Musikerlebnis
Es gibt auf Youtube ein Live-Video des begnadeten Gitarristen John Mayer (Live in Los Angeles). Der Song «Gravity» unterscheidet sich von der Studio-Version durch die Dauer von 10 Minuten und beginnt mit einem kleinen, leisen Solo auf seiner Fender Strat: ein sanftes Geplänkel, gekonnt und intensiv, ins Herz gehend. Dann singt er einleitend so, dass seine Fans in verzückter Erwartung harren und ein bisschen Lärm machen. Dann das Schlagzeug mit Snaredrum, HiHat, dann die Pauke. Dann der Bass.
Ein überzeugend realistischer Bass, knackig und mit wenig Eigenklang (Lautsprecherklang), der nach dem Instrument klingt. Auch die Pauke gefiel mir sehr gut mit ihrer verblüffenden Strenge. Es klingt sehr ungewöhnlich für einen Bluetooth-Lautsprecher dieser Klasse. Das Gitarrenspiel ist ein echter Leckerbissen, und Mayers Gesang, leicht nasal und kehlig, ging unterbewusst an meine Gefühlsebene. Bei sehr hohen Pegeln entstand dann ein – gerade noch akzeptabler – Klangbrei.
Schade, dass die Musik gegenüber dem Bild gefühlte 300 Millisekunden nachhinkte. Diese Latenz ist für «Videohörer» bestimmt unangenehm, da nicht mehr lippensynchron.
Dann wagte ich mich an die Klassik: Beethovens 7. Sinfonie, 2. Satz, eine schöne Aufnahme dirigiert von Christian Thielemann. Die Streicher kamen dezent und seidig schwebend aus dem Lautsprecher, und die grollenden Kontrabässe bildeten ein überzeugendes Fundament. Der Satz beginnt leise und wird immer lauter. Der Lautsprecher schafft es, dass alles gut durchhörbar bleib. Der Hochtonbereich ist insgesamt etwas zurückhaltend – oder anders ausgedrückt: nicht so aufdringlich «kristallklar» ...
Man kann mit dem Xtreme 2 sehr schön Klassik hören, wenn man sich damit «ausnahmsweise nicht an einer Party aufhält».
Und dann Jazz: Marcus Miller auf seinem Live Album «Tutu Revisited» mit einer Neuauflage von «Jean Pierre» (Miles Davis). Dieser furztrockene Hammerbass ist eine echte Herausforderung, die aber vom Xtreme 2 gut gemeistert wurde. Echt gut! Erstaunlich präzise und schnell, wie ich es nie gehört habe bei einem Lautsprecher dieser Art. Es gibt da auch eine harmonische Ganzheit, die überzeugt: Klangfärbungen sind immer angenehm, das Geschehen ist ausgewogen und verblüffend dynamisch.
Kommen wir noch zu der beliebten audiophilen Disziplin der Frauenstimmen: Wir hören Kari Bremnes auf ihrem Album «Svarta Björn» mit dem bekannten «HiFi-Messen-Vorführstück» «Sangen Om Fyret Ved Tornehamn». Kari hat seit dem Beginn ihrer Karriere Wert auf hervorragende Aufnahmen gelegt. Deshalb ist sie den Audiophilen ein Begriff, aber anderswo viel weniger bekannt.
Auch hier hatte der Bass eine völlig überzeugende Gravität, die im programmierten Musikgehirn (Hörerfahrung) gleich den Referenzklang hervorholte. Das Klanggemälde von Kari Bremnes kam ungebremst dynamisch, differenziert herüber und ihre Stimme war geradezu hypnotisierend.
Klangfazit
Die Musik kommt von einem Ort, da wo der Lautsprecher steht – aber losgelöst, schwebend und trotzdem recht gut ortbar. Man kann nicht erwarten, dass es wie gutes Stereo klingt und einen überzeugenden, dreidimensionalen Raum aufbaut, doch ist der Kompromiss einfach zu verdauen. Der Extreme 2 klingt in der Tat sehr musikalisch und vermutlich dank einiger DSP-Tricks, die immerhin 300 Millisekunden Zeit kosten, einfach irgendwie «richtig».
ich habe den JBL Extreme 2 in einem 60 m2 grossen Studioraum mit guter Akustik getestet. Er stand auf einem Sideboard, ca. 40 cm von der Wand entfernt, ich sass drei Meter davor. Das ist zu berücksichtigen.