TESTBERICHT
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Publikationsdatum
6. Juli 2018
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MEDIEN

Wir wollen Sie nicht erschrecken, aber vielleicht sind Sie schreckhaft veranlagt. Das ist Super-High-End-Audio. Für die meisten ist eine Schweizer Uhr für 150'000 CHF weder erstrebenswert noch zahlbar, genauso wenig wie Monoendstufen für 35'900 CHF pro Stück(!). Oder ein Paar Standlautsprecher für 69'000 CHF.

Nur ist es eben so, dass etwas, das man sich leisten kann, plötzlich auch erstrebenswert wird. Wir machen meistens einen grossen Bogen um Dinge, die weit ausserhalb unserer finanziellen Möglichkeiten liegen und votieren energisch dagegen, tragen die Fahne der «Unvernunft anderer» weit ins Land hinaus. Bis wir dann doch noch ein grösseres Erbe antreten können und unvermittelt einen Aston Martin in unseren Carport stellen.

Der Reiz des Möglichen und des vermeintlich absolut Besten ist verführerisch – und so alt wie die moderne Menschheit. Der Umstand, dass es nur wenigen vergönnt ist, Luxusprodukte der hier beschriebenen Art zu besitzen, kann das Produkt und seine Qualität nicht in Frage stellen. Es lässt noch nicht einmal ein Urteil über die Besitzer zu. Empörung ist überflüssig. Ein kritisches Ohr und ein kritisches Auge hingegen sind es nicht.

Sich einen Traum erfüllen

Dass sich jemand einen Traum erfüllen will, mag auch bei Audio-Herstellern vorkommen. Dan D'Agostino, Mitgründer von Krell, stieg bei der Firma 2009 aus und begann unter eigener Marke zu wirken. Vermutlich musste er nicht, sondern machte es aus freien Stücken. Nicht zu müssen ist eine gute Voraussetzung, um sich einen Traum zu erfüllen. Es sollte besser und schöner werden als alles zuvor.

Als Quasi-Erfinder des US-amerikanischen Verstärkers mit Superklang und hoher Leistung brauchte er sich zumindest über die neue Marke keine grossen Gedanken zu machen. Sein eigener Name war die logische Konsequenz. Dann mussten seine neuen Geräte natürlich auch punkto Design neue Zeichen setzen – und ich muss sagen, das ist ihm gelungen. Ich habe seit «American Art Déco» – und da kenne ich mich aus – kaum ein US-Design gesehen, das mich mehr beeindruckt hätte.

Bei Wilson Audio war die Entwicklung ein Prozess über Jahre. Es gab bei Wilson nie einen Bruch, vergleichbar mit Krell/Dan D'Agostino oder Mark Levinson. Wilson, Inbegriff für Kontinuität, baut Lautsprecher – und dort hat die Form der Funktion zu folgen. Bei Verstärkern braucht man nur ein Gehäuse. Wilson TuneTot, Sabrina, Yvette, Sasha II und Alexia II, sind die zurzeit in der Schweiz vorführbaren Modelle. Ich empfinde sie als gelungen und echt schön, mit hoher Wiederkennbarkeit. 

Die beiden Hersteller haben einiges gemeinsam, was nicht von ungefähr kommt. Zurzeit geht es um Energieeffizienz bei D'Agostinos Verstärkern und um Verstärker-Toleranz/Wirkungsgrad bei Wilsons Lautsprechern. Da zielt man natürlich auf Märkte mit entsprechend hoch entwickeltem Bewusstsein und US-Kunden, die anders denken als ihr momentaner Präsident.

Dan D'Agostinos Verstärker sollen dank innovativen Stromversorgungen tatsächlich umweltfreundlich sein, insbesondere hinsichtlich Standby-Leistung. Das klingt ein wenig nachzüglerisch, aber dies ist wohl bei seiner Verstärker-Architektur doch nicht so einfach, wie man denkt. Früher, bei Krell und anderen US-Herstellern, spielte es weder eine Rolle, wie gross die Dinger waren, noch wie warm sie wurden, ohne überhaupt schon Töne von sich zu geben.

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