TESTBERICHT
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Klangqualität exorbitant gesteigert

Wir hörten die 702 S3 Signature zunächst in einem Zweikanal-Setting an der Verstärker-/Player-Kombi Model 50/CD 50n von Marantz.Wir hörten die 702 S3 Signature zunächst in einem Zweikanal-Setting an der Verstärker-/Player-Kombi Model 50/CD 50n von Marantz.

Wie bereits erwähnt, verfügt die Vorstufe über Trioden-Röhren. Die Röhren sind vom Typ ECC83/12AX7 und werden im reinen Class-A-Bereich betrieben. Die Endstufe liefert dank Bipolartransistoren und ordentlicher Siebkapazität im Netzteil zweimal 100/180/290 Watt Dauerleistung (RMS) an 8/4/2 Ohm Last.

Mit einer Bandbreite von über 100 kHz ist der Verstärker genügend schnell ausgelegt, um auch bei hohen Tönen eine ausreichend ausgewogene Kontrolle mittels Gegenkopplung gewährleisten zu können. Um nicht unnötige Energie für den Subbass-Bereich zu verschwenden, ist ein Hochpassfilter mit einer unteren Grenzfrequenz von etwa 10 Hz integriert.

Der Ruhestrom der Endtransistoren wird im dynamischen Class-A-Betrieb gehalten. Diese Technik wurde von Nelson Pass entwickelt. Es soll die Vorteile der geringen Übernahmeverzerrungen des Class-A-Betriebs mit dem geringeren Ruhestromverbrauch klassischer Class-AB-Konzepte kombinieren. Der Trick dabei ist, dass der Ruhestrom bei geringer Lautstärke (kleiner Strombedarf) niedrig gehalten und bei hoher Leistungsabgabe entsprechend erhöht wird. Damit können die Ausgangstransistoren in ihrem linearen Bereich gehalten und Übernahmeverzerrungen verringert werden. Das Konzept stellt einen vernünftigen Kompromiss dar.

Nelson Pass selbst setzt bei seinen Kreationen fast ausschliesslich auf reinen, also statischen Class-A-Betrieb. Seine Verstärker gelten zwar gemeinhin als klanglich überragend, können sich aber auch als Wohnzimmerheizung identifizieren.

Aufgeräumte, elegante Front.Aufgeräumte, elegante Front.

Ganz in ihrem Element war die Bowers-&-Wilkins-Marantz-Kombi dann wieder bei der Stimmenwiedergabe. Egal, ob klassische Vokalmusik oder Country/Folk; die Signature nimmt die Hörer mit wunderbarem Timbre und emotionaler Ausdruckskraft in ihren Bann. Akustischer Folk und Blues wird in überzeugender Art und Weise inszeniert: Das musikalische Geschehen lebt und pulsiert, auch minimalistische Besetzungen entfalten eine grossartige Bühne und füllen den Hörraum mit einnehmendem Klangspektakel.

Im Bass zeigt die 702 S3 Signature (am Model 50 bis zu vernünftigen Pegeln) eine ebenso druckvolle wie kontrollierte Wiedergabe. Dass sie auf die allertiefsten Register (Bowers & Wilkins spezifiziert bei 45 Hz -3 dB, bei 28 Hz -6 dB) zugunsten konturierten Impulsverhaltens verzichtet, sei ihr verziehen. Aber gut möglich, dass ein grösseres Verstärker-Kaliber mit noch mehr Nachdruck in die Tiefe arbeitet.

Im Hochtonbereich ist die B&W-Marantz-Kombi wieder voll in ihrem Element: Die Höhen klingen zwar durchaus brillant, aber niemals aufdringlich. Detailzeichnung und Feinauflösung sind exzellent. Ebenso die Durchhörbarkeit, die der innovative Mitteltöner an den Tag legt. Die Direktheit der Ansprache verblüfft, aber auch hier ohne jede Aufdringlichkeit. Insgesamt klingt die 702 S3 Signature sprichwörtlich wie aus einem Guss; die Wiedergabe dieses Dreiwege-Lautsprechers wirkt äusserst homogen und sehr natürlich.

Auch im Heimkino der Topklasse läuft die 702 S3 Signature zur Höchstform auf. Wir hörten sie im Zusammenspiel mit dem tonal bestens passenden Center HTM 71, den es ebenfalls in der Signature-Version zu kaufen gibt.Auch im Heimkino der Topklasse läuft die 702 S3 Signature zur Höchstform auf. Wir hörten sie im Zusammenspiel mit dem tonal bestens passenden Center HTM 71, den es ebenfalls in der Signature-Version zu kaufen gibt.

