
Die TMicro 6 ist das grösste Mitglied der TMicro-Familie von Piega. Während der kleinste Spross, die TMicro 3, gerade mal 19 cm hoch ist, verblüfft die ultraschlanke TMicro 6 mit einer stattlichen Höhe von rund 1Meter und 12 Zentimetern.
Nun erhebt sich die Frage: Kann das noch gut klingen, oder haben die Piega-Leute hier das Design über den guten Klang gestellt? Tatsache ist jedenfalls, dass (nicht nur) Piega sich in den letzten Jahrzehnten ein relativ grosses Know-how in Sachen Säulenboxen angeeignet hat.
Die TMicro 6 gibt es in Aluminium silber zu 1980 Franken das Paar, in Schwarz eloxiert und weiss lackiert zu 2040 Franken das Paar. Obwohl das Gehäuse und die Chassis aus Fernost stammen, werden Entwicklung, Endmontage mit Bedämpfung, Endkontrolle und Messungen bei Piega gemacht. Diese wesentlichen Arbeitsschritte machen den TMicro 6 zu "Swiss Made ".
Alu-Gehäuse mit Holzklang?
Es ist heute leider ein weitverbreiteter Irrglaube, dass gelten soll: Alu-Boxen klingen "kalt", Holz-Boxen hingegen "warm". Bei einem guten Lautsprecher gilt: Musik machen nur die Membranen der Chassis, das Gehäuse soll absolut ruhig bleiben! Das perfekte Gehäuse, das absolut vibrationsfrei ist, beeinflusst den Klang somit in keiner Weise, egal aus welchem Material es gefertigt ist.
Nun gibt es das (fast) perfekte Gehäuse leider nur in den oberen Preislagen. Doch bei der TMicro 6 haben sich die Piega-Leute ganz besonders Mühe gegeben und machten die 4 mm dicken Aluwände mit einer innen aufgebrachten Idikell-Schicht und zusätzlichen Verstrebungen sehr vibrationsarm. Ob ein Gehäuse mitvibriert, kann man übrigens mit Handauflegen an verschiedenen Stellen des Gehäuses ganz leicht erfühlen. Bei schlechten Boxen beginnt das Gehäuse immer dann zu vibrieren, wenn auch das Gehör einen resonierenden Klang verspürt.
So weit die Theorie. Ob die TMicro 6 tatsächlich der Musik keinen "Alu-Klang" mitliefert, wird der Hörtest zeigen.
Schlanke Box- saubere Technik

