Angewendet
Die Installation dauert keine fünf Minuten. Ist der Akku erst mal aufgeladen, kann der erste Versuch beginnen. In der «Normalstufe» reproduziert OSKAR den Fernsehton in seiner vollen Pracht. Allerdings fällt schon hier eine kleine Verzögerung (Latenz) auf. Je höher die Sprachverständlichkeitsstufe, umso grösser wird auch diese Tonverzögerung, was als störend empfunden wird. Also schalten wir den TV-Ton auf stumm (was nach Anfrage beim Kundendienst auch empfohlen wird).
Nun wird auch klar, wie Oskar wirkt: Nach einer Klangoptimierung, für die (laut Hersteller) ein speziell entwickelter DSP mit eigens programmiertem intelligenten Algorithmus (ähnlich einer KI) zum Einsatz kommt, wird der Ton durch mehrkanalige EQs, Limiter, Filter und Dynamikkompressoren weiterbearbeitet, um eine optimale Sprachverständlichkeit zu gewährleisten.
Durch das Weglassen von Frequenzen (und damit Geräuschen), die für die Sprache irrelevant sind, wird die Dialogverständlichkeit wesentlich verbessert. Für mich persönlich wirkt die höchste Stufe durch den hörbaren Einsatz von Kompressoren, die, sobald Sprache einsetzt, die Umgebungsgeräusche und die Musik stark zurückdrängen, zu extrem. Doch die Stufen 1 und 2 bieten je nach Programm eine willkommene Verbesserung der Sprachverständlichkeit.
Perfektes und Problematisches
Ideal ist der Einsatz von OSKAR, wenn die gemeinsam vor dem Fernseher sitzenden Personen ein vergleichbares Hörvermögen besitzen und OSKAR die einzige Audioquelle ist. Kommentare von Testpersonen decken sich mit meinem Empfinden: Es ist zwar angenehm, ohne übermässige Lautstärke alles verstehen zu können. Doch wenn der Sprecher drei bis vier Meter entfernt am Bildschirm zu sehen ist, seine Stimme jedoch gleich neben einem erklingt, beeinträchtigt dies das Raumempfinden. Trotzdem: Man gewöhnt sich relativ schnell an die Situation und geniesst es, alles verstehen und erst noch Gespräche führen zu können.
Ein gleichzeitiger Einsatz von OSKAR und dem TV-Originalton ist nicht zu empfehlen, da die Latenz auch bei modernen TVs, die über eine «SPDIF-Verzögerung» verfügen, nicht behoben werden kann. Die Erhöhung der Verzögerung verstärkt den Echo-Effekt nur noch, da eine «Minus-Verzögerung» nicht möglich ist.
Am Familien-TV-Nachmittag verstanden die Grosseltern den Dialog zwar besser, die Jüngeren, die etwas näher am TV sassen, fühlten sich jedoch vom «seltsamen, leicht verzögerten Klang aus der Box von hinten» gestört.
Wenn die Hörschwierigkeiten nur eine Person betreffen, ist der Kopfhörerausgang eine willkommene Ergänzung. Allerdings ist diese Person dann klangmässig isoliert und kann an keiner Konversation mehr teilnehmen.
Es ist jedoch festzuhalten, dass die Latenz auch auf der höchsten Stufe (3) nie so gross ist, dass die Lippensynchronität gefährdet wäre. Es ist also ein reines Audioproblem, das (wie erwähnt) nur bei gleichzeitigem OSKAR- und Originalton auftritt.
Zusätzlicher Bonus
Im TV läuft Fussball, doch sollte man ab und zu in der Küche «nach dem Rechten sehen». Mit OSKAR kein Problem: Dank ihm hört man ja auch in der Küche, was auf dem Spielfeld läuft und kann, bei einer spannenden Situation, schnell zum TV zurückeilen.
OSKAR ist ja eigentlich ein kabelloser Zusatzlautsprecher, der neben dem TV-Sound auch jede andere Audioquelle wiedergeben kann und in der Grundeinstellung das gesamte Klangspektrum wiedergibt. Ist die Ladeschale an die Stereoanlage (oder eine andere Audioquelle) angeschlossen, kann der Lautsprecher in der ganzen Wohnung, im ganzen Haus oder gar im Garten zum Einsatz kommen. Die maximale Reichweite ist mit 30 m angegeben, was ein Versuch sogar mit Stockwerkwechsel bestätigt hat.
Fazit
Mit OSKAR wurde eine brillante Idee hervorragend umgesetzt. Zwar gibt es in der Anwendung einige Einschränkungen (siehe oben), doch das Grundkonzept, Dialoge im TV verständlich zu machen, ohne sich durch Kopfhörer von der Umwelt abzuschotten und ohne die Lautstärke übermässig erhöhen zu müssen, ist erfüllt.
Und bald ist Weihnachten. OSKAR schenken, anstatt die betroffenen Familienmitglieder zu kränken … ist ja nur so eine Idee.
avguide.ch meint
OSKAR ist eine ideale Alternative zu den bisher angebotenen WLAN-TV-Kopfhörern. Damit kann nicht nur die Stärke der Sprachverständlichkeit reguliert werden, sondern dank des auf einfachste Weise optimal platzierbaren Lautsprechers auch die Umgebung wahrgenommen, Gespräche geführt, Kommentare abgegeben sowie Tür- und Telefonklingel gehört werden können.