Thelonious Sphere Monk (1917–1982) wurde als Kind von seiner alleinerziehenden Mutter in seinen musikalischen Interessen unterstützt, erhielt schon früh Klavierunterricht und gewann als Elf- und Zwölfjähriger diverse lokale Klavierwettbewerbe.
Bereits mit 20 Jahren galt Monk sogar unter Mitmusikern als unzuverlässiger Eigenbrötler, wurde jedoch von vielen wegen seinem unkonventionellen Musikverständnis und seinen komplizierten Kompositionen bewundert.
Nach drei (erfolgsarmen) Jahren bei Blue Note Records und einem mehrjährigen Auftrittsverbot in den Night Clubs von NYC (Einzelheiten dazu finden Sie im Booklet oder jedem seriösen Monk-Lebenslauf) erhielt Thelonious Monk 1952 ein Angebot des Plattenlabels Prestige für Aufnahmen. Alle auf dieser Zusammenstellung enthaltenen Aufnahmen stammen aus den zwei Jahren, in denen Monk bei Prestige unter Vertrag stand.
1954 «kaufte» Orrin Keepnews Thelonious Monk für sein neues Plattenlabel Riverside, indem er Prestige eine lächerliche «Übernahmesumme» bezahlte. Nach sechs erfolgreichen Jahren bei Riverside folgten sechs Jahre unter den Fittichen des internationalen Labels Columbia (CBS).
Aus den schwierigsten Jahren
Die zwei Jahre bei Prestige gelten als Monks schwierigste Jahre, zumindest was sein Privatleben betrifft. Das Auftrittsverbot bewirkte, dass seine Frau Nellie für den finanziellen Unterhalt der Familie sorgen musste. Thelonious kümmerte sich derweil um die zwei Kinder. Unter dieser Situation litt er enorm. Am schlimmsten war, dass er seine Ideen nicht (bei Auftritten) unter die Leute bringen konnte. So konzentrierten sich all seine musikalischen Energien auf die Aufnahmen für Prestige.
Sich treu geblieben
Von Anfang an verwirklichte Thelonious Monk seine eigenen Vorstellungen von Musik. Zwar gab es gewisse Einflüsse von anderen Musikern, vor allem von John Coltrane und Sonny Rollins sowie seinem frühen Mentor Coleman Hawkins. Doch diese Einflüsse bewirkten eher eine Weiterentwicklung als eine Änderung. Monk blieb während all seinen aktiven Jahren seinem Stil, seiner Art Klavier zu spielen, seiner Auffassung von Harmonie und Rhythmus treu, auch wenn er von Journalisten und Musikkritikern oft als exzentrischer Spinner und Klavierbanause bezeichnet wurde.
So erstaunt es auch nicht, dass die vorliegenden Aufnahmen sich nicht allzu stark von zehn Jahre später aufgezeichneten unterscheiden. Der grössere Unterschied ist wahrscheinlich in der damals rasanten Entwicklung der Audiotechnik auszumachen.
Sorgfältig aufbereitet
Die vorliegende Kollektion, die uns mit beinahe zwei Stunden Monk-Aufnahmen erfreut, wurde nicht auf die Schnelle erstellt, sondern sowohl audiomässig (hervorragendes Remastering) als auch journalistisch äusserst sorgfältig produziert. Das neunseitige Booklet enthält detaillierte Informationen zum damaligen Lebensabschnitt Monks und exakte Einzelheiten zu den diversen Aufnahmen.
Die Aufnahmequalität der verschiedenen Recording Sessions ist zwar nicht konstant, jedoch allgemein erfreulich gut, und «Experten» streiten sich darüber, ob das verstimmte Klavier auf einigen Aufnahmen von Monk so gewollt war, oder dies dem «Sparwillen» von Prestige-Besitzer Bob Weinstock zuzuschreiben ist.
Fazit
«The Complete Prestige 10-Inch LP Collection» enthält so viele (mir bisher nicht bekannte) Perlen aus Monks Schaffen, dass ich diese Sammlung jedem Jazzfan uneingeschränkt empfehlen möchte.