Die TMicro 6 ist eine echte Dreiweg-Box und verfügt im Bass-Mittenbereich über zwei Bass- und ein Mittelton-Chassis. Der Hochtöner gehört zur Spezies der Kalottenstrahler und besitzt eine Gewebe-Membran. Die Neodym-Magnete garantieren einen kräftigen Antrieb, das Ferrofluid eine hohe Belastbarkeit. Um stehenden Wellen im Inneren der Gehäuse den Garaus zu machen, wird das Gehäuse innen am richtigen Ort unterteilt. Mit raffinierter Linkwitz-Riley-Filterung wird jedem Chassis der optimale Frequenzbereich zugeordnet und auf eine optimale Phase geachtet.
Für Musikhörer, die der Standfestigkeit dieser Micro-Wolkenkratzer nicht ganz trauen, gibt es für 100 Franken das Stück deutlich grössere Bodenplatten. Diese sehen dann zwar nicht mehr ganz so elegant aus, doch bekommen die Boxen dadurch eine deutlich erhöhte Standfestigkeit.
Sound mit Charme
Einen überaus "charmanten Klang" offenbaren die TMicro 6 bei den Klavier Trios von W.A.Mozart mit Klavier, Violine und Cello. Edel, geschmeidig und nuanciert erscheint die Violine, während der Konzert-Flügel leichtfüssig perlend seine Kantilenen zum besten gibt. Das Cello rundet das Klangbild nach unten überzeugend ab und legt ein schönes Fundament unter das Klanggeschehen. Echt - diese Wiedergabe hat ein Niveau, welches man in dieser Preis- und Design-Klasse eher selten antrifft! Von einem "kalten Alu-Klang" ist aber auch gar nichts zu hören.
Und weiter geht's mit dem neusten Album "Wallflower" in 96/24 Bit von Diana Krall. Dianas Stimme betört durch Charakterstärke und Schönheit. Was diese, für einmal nicht mit einem Piega-Bändchen, sondern mit hochwertigen Kalotten bestückten Boxen zeigen, beweist, dass diese Art von Hochtöner heute sehr gut im Rennen liegt. Der gesamte Klang dieses ruhig gehaltenen Albums wird durch den sehr angenehmen, nie grellen Klang der TMicro 6 noch vertieft. Der Sound ist satt, rund, und gerade die Streicher klingen schon fast überirdisch schön.
Eine verblüffend gute Klangdefinition ist auch bei Cembalo-Aufnahmen zu vernehmen. Die Zupfimpulse erscheinen hier angenehm und nicht - wie auf so vielen auf höchste Brillanz gezüchtete Boxen - wie Nadelstiche. Sehr klar werden die unterschiedlichen Klangtimbres der verschiedenen Register wie Achtfuss, Vierfuss und des feinen Lautenzuges dargestellt. Damit beweisen die TMicro 6, dass sie keine designmässig aufgepäppelte Klangschmeichler, sondern echte HiFi-Boxen mit Charme sind.
Bei Kirchenorgeln überzeugen die TMicro 6 mit einer ausgeprägten Räumlichkeit. Der Bass erscheint tief und klar und nur im allertiefsten Frequenzkeller machen die TMicro 6 dann endgültig dicht. Doch der Wunsch nach einem Subwoofer kommt, mindesten in unserem eher kleinen und nicht "bassfressenden" Abhörraum, bei keiner Aufnahme auf.
Auch bei jazziger und rockiger Musik sind diese Säulen im Element. Die Klangbühne scheint bei grossräumigen Chor- und Synthesizer-Passagen weit über die Boxen hinaus zu reichen. Der Sound kommt mit gehörigem Druck und nervt auch bei höheren Pegeln nie durch Grellheit und Aggressivität. Allerdings spielt, wenn es um die Impulswiedergabe im Bass geht, die Potenz des Verstärkers eine nicht unbedeutende Rolle.
Potenz ist gefragt

Die TMicro 6 wurden an unseren legendären Forte Audio-Kraftboliden (Vorstufe F44, Endstufe Model 6), die schon anno dazumal durch ihren straffen, hochpräzisen Bass aufgefallen waren, aber auch an kleineren, topmodernen Vollverstärkern betrieben. Die klanglichen Unterschiede betrafen weniger die Räumlichkeit und die Zeichnung im Hochtonbereich, sondern hauptsächlich den Bass.
An einem kleinen, preisgünstigen HiFi-Vollverstärker zeigte der Bass der TMicro 6 wohl den gleichen Tiefgang, jedoch deutlich weniger Druck und Attacke. Die Höhen wirkten anders gefärbt, aber nicht unbedingt "unmusikalischer". Dies zeigt, dass die TMicro 6 in der Lage sind, die Qualität und den Charakter des Verstärkers klar aufzuzeigen.
Wer das volle Potential der TMicro 6 ausreizen möchte, spendiert diesen hochwertigen Design-Lautsprechern gerade in mittelgrossen Räumen einen im Bass potenten Spielpartner und gute, fette Lautsprecherkabel. Für wirklich grosse Wohnräume hat Piega dann ganz andere Kaliber auf Lager.
Fazit

Die Piega TMicro 6 bieten klanglich weitaus mehr, als man von sogenannten Designboxen gewohnt ist. Sie überzeugen mit ihrem ausgesprochen charmanten Klang auch wirklich anspruchsvolle Musikfreunde(innen). Da diese Schallwandler die Unterschiede der treibenden Verstärker deutlich aufzeigen, lohnt es sich, hier nicht zu geizen.