Von Quad zu Burmester
Dieter Burmester mit seinem allerersten Gerät, dem 777 Vorverstärker. Das Gerät hat einen Ehrenplatz in der Burmester Gallerie.
Burmester: Als Student, der sich sein Studium selbst finanzieren musste, leistete ich mir die legendäre Quad-Röhrenanlage, bestehend aus Quad 22-Vorstufe, den Quad II-Endstufen, FM-Tuner und den Elektrostaten, die wie Heizkörper aussahen. Weiter ein Laufwerk mit SME-Tonarm und EMT-Tondose. Mit dieser Anlage habe ich bewusst hören gelernt und nicht als Musiker, als der ich ja über 6 Jahre jedes Wochenende Musik gemacht hatte.
avguide: War das für einen Studenten nicht ein bisschen teuer?
Burmester: Oh ja, die Anlage kostete mich rund 8000 Mark. Der Mini Cooper, den ich mir später kaufte, kostete lediglich 6000 Mark.
Wer wirklich wissen will, wofür der Name Burmester steht, höre sich eine optimierte Burmester-Kette an.
avguide: Wie kamen Sie dazu, High-End-Geräte zu bauen?Burmester: Nach meinem Studium als Elektroingenieur entwickelte ich mit meiner kleinen Firma für diverse Firmen Messgeräte. Als bei meiner Quad-Anlage die Röhrensockel Probleme machten, die Elkos und Übertrager ausstiegen, überlegte ich mir, was ich denn nun kaufen sollte. Wenn man in die damaligen Geräte reinguckte, stellte ich immer fest , dass nur billige Bauteile und nicht solche, die wir in unseren Messgeräten verwendeten, verbaut wurden. So sagte ich mir: Was ist denn ein Vorverstärker anderes als ein medizinisches Messgerät? Also baute ich für mich einen schnellen Messverstärker.
avguide: Dachten Sie damals schon daran, solche Geräte zu verkaufen?
Burmester: Ich hatte mit keiner Sekunde daran gedacht, dass man das Ding verkaufen könnte. Das hat mich auch gar nicht interessiert. Wenn mir jemand erzählt hätte, dass man damit auf den Markt gehen sollte, hätte ich den für einen Spinner gehalten. Das Gerät hat mir auf jeden Fall sehr gut gefallen.
Der Durchbruch
avguide: Haben Sie das Gerät auch anderen Leuten gezeigt?Burmester: Ich war damals in einer Clicke drin, die alle sehr gute Geräte hatten. Die wollten mein Gerät mal anhören und mit ihrem Equipment vergleichen. Einige wollten darauf hin mein Gerät haben, und ich baute fünf Stück. So entstand der erste Vorverstärker, der seine Typenbezeichnung, wie später alle meine Geräte, nach dem Datum ihrer Fertigstellung erhielten. Der 777 Vorverstärker wurde im Jahre 77 im Juli fertig. Insgesamt wurde 20 Stück davon gebaut.
avguide: Wann kam es dann zum Durchbruch in der Öffentlichkeit?
Burmester: Einige Händler von Berlin hatten sich das mal angehört. Ein Paar wollten mich gleich austricksen, insofern als sie meinten, das kann ja nicht sein, dass einer was Besseres macht, als was es so gibt und hatten dann, daran erinnere ich mich noch genau, bei einem Vergleich einen Phase Linear Expander reingedrückt. Mein Gerät lief nur linear und klang dadurch scheinbar langweiliger.
avguide: Also blitzten Sie bei den Händlern erst mal ab?
Burmester: Einer wollte den 777 verkaufen und hatte auch Kontakt zur Presse. Die Zeitschrift Audio hatte damals ein Gerät bei mir angefordert und es gab einen sehr guten Test. In der Folge kamen die ersten Händler aus Deutschland und ein Jahr später machte ich schon gar nichts mehr anderes, als Geräte bauen.
Vom Solo-Betrieb zur Firma
911-Endstufen im Dauerlast-Probelauf: 5 Tage à 24 Stunden mit kontinuierlich 10 Watt Dauerleistung.
Burmester: Die ersten Gerät baute ich tatsächlich selber. Ich suchte dann Mitarbeiter unter meinen ehemaligen Studenten-Kollegen. Von da an ist die ganze Sache immer mehr gewachsen und andere Geräte-Typen kamen hinzu.
avguide: Wieviele Mitarbeiter beschäftigen Sie heute?
Burmester: In der jetzigen Grösse mit 23 Mitarbeitern sind wir extrem schnell im Umsetzen irgendwelcher Dinge. Das hat uns den Vorsprung über all die Jahre gebracht. Wir hatten damals schon erkannt, dass wir nicht alles im eigenen Hause machen müssen, wie Gehäuse lackieren und Knöpfe drehen. Dadurch konnten wir die Firma klein halten.
Der neue Trend
Das erste mehrkanalige Burmester-Gerät ist der 007 Surround Prozessor.
Burmester: Ja. Der Vorverstärker 011 ist das letzte Glied, welches wir zweikanalig machen. Der Surround Prozessor 007, den wir im ersten Quartal 2002 zu bauen beginnen, ist bereits vorbestellt. Der klingt sehr warm und homogen und lullt einen so richtig ein. Das ist es ja, was man will: Emotionen haben, sich in die Musik reinfallen lassen und nicht mehr darüber nachdenken, woher sie eigentlich kommt.
avguide: Was denken Sie über die SACD und DVD-Audio?
