Soundcheck und Fazit
Meine Referenz-Anlage für den Hörtest besteht aus dem Verstärker Aavik I-180 und einer kompletten Ansuz-Verkabelung. Die digitalen Daten werden via Ansuz-Audio-Switch an den Streamer Auralic Aries G1 geliefert, der meine DIY-DAC mit digitalen Daten versorgte. Zudem ist der Hörraum mit Steinmusic-Devices optimiert.
Das mag etwas übertrieben oder dick aufgetragen erscheinen, doch war es uns ein Anliegen, dass die Jamo-Lautsprecher wirklich beste, «high-endige» Arbeitsbedingungen bekommen.
Die frisch angelieferten, neu aus dem Karton aufgebauten Jamo-Lautsprecher klangen – wie viele Lautsprecher – während den ersten 50 Stunden noch etwas «hüftsteif». Wir konnten die Jamos eine gute Woche einspielen, so kamen wohl an die 100 Betriebsstunden vor dem Soundcheck zusammen. Es kann natürlich sein, dass sie nach 500 Stunden noch das 5-Prozent-Restpotenzial herausholen.
Ich habe die Lautsprecher auf den Hörplatz eingewinkelt und – bedingt durch die rückwärtige Bassreflex-Öffnung – fast einen Meter von der Rückwand entfernt platziert, was sich in meinem eher basskritischen Hörraum als ideal erwies. Wer mehr Bass möchte oder einen eher bassarmen Hörraum hat, darf sie gerne auch näher zur Rückwand stellen und entsprechend experimentieren.
Genug der Einleitung. Die Anlage war warmgelaufen, der Espresso getrunken und die Qobuz-Playliste aufgestartet. Mir fiel gleich auf, dass der Klang eher rund und vollmundig zu charakterisieren ist, sodass die allerletzte Analytik fehlte. Sie sind also keine hochanalytische Musik-Lupe. Die Räumlichkeit ist tendenziell als kompakt zu bezeichnen. Die vom Lautsprecher aufgezogene Klangbühne spannt sich zwischen den beiden Lautsprechern auf und ist vorwärtsgerichtet.
Die um 7 Grad rückwärts geneigte Front scheint klanglich gut zu funktionieren. Der Klang war bruchlos und auch im Nahfeld ergab sich ein geschlossenes Klangbild, in dem sich auch die stimmig korrekten Mitten gut einfügten.
Um der Basswiedergabe noch etwas auf den Zahn zu fühlen, durfte mein Lieblings-E-Bassist, Marcus Miller, in die E-Bass-Saiten greifen. Er stand vor einigen Tagen in Zürich am «Jazznojazz»-Festival auf der Bühne und begeisterte das Zürcher Publikum (und auch mich) sehr. «Mr. Pastorius», die Hommage von Marcus Miller und Miles Davis an den bekannten, leider viel zu jung verstorbenen Jazz-E-Bassisten Jaco Pastorius, groovte aus den Jamo-Lautsprechern und versetzte mich zurück in die Gessnerallee.
Die beiden 17er-Bässe versuchen keine 30 Hz zu imitieren, sondern spielen ehrlich und trocken bis gegen 50 Hz runter, was dafür knackig und präzise in den Hörraum geschoben wurde.
Thema Verstärkerwahl: Der Hersteller gibt 90 dB Empfindlichkeit an, was wir im Testbetrieb in etwa bestätigt bekamen. Trotzdem schätzen die Jamo-Lautsprecher einen kräftigen Verstärker mit guter Basskontrolle – und es darf ruhig ein etwas analytisch klingender Verstärker sein. Eine klangneutrale Abstimmung des Verstärkers ist gegenüber einem «wohlfühligen» Klangcharakter durchaus zu empfehlen.
Noch ein paar Worte zum Preis der Jamo S7-27F: Sie stehen mit 999 CHF in der offiziellen Preisliste. Und nein, nicht pro Stück, sondern das Paar! Ich war wieder einmal baff erstaunt ob solcher Preise. Die S7-27F könnten auch das Doppelte kosten, ohne als überteuert zu gelten. Realistisch betrachtet lassen sich solche Preise nur mit der Fertigung «Made in China» und einer extrem scharfen Preiskalkulation realisieren.
Fazit
Wir freuen uns, dass eine ehemals bekannte Marke wie Jamo wieder auf der Bildfläche erscheint. Ihr Erstlingswerk ist gut gelungen. Die stylischen und hübschen Jamo S7-27F sind Preis-Leistungs-Giganten. Nebst ihrer guten Performance als Stereo-Lautsprecher in der HiFi-Anlage bilden sie eine tolle, gut klingende Basis für ein attraktives Heimkino, das man mit optisch passenden Center- und Rück-Lautsprechern aus der Jamo-Studio-7-Linie perfekt ergänzen kann. Willkommen zurück, Jamo!