Klangqualität exorbitant gesteigert
Wir hörten die 702 S3 Signature zunächst im Verbund mit den Modellen der Serie 50 von Marantz: Dem Vollverstärker Model 50 (Test nachzulesen hier) attestierten wir im Hörtest eine sehr hohe Klangkultur und Finesse der musikalischen Ansprache. Im Zusammenspiel mit dem passenden Streamer/CD-Spieler CD 50n (Test nachzulesen hier) zeigte auch die Bowers & Wilkins-Signature eine fantastische Leichtigkeit der Klangentfaltung. Die musikalische Ansprache erinnerte fast schon an jene von Elektrostaten. Ebenso beeindruckte die fast schon verblüffende räumliche Transparenz. Der imaginierte Raum besitzt Plastizität, ausgeprägte Tiefe und Weite. Die Abbildung ist sehr präzise, ohne übertriebene Ortungsschärfe oder gar einem Anflug von Vordergründigkeit.
Al Di Meolas Saitenspiel etwa erklingt zum Greifen nahe, mit wunderbarer Aura und schönen Klangfarben. Gut aufgenommene Pop- und World-Musik wurde – im Rahmen vernünftiger Abhörpegel – lebendig und insgesamt sehr geschmackvoll in Szene gesetzt. Erst bei harten Elektropop- oder Techno-Tracks ging dem Model 50 tendenziell etwas die Puste aus. Er wirkte im Grenzbereich dann nicht mehr so souverän. Ganz offensichtlich verlangen die drei Tieftöner der 702 S3 Signature doch reichlich Schubkraft.
Ganz in ihrem Element war die Bowers-&-Wilkins-Marantz-Kombi dann wieder bei der Stimmenwiedergabe. Egal, ob klassische Vokalmusik oder Country/Folk; die Signature nimmt die Hörer mit wunderbarem Timbre und emotionaler Ausdruckskraft in ihren Bann. Akustischer Folk und Blues wird in überzeugender Art und Weise inszeniert: Das musikalische Geschehen lebt und pulsiert, auch minimalistische Besetzungen entfalten eine grossartige Bühne und füllen den Hörraum mit einnehmendem Klangspektakel.
Im Bass zeigt die 702 S3 Signature (am Model 50 bis zu vernünftigen Pegeln) eine ebenso druckvolle wie kontrollierte Wiedergabe. Dass sie auf die allertiefsten Register (Bowers & Wilkins spezifiziert bei 45 Hz -3 dB, bei 28 Hz -6 dB) zugunsten konturierten Impulsverhaltens verzichtet, sei ihr verziehen. Aber gut möglich, dass ein grösseres Verstärker-Kaliber mit noch mehr Nachdruck in die Tiefe arbeitet.
Im Hochtonbereich ist die B&W-Marantz-Kombi wieder voll in ihrem Element: Die Höhen klingen zwar durchaus brillant, aber niemals aufdringlich. Detailzeichnung und Feinauflösung sind exzellent. Ebenso die Durchhörbarkeit, die der innovative Mitteltöner an den Tag legt. Die Direktheit der Ansprache verblüfft, aber auch hier ohne jede Aufdringlichkeit. Insgesamt klingt die 702 S3 Signature sprichwörtlich wie aus einem Guss; die Wiedergabe dieses Dreiwege-Lautsprechers wirkt äusserst homogen und sehr natürlich.
In einer zweiten Hörsession durfte die 702 S3 Signature zeigen, was sie im (High-End-)Heimkino so draufhat. Und es war fast schon unheimlich, wie die Standbox im Zusammenspiel mit dem AV-Verstärker Cinema 30 von Marantz (Test nachzulesen hier) nach durchgeführter Audyssey-Raumeinmessung an Natürlichkeit der Wiedergabe und räumlicher Präzision zulegte – und dies eben auch im reinen Stereo-Betrieb. Auch punkto Basswiedergabe erwies sich der Cinema 30 als dem Model 50 überlegen. Klare Sache: Ein AV-Verstärker der Topklasse ist heutzutage eigentlich der bessere Stereo-Verstärker. Und vice versa: Die 702 S3 Signature ist gleichzeitig auch der beste Heimkino-Lautsprecher, der dem Autor bisher untergekommen ist.
Zu guter Letzt galt es noch die entscheidende Frage zu klären, ob und wie weit sich die Signature vom «Standard»-Modell 702 S3 würde absetzen können und ob der doch recht hohe Aufpreis von CHF 1700 auch wirklich gerechtfertigt sei. Dazu verglichen wir die beiden Modelle direkt nacheinander im A/B-Vergleich und stellten fest: Für sich gehört, klingt die «Standard»-702 S3 ausdrucksstark, farbenfroh und vital. Sie sorgt zweifellos für enormen Hörspass.
Nach dem Wechsel zur Signature wurde jedoch schon bei den ersten Musiktakten klar, dass man es hier mit einer ganz anderen Klasse an Schallwandler zu tun hat. Die Ansprache ist insgesamt filigraner und kultivierter, die räumliche Transparenz exorbitant besser – und gleichzeitig wirkte die Signature natürlicher und homogener, wo das Standardmodell stellenweise fast schon plakativ und vordergründig agierte. Klare Sache: Die «Standard»-702 S3 ist in der HiFi-Spitzenklasse zu verorten, während das Signature-Modell in jeder Hinsicht als High-End-Lautsprecher zu klassifizieren ist.
Fazit
Die Klangmagier von Bowers & Wilkins haben wieder einmal Hand angelegt. Wie man mit gezielten Feintuning-Massnahmen einen schon sehr guten Lautsprecher klanglich dermassen verbessern kann, grenzt fast schon an Zauberei. Die 702 S3 Signature setzt sich vom Standard-Modell deutlich ab – dies auch dank der tollen Verarbeitung. Der Wermutstropfen für den Musikliebhaber: Bowers & Wilkins lässt sich diesen Mehrwert auch redlich bezahlen. Von nichts kommt eben nichts. Dennoch: Wer die 702 S3 Signature einmal gehört hat, wird sich der Faszination dieses High-End-Lautsprechers kaum noch entziehen können.