Burmester: Da warten wir noch. Ich möchte keine Desaster, insofern als ich Kunden einen zweikanaligen SACD-Spieler für viel Geld verkaufe und nach zwei Jahren sage ich: Also Leute, es tut uns Leid, die SACD gibt’s jetzt nur noch mehrkanalig, aber mit Euren Geräten könnt Ihr leider nicht mehr viel anfangen. Da habe ich eine Sorgfaltspflicht, erst mal abzuwarten, was sich so entwickelt. Dadurch sind wir nicht die Ersten, aber ich bringe etwas, wovon die Kunden sicher sein können, dass es Bestand hat.
Es lebe der Riemenantrieb
Wie zu analogen Zeiten: Riemenantrieb höchster Präzision.
Burmester: Wir haben sowohl einen DVD-Player Antrieb mit Riemen als auch einen SACD-Antrieb mit Riemen. Das heisst, wir haben es schon geschafft, auf die Technologie umzusteigen. Jetzt kommt es nur noch darauf an, was für ein Gerät wir daraus machen.
avguide: Die SACD-Leute behaupten, dass die SACD mit der einfacheren DSD-Digitaltechnik besser klinge als die DVD-Audio mit konventionellem PCM. Was sind da Ihre Ansichten?
Burmester. Ich halte die SACD für nicht besser als eine normale CD mit Upsampling. Meine ganzen Erfahrungen der letzten 10 Jahre, die wir mit seriell arbeitenden Wandlern (SACD) gemacht haben, waren immer so: Parallelverarbeitung klingt immer besser. Das ist der Pferdefuss bei der SACD.
Keine Freude am Kaputten
Dieter Burmester, seit Jahren mit seiner Gitarre auf der Bühne.
Burmester. Ich mag alles, was mit Blues zu tun hat. Auch Gary Moore, Eric Claplton und Mark Knopfler. Dannn bin ich stark beeinflusst von Crosby Still Nash, Bob Dylan, der eines der schönsten Liebeslieder gesungen hat, obwohl das Wort Liebe gar nicht drin vorkommt. Klassische Musik liebe ich querbeet, alles was gut ist. Vielleicht doch eher die ältere Musik wie zum Beispiel barocke Werke mit ihren klaren Strukturen.
avguide: Für viele "konventionellen"Musikfreunde besteht die Musik immer noch aus Meldodik, Rhythmik und Harmonik. Wie steht es mit Ihrer Vorliebe zu ultramoderner, zum Beispiel atonaler Musik?
Burmester: Wir leben ja schon in einer ziemlich turbulenten Welt. Was meine Emotionen verstärkt, ist sicher die Melodik, das Kaputte brauche ich nicht.
avguide: Besten Dank, Dieter Burmester, für das Gespräch.
Burmester Spezialitäten
Wahrscheinlich das legendärste Burmester-Gerät: Der modular aufgebaute Vorverstärker 808
Die symmetrische Schaltungstechnik wurde bereits 1982 in die Audiogeräte integriert. Dabei wurde nicht, wie in der Profitechnik damals üblich, mit mässig gut klingenden Übertragern und asymmetrischen Verstärkern eine brummfreie Wiedergabe erzwungen, sondern mit echt symmetrischer Verstärkertechnik gearbeitet.
Mittels eines R2R-Netzwerkes bestehend aus goldkontaktierten gekapselten Relais und einprozentigen Metallfilmwiderständen schuf Burmester die wohl perfekteste Laustärkeregelung.
Um die Diskussionen um gut oder schlecht klingende Kondensatoren zu beenden, gibt es seit 1987 bei Burmester keine Koppelkondensatoren mehr. Die Verstärker sind somit seit dieser Zeit alle DC-gekoppelt. Der Power Conditioner befreit das Stromnetz von "Schmutz", was gerade beim Einsatz von Thyristorschaltungen wie Dimmer wahre (Klang-) Wunder bewirken kann.
Der Riemenantrieb wurde zunächst in der Branche belächelt. Doch als der erste riemengetriebene CD-Player, der 916 im Jahre 91 auf den Markt kam, mussten auch neidische Konkurrenten zugeben, dass da was daran ist.
Mit der Rondo Serie dachte man an Leute mit nicht all zu fettem Geldbeutel
Mit der Rondo Serie dachte man an Leute mit nicht all zu fettem Geldbeutel und sparte dort, wo es für die Vorstellung der Burmester-Leute noch zu vertreten war. Inzwischen macht die Rondo-Serie gut 30% des Umsatzes aus. Um die ganze Kette klanglich in die Hand zu kriegen, brachte Burmester 1994 die ersten Lautsprecher, die inzwischen ebenfalls einen Umsatzanteil von 30% ausmachen.
Zu den allerneusten Produkten gehört der Surround Prozessor 007, der das erste mehrkanalige Burmester-Gerät darstellt. Er enthält Wandler für alle gängigen Tonformate und ist dank modularem Design auf neue Formate aufrüstbar. Die Upsampling Technik wird hier auf bis zu acht Kanälen angewendet.
Für den Bugatti EB 16.4 VEYRON konzipierte Burmester ein Sound System der Top-Klasse