Soundcheck
Für den Soundcheck wählte ich für einmal eine ungewohnte Aufstellung, nämlich auf einem Sideboard. Das ist allerdings nur für mich ungewohnt. Für die meisten Nutzer von sogenannten Kompakt-Hifi-Systemen ist das wohl der Standard. Voraussetzung für guten Klang in Verbindung mit einer Platzierung auf einem Sideboard ist ein Abstand der Lautsprecher von mindestens zwei Metern. Man sollte sich nicht weiter als drei Meter davon entfernt hinsetzen, und zwar so mittig wie möglich.
Das Einwinkeln der Lautsprecher macht sich optisch auf einem Sideboard nicht so gut, deshalb habe darauf verzichtet. Allerdings habe ich die Speaker bündig an die Vorderkannte des Sideboards geschoben, um einen Abstand von ca. 20 cm zu erhalten (gemessen von der Rückseite der Lautsprecher bis an die Wand). Damit wird der Raum durch die Bassfrequenzen nicht so stark angeregt, denn Bassresonanzen (Bassmoden) können die Suppe gehörig versalzen. Bei kleinen Lautsprechern ist das eher unproblematisch, aber nicht zu vernachlässigen.
Die Cyrus One Linear Speakers verfügen über gute Gummifüsse, die einigermassen gut entkoppeln, um das Mitschwingen der Oberfläche, auf der sie stehen, zu mildern. Ich habe dazu keine besonderen Massnahmen ergriffen. Optimal wäre auf jeden Fall die Platzierung auf ordentlichen Stativen und die Aufstellung im Stereo-Dreieck.
Klangeindruck
Als ich ungefähr sieben Jahre alt war, kauften meine Eltern eine Stereoanlage. So nannte man das damals. Zwei Lautsprecher im Regal, ein Receiver von Marantz und einen Plattenspieler von Dual. Ich sass fasziniert davor und es klang so schön, so viel besser als vorher. Und heute? Ich fühle mich zurückversetzt. Stereo in Reinkultur ohne dieses fachmännische Optimieren. Einfach hinstellen und Musik hören.
Das System klingt im emotionalen Bereich sehr vollkommen und ausgewogen. Ich hatte mit der Selbstverständlichkeit meiner Kindheit dieses Gefühl einer quasi vollkommenen Darbietung. Was besonders gut stimmt, ist die Ausgewogenheit des Grundtonbereichs und des Mitteltonbereichs. Das führt zu dieser emotionalen Harmonie, die sich mit wenig Aufwand durchaus erreichen lässt.
Das System – und vor allem die One-Linear-Lautsprecher schmeicheln ein wenig, aber sie übertreiben nicht. Gerade die Feindynamik ist sehr ansprechend, und bei hohen Pegeln arbeiten sie so verzerrungsarm, dass man die Musik nicht leise hören möchte.
Im Bassbereich kam dann die Kopfarbeit an die Oberfläche. Der Bass wirkte auf dem Sideboard etwas wuchtig. Noch nicht mulmig oder sogar aufgeblasen, aber schon mit der Tendenz zu «etwas fett». Da schimmert ein wenig die «Tragik» der Regallautsprecher durch: Sie suggerieren, dass man sie überall hinstellen kann. Aber am besten klingen sie halt doch auf den Stativen mit 50 Zentimeter Abstand zur vorderen Wand – und bitte auch nicht in die Ecken verbannt.
Das obere Ende des Frequenzspektrums ist nahe an «grandios» mit verblüffender Feinzeichnung. Der Hochtonbereich verleiht die Grandezza, die es noch braucht.