Von Diana Panton las ich erstmals hier bei avguide: Hans Jürg Baum hatte 2014 eine Rezension über ihr Album «To Brazil With Love» verfasst, was mich veranlasste, mehr über diese kanadische Sängerin erfahren und mehr von ihr hören zu wollen.
Nach wie vor führt sie ein Doppelleben: Mit ihrem Master in französischer Literatur unterrichtet sie einerseits an der Hamilton High School Französisch sowie bildende und dramatische Künste, anderseits geniesst sie ihre Karriere als mehrfach ausgezeichnete Sängerin. Ihre Alben hat Diana (die übrigens ihr Alter geheim hält) während den Schulferien in Toronto produziert.
Spätestens seit ihrem Erfolgsalbum «Red», auf dem neun MusikerInnen mitwirken und auf dem Harrison Kennedys Stimme bereits schon auf einem Track zu hören ist, wird ihre Musik nun auch von Universal Music vertrieben. Nach drei Nominationen gewann Diana Panton für «Red» 2015 ihren ersten Juno Award, den «kanadischen Grammy».
Einen weiteren Erfolg feierte sie mit ihren Versionen von Liedern aus klassischen Kindergeschichten/-filmen/-TV-Serien mit dem Titel «I Believe in Little Things». Für dieses Album erhielt sie ihren zweiten Juno (Children’s Album of the Year).
Christmas Kiss
Das vorliegende Weihnachtsalbum entstand bereits 2012 (ein Jahr nach «To Brazil With Love»), wiederum auf ihrem eigenen Label, wurde jedoch erst 2018 von 2xHD überarbeitet und gerade rechtzeitig auf die Festtage als HiRes-Download/Stream veröffentlicht.
Neben oft interpretierten Liedern wie «Winter Wonderland», «Let It Snow», «Have Yourself a Merry Little Christmas», «Baby, it’s Cold Outside» und «Douce nuit» («Stille Nacht») finden wir auch weniger Bekanntes und sogar zwei Kompositionen der unterstützenden Musiker mit einem Text von Diana für die Titelmelodie.
Wiederum wird ihre klare, gradlinige Stimme von beinahe minimalistischen Begleitklängen umrankt: Der Multi-Instrumentalist Don Thompson hat nicht nur die Titelmelodie komponiert, sondern auch alle Stücke arrangiert und drei wichtige Instrumente eingespielt.
Ein weiterer Begleit-Eckpfeiler ist der Gitarrist Reg Schwager, der Dianas Stimme mit komplexen, jedoch nie aufdringlichen, sondern passend-schmeichelnden Harmonien unterstützt und die Songs mit fliessenden, ideenreichen Improvisationen unterstützt.
Von Guido Basso haben es mir besonders die weichen Flügelhornklänge angetan. Seine Soli geben der gesamten Produktion einen zusätzlichen Kick.
Die Abwesenheit eines Schlagzeugers erachte ich in diesem Fall sogar als positiven Entscheid, da das ganze Album damit an Intimität gewinnt.
Ausser bei «To Brasil …» scheint sich Diana auf all ihren Produktionen für das schlagzeuglose Konzept entschieden zu haben, und Don Thompson sowie Reg Schwager gehören zu ihren Dauerbegleitern, die je nach Bedarf durch weitere Musiker ergänzt werden.
Klang
Diesmal hat René Laflamme zusammen mit André Perry von 2xHD ganze Arbeit geleistet: Mit viel Einfühlungsvermögen haben sie dieses Album so «überarbeitet», dass es einen weicheren, samtigeren Eindruck hinterlässt als das Original von 2012 – ohne dabei an Präsenz und Transparenz zu verlieren. Es wurden – macht man den A-B Vergleich – kleine Korrekturen vorgenommen. Dem Album wird jedoch, vor allem wenn es über eine gute Anlage abspielt, zusätzliche Wärme verleihen und einige Klangspitzen «besänftigt».
Die 2xHD-Version ist auf HighResAudio zu finden, während die Original-CD auf Qobuz zur Verfügung steht.
Fazit
Neben all dem Jubel-Trubel, den die Weihnachtstage bringen können, freuen wir uns alle auf die besinnlicheren Stunden bei Kerzenlicht – und da kommt «Christmas Kiss» als Untermalung gerade recht.
Kuscheljazz? Bestimmt ein wenig, doch auf hohem künstlerischen und klanglichem Niveau.