Hörsituation
Viele Leute kaufen sich zu grosse Lautsprecher, die nicht zu ihren kleinen Räumen passen. Die Empfehlung des Herstellers Focal, der die Aria K2 926 übrigens in Frankreich herstellt, darf man ernst nehmen: Der Raum sollte 20 m2 oder grösser sein. Das passt gut zu modernen Wohn/Essräumen mit offener Küche. So kann man die Aria K2 926 durchaus als Wohnraum-Lautsprecher und nicht als Hörraum-Lautsprecher einordnen.
Die optimale Hördistanz liegt gemäss Hersteller-Empfehlung bei 3 Metern. In der Testsituation war es etwas weniger. Wer konzentriert und kompromisslos Musik hören will, sollte die stoffbespannten Abdeckungen besser abnehmen. Der Unterschied war hörbar. Beim Musikhören en passant oder bei TV-Beschallung braucht man das natürlich nicht zu tun. Die Abdeckungen können dank magnetischer Befestigung leicht und passgenau angebracht werden.
Punkto Verstärkung dürften 50+ Watt an 8 Ohm ausreichen. Zurzeit gibt es ein attraktives Systemangebot der Aria K2 926 zusammen mit dem All-In-One-Player Unity Star von Naim (siehe Bild). Diese Kombination klang schon sehr stimmig und auch laut ganz problemlos. Für den Test verwendeten wir aber grösseres Geschütz in Form eines sehr potenten Naim-Systems.
Es ist ja kein Geheimnis, dass Focal und Naim zusammengehören und am Markt gut orchestriert auftreten. Das sollte aber niemanden davon abhalten, diese Lautsprecher als absolut eigenständig zu sehen und im Rahmen der eigenen Vorstellungen und Erfahrungen zu testen und zu kombinieren. Ich kann mir sogar gut vorstellen, dass man die Klangsignatur der Aria K2 926 noch etwas stimmiger in Szene setzen könnte und dass der dafür geeignete Verstärker nicht zwingend von Naim kommen müsste. Dazu unten mehr.
Hörerlebnis
Im ersten Hördurchgang galt es, die Low Bass Performance auszuloten. «Flight of the Cosmic Hippo» von Béla Fleck gelang der Aria K2 926 nahezu bravourös, trocken und schnell. Bei der Position 2:25 kamen die ganz tiefen Register nicht mehr optimal, etwas diffuser, aber immer noch sehr passabel. Der Eindruck stimmt auch durchaus mit den technischen Angaben des Herstellers überein, was lobenswert ist.
Die Bollywood-Filmmusik aus Lagaan ist ein Paradebeispiel dieses witzigen und lustigen Film- und Musik-Genres. Das Stück ist hervorragend produziert und geht vom Zirpen über wuchtige und weit aufgespannte Buschtrommeln zur kindlich klagenden Mädchenstimme. Dann kommt vermutlich der Prinz – mit Bariton – und im Hintergrund wird wacker perkussioniert. Die Umsetzung der Aria K2 926 war authentisch und souverän und zudem recht frontal.
Lou Reeds Spaziergang in der Wildnis kam mit viel Finesse und auch mit charakteristischem Näseln (Lou selbst) von der Bühne. Der viel zitierte Saxofon-Einsatz bei 3:38 war sehr echt und unübertrieben. Erika Badu und Dominique Fils-Aimé hauten thematisch in dieselbe Kerbe: Die Aria K2 926 brachte die grossartigen und hypnotisierenden Stimmen der Ladys perfekt hin.
Die Steve Gadd Band musizierte mit der Aria K2 926 recht grossräumig, vielleicht ein wenig zu kompakt, mit klarer Gruppierung und viel Wucht – genau so, wie ich das im Kopf referenziert hatte. Jacob Colliers Stimme wurde mit der Aria K2 926 wunderbar aufgelöst und modelliert, aber mit einer Tendenz zu hochtonaler Übertreibung. Das kann, bei auf Effekten basierendem Musikmaterial, zu viel des Guten sein.
Till Fellners wunderbar losgelöste und schwebende Interpretation von Beethovens Emperor-Klavierkonzert konnte mich nicht so recht in den Bann schlagen. Das Klavier wirkte manchmal etwas dünn und der Hochtonanteil etwas zu überbetont. Geschmacksache? Raumakustik? Beides hatte hier einen Einfluss.
Die ersten Takte der 4. Sinfonie von Brahms in der vorliegenden Interpretation stimmten mich versöhnlich. Ich habe das Stück zwar homogener in Erinnerung und konnte das später auch nachvollziehen, doch setzte die Klangsignatur der Aria K2 926 einen spannenden Akzent punkto Transparenz. Das geht, auch für mich. Man lernt nie aus mit guten Lautsprechern.
Baden Powells Jahrhundert-Stück «Tristeza» klingt ja alles andere als traurig, sondern sehr beschwingt. Die eigenwillige Aufnahme (1960er-Jahre) mit der Perkussion stramm rechts, dem Bass links und dem Solisten im Zentrum wurde sehr präzise und überzeugend abgebildet – mit Verve und totaler Beschwingtheit. Das Anklingen der Gitarrensaiten hörte sich sehr präzise an, aber mit einer eigentümlichen Sanftheit umrahmt.
Mein Klangfazit zeigt mit der Aria K2 926 einen Lautsprecher, der mit vielen Musikstilrichtungen sehr gut umgehen kann und in aussergewöhnliche Höhen emporsteigt, bis er an den Wolken kratzt. Die Präsenz des Hochtons ist manchmal – und wirklich nur manchmal – für meinen Geschmack des Guten zu viel. Das kann natürlich bei kurzem Hinhören verblüffen und beeindrucken. Aber noch mehr Hochtonakzente würden mich auf Dauer stören. Hier kann der Musikhörer mit der Wahl von Verstärker, DA-Wandler und Quellen durchaus einwirken.
Fazit
Die Aria K2 926 ist das Paradebeispiel eines perfekt durchdesignten und hochwertig ausgeführten, modernen 3-Weg-Standlautsprechers, der ohne (oder mit sehr wenigen) Kompromissen auskommt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist aussergewöhnlich gut. Der Lautsprecher profitiert eindeutig von der Technologiekompetenz des Herstellers, der es souverän hinbekommt, die Errungenschaften seiner Spitzengewächse in bezahlbare Dimensionen zu falten.