme automatisch auf ein Mobilgerät übertragen oder im Nachhinein ausgewählt und in einer Cloud gesichert werden. Solange sich die Kamera innerhalb der Bluetooth-Reichweite befindet, bleibt die Kopplung zum Mobilgerät permanent bestehen, auch wenn die Kamera ausgeschaltet ist.
Eine weitere Möglichkeit bietet die Canon Software «EOS Utility». Sie ermöglicht den Bildtransfer von der Kamera auf einen Computer sowie die Steuerung der Kamera über ein USB-Kabel oder drahtlos per WLAN von einem Computer aus. Drahtloses Drucken ist ebenfalls über WLAN möglich.
Fazit
Die EOS M200 ist eine ideale Einsteigerkamera in die APS-C-Welt von Canon. Ihre Abmessungen, das Gewicht und die meisten übrigen Daten sind gleich geblieben wie beim Vorgänger. Neu hinzugekommen ist die 4K-Videofunktion, mehr Autofokus-Messfelder und ein AF-Arbeitsbereich bis zu -4 Lichtwerten. Der zuverlässige Canon Dual-Pixel-CMOS-Autofokus wurde ebenfalls übernommen. Leider kommt er nur bei Full-HD-Video und Fotografie, nicht jedoch bei 4K-Video- und 4K-Zeitraffer-Aufnahmen zum Einsatz.
Die Bedienung wurde auf Einsteiger und die «smarte» Generation zugeschnitten. Es gibt wenige direkte Tasten am Gehäuse, Einstellungen erfolgen vorwiegend über Menüauswahlen. Die Werte können dann per Cursor oder ganz im Smartphone-Sinn per Fingertipp und Darüberwischen angepasst werden. Das Touch-Konzept wurde im Gegensatz zu Mitbewerbern konsequent durchgezogen. Kreative Assistenten und Hilfsbildschirme erleichtern Neulingen den Einstieg.
Über das etwas billig wirkende Kunststoffgehäuse lässt sich streiten. Die Verarbeitung geht jedoch in Ordnung. Ein Blitzgerät ist eingebaut, doch fehlt der EOS M200 nach wie vor ein Zubehörschuh.
Die 4K-Videofunktion ist die grösste und eine überfällige Neuerung gegenüber dem Vorgängermodell. Der Bildwinkel wird Canon-typisch auch hier beschnitten. Fokussiert wird nur mit dem Kontrast-AF-System.
Mit der EOS M200 kämpft Canon nicht direkt gegen die Smartphone-Kameras an, sondern versucht eher, mit Selfie-Funktion und einfacher Verbindungsmöglichkeit die Social-Media-Generation einzubinden. Wer auf 4K-Video und den etwas besseren Autofokus verzichten kann, darf immer noch auf die ältere EOS M100 zugreifen. Sie ist nach wie vor und zu einem attraktiven Preis im Handel.
avguide.ch meint
Zwei Jahre nach der EOS M100 bringt Canon die Nachfolgerin EOS M200. Die kompakten Abmessungen und das Gewicht sind gleich geblieben, ebenso die meisten übrigen Daten. Neu hinzugekommen ist die 4K-Videofunktion, mehr Autofokus-Messfelder und ein AF-Arbeitsbereich bis -4 Lichtwerten.
Der zuverlässige Dual-Pixel-CMOS-Autofokus wurde ebenfalls vom Vorgänger übernommen. Leider kommt er nicht bei 4K-Video- und 4K-Zeitraffer-Aufnahmen zum Einsatz, wo es besonders sinnvoll wäre. Mit dem Bildwinkelbeschnitt bei 4K-Aufnahmen muss man bei Canon einfach leben.
Als Immer-dabei-Kamera ist die M200 auch für fortgeschrittene Anwender und Profis eine Überlegung wert.