In einer zweiten Hörsession durfte die 702 S3 Signature zeigen, was sie im (High-End-)Heimkino so draufhat. Und es war fast schon unheimlich, wie die Standbox im Zusammenspiel mit dem AV-Verstärker Cinema 30 von Marantz (Test nachzulesen hier) nach durchgeführter Audyssey-Raumeinmessung an Natürlichkeit der Wiedergabe und räumlicher Präzision zulegte – und dies eben auch im reinen Stereo-Betrieb. Auch punkto Basswiedergabe erwies sich der Cinema 30 als dem Model 50 überlegen. Klare Sache: Ein AV-Verstärker der Topklasse ist heutzutage eigentlich der bessere Stereo-Verstärker. Und vice versa: Die 702 S3 Signature ist gleichzeitig auch der beste Heimkino-Lautsprecher, der dem Autor bisher untergekommen ist.

Fast so schön wie die Bowers & Wilkins Signature: Auch der Cinema 30 von Marantz gefällt mit gelungenem Design.Fast so schön wie die Bowers & Wilkins Signature: Auch der Cinema 30 von Marantz gefällt mit gelungenem Design.

Zu guter Letzt galt es noch die entscheidende Frage zu klären, ob und wie weit sich die Signature vom «Standard»-Modell 702 S3 würde absetzen können und ob der doch recht hohe Aufpreis von CHF 1700 auch wirklich gerechtfertigt sei. Dazu verglichen wir die beiden Modelle direkt nacheinander im A/B-Vergleich und stellten fest: Für sich gehört, klingt die «Standard»-702 S3 ausdrucksstark, farbenfroh und vital. Sie sorgt zweifellos für enormen Hörspass.

Nach dem Wechsel zur Signature wurde jedoch schon bei den ersten Musiktakten klar, dass man es hier mit einer ganz anderen Klasse an Schallwandler zu tun hat. Die Ansprache ist insgesamt filigraner und kultivierter, die räumliche Transparenz exorbitant besser – und gleichzeitig wirkte die Signature natürlicher und homogener, wo das Standardmodell stellenweise fast schon plakativ und vordergründig agierte. Klare Sache: Die «Standard»-702 S3 ist in der HiFi-Spitzenklasse zu verorten, während das Signature-Modell in jeder Hinsicht als High-End-Lautsprecher zu klassifizieren ist.

Auch in Midnight Blue machen die 702 S3 Signature eine gute Figur.Auch in Midnight Blue machen die 702 S3 Signature eine gute Figur.

Fazit

Die Klangmagier von Bowers & Wilkins haben wieder einmal Hand angelegt. Wie man mit gezielten Feintuning-Massnahmen einen schon sehr guten Lautsprecher klanglich dermassen verbessern kann, grenzt fast schon an Zauberei. Die 702 S3 Signature setzt sich vom Standard-Modell deutlich ab – dies auch dank der tollen Verarbeitung. Der Wermutstropfen für den Musikliebhaber: Bowers & Wilkins lässt sich diesen Mehrwert auch redlich bezahlen. Von nichts kommt eben nichts. Dennoch: Wer die 702 S3 Signature einmal gehört hat, wird sich der Faszination dieses High-End-Lautsprechers kaum noch entziehen können.

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STECKBRIEF
Modell:
702 S3 Signature
Profil:
Mit aufwändigen Feintuning-Massnahmen, unter anderem einer Frequenzweiche mit teuren, audiophilen Bauteilen, verbessert Bowers & Wilkins die bekannte 702 S3 so entscheidend, dass man bei der Signature-Version von einem ganz anderen Schallwandler sprechen kann. Die 702 Signature ist ganz klar in die Topklasse einzuordnen.
Pro:
Sehr gute Verarbeitung mit edlem Finish, wahlweise in Datuk-Echholzfurnier oder Midnight-Blue-Hochglanz.
Ausgesprochen räumlicher, filigraner Klang mit herausragender Transparenz.
Klingt insgesamt sehr homogen und natürlich.
Macht sowohl im Stereo- als auch im Heimkino-Einsatz eine hervorragende Figur.
Contra:
Hoher Aufpreis gegenüber Standard-Version.
Benötigt in grösseren Räumen Verstärker mit reichlich Schubkraft.
Preis:
8,000.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2024
Vertrieb:
Masse:
337 x 1087 x 364 mm
Gewicht:
29,5 kg
Farbe:
Datuk Hochglanz, Midnight Blue
Bass:
3 x 16,5 cm Aerofoil
Bauprinzip:
3-Wege-Bassreflex
Empfohlene Leistung:
30 – 300 Watt
Frequenzgang:
45 Hz – 28 kHz ± 3dB
Hochton:
Carbon-beschichtete Kalottenhochtöner in eigenem Vollmetallgehäuse
Impedanz:
8 (min. 3,1) Ohm
Mittelton:
15-cm-FST-Continuum-Membran
Wirkungsgrad:
90 dB