High-End-Audio ist als Qualitätsbegriff sehr direkt mit klassischen und teuren Musikanlagen verknüpft, die aus einer gewissen Zahl von Geräten bestehen, welche sorgfältig aufeinander «abgestimmt» sind. Diese «Systeme» – welche das Zusammenspiel in Orchestern suggerieren – beherrschen die Vorstellungswelt der Audiophilen auf der ganzen Welt. Dem Gedanken, dass es auch anders geht, dem High-End-Qualitätsanspruch gerecht zu werden, wird nicht viel Raum gegeben.
Auch die Audio-Fachmedien behandeln das Thema der digitalen Aktivlautsprecher stiefmütterlich. Die enormen Fortschritte in der Aktivlautsprecher-Technologie werden zwar allseits gewürdigt, doch dann folgt vor dem Punkt meistens noch das todbringende «Aber». Die Würdigungen beziehen sich weniger auf Klangqualität als auf Leistungseffizienz und Versatilität.
Der traditionelle, audiophile Hobbyist wird mit digitalen Aktivlautsprechern infolge der funktionalen Integration von ADA-Wandlung, Verstärkung und Schallwandlung teilweise um sein Hobby gebracht – und der Audio-Handel teilweise um sein Geschäftspotenzial. Das Sound-Design bleibt Aufgabe des Entwicklers bzw. des Herstellers. Die sorgfältige «Abstimmung» der «Kette» ist – böse gesagt – an die Leute delegiert, die davon wirklich etwas verstehen. Das musikalisch/akustische Endresultat ist dabei in vielen Fällen so verblüffend, dass sich Menschen ohne Vorurteil eine einfache Rechnung machen: Die Musik stimmt, das Leben ist einfacher und die Brieftasche wurde weit weniger strapaziert.
Für Hobby ist immer noch genügend Raum vorhanden. Zum Beispiel für Raumakustik, die auch den Ansprüchen des Interieurs gerecht wird. Das kostet nämlich und bringt bekanntermassen viel mehr als Voodoo. Raumintegration am Beispiel guter Raumeinmessungen und hochwertiger EQs ist ein weiteres Beispiel. Digitale und analoge Quellen sind weiterhin einnehmbare Bastionen. High-End endet nicht beim Lautsprecher. Der digitale Aktivlautsprecher ist die Blackbox, bei der der audiophile Nutzer zugeben muss, dass er vom Inhalt wenig verstünde, selbst wenn er ihn kennt.
Wenn nun ein Hersteller wie Nubert in Schwäbisch-Gmünd sich mit einem audiophilen High-End-Versprechen einer neuen Serie von digitalen Aktivlautsprechern auf den Weg macht, audiophile Herzen zu erobern – und das auch noch direkt, ohne die Hilfe der klassischen Vertriebskanäle –, dann steigen sowohl Erwartungen als auch die Skepsis in grosse Höhen. Der Nuzeo 4 oder im Nubert-Marken-Jargon nuZeo 4 kostet direkt ab Nubert-Shop 2800 EUR das Stereopaar und ist auch einzeln für 1400 EUR erhältlich. Die passenden Stative kosten dann noch zusätzliche 400 EUR pro Paar, sofern benötigt. Wunsch-Fazit: High-End-Audio für 3200 EUR ohne Quelle.
Verarbeitung auf High-End-Niveau
Die Aktivlautsprecher Nuzeo 4 sind Monitore, die sowohl im Regal, auf dem Sideboard oder auf Stativen Platz finden. Sie wirken relativ voluminös, sind aber – nicht zuletzt durch den trapezförmigen Grundriss – eine elegante Erscheinung. Mit 18,4 kg Gewicht muss man anpacken. Der einzelne Lautsprecher wird mit zwei clever konstruierten Traversenfüssen geliefert. Man schraubt sie mit je drei Schrauben an den Boden des Lautsprechers oder an die trapezförmige Bodenplatte des Lautsprecher-Stativs. Die Traversenfüsse erweitern den Footprint und erzielen eine optimale Standfestigkeit. Sie sind bequem von oben verstellbar, mittels Rändelschraube und Kontermutter. Die Ankopplung an den Boden erfolgt entweder mit den Spikes oder den aufsteckbaren Zylinderfüssen.
Die Bassreflex-Öffnung ist nach hinten gerichtet. An der Rückwand befindet sich auch das übersichtliche Anschlussfeld mit Stromanschluss (IEC-Gerätestecker), Hauptschalter, den Analogeingängen (AUX – RCA) und XLR sowie den Digitaleingängen (2 x SPDIF coaxial und 1 x AES/EBU). Das Vorhandensein des kombinierten XLR-Eingangs für analoge und digitale Signale (AES-Standard) lässt auf eine professionelle Audio-DNA der Elektronik schliessen, wie auch der Drehschalter für die Wahl des Eingangs, der auch eine individuelle Anpassung des Lautstärkenpegels bietet.
Für den Wireless-Betrieb gibt es eine Pairing-Taste und für die Master/Slave-Installation RCA-Anschlüsse als digitale Kabelverbindung zwischen den Lautsprechern.
Für die Verarbeitung ist das Prädikat «High-End» durchaus gerechtfertigt. Alles ist aus einem Guss und wie aus dem Ei gepellt. Anfassen und Berühren ist ein Genuss. Besonderes Lob gilt den Lautsprecherstativen: Dank der Materialkombination MDF und Stahl sind sie nicht zu schwer, aber völlig vibrationsfrei und ihr Schwerpunkt liegt tief. Die Verschraubungen sind sehr präzise. Der Lautsprecher wird mit sechs Schrauben an der Top-Platte befestigt und die Traversenfüsse mit weiteren sechs Schrauben an der Bodenplatte.
Das Design ist zusammen mit den Lautsprechern stimmig und kommt ohne diese oft gesehene – für Lautsprecherständer typische – Eigendynamik aus, die dann nicht so recht in den Wohnraum passen will.