Fernab kalter Hotel- oder Konferenzräume, wo sich HiFi-Messen sonst gerne ansiedeln, bietet das Schloss Greifensee eine gemütliche und doch inspirierende Atmosphäre. Die Zimmer versprühen eine Patina aus Geschichte, Kultur und Beständigkeit. Und damit genau jener Wertigkeit, die man sich auch von einem High End Audio Gerät wünscht.
High End bedeutet ja nicht zwangsläufig Chromblende und Goldbeschichtung, sondern der Anspruch, neben dem kommerziellen Mainstream vertiefter über Musikreproduktion nachzudenken, nachhaltige und hochwertige Produkte zu offerieren, die sich nicht primär an Aktienkurse und Renditenoptimierung orientieren. Von einem High End Produkt verlangt man Hingabe und Leidenschaft für das “perfekte” Gerät, dem Maximum an Klangqualität, an High Fidelity oder einfach auch, ein Musikstück in seiner ganzen Emotionalität geniessen zu können. Dass dabei bisweilen ganz unterschiedliche Konzepte, Ansichten und Ideen im Wettstreit miteinander stehen, gehört dazu, wenn man die Grenzen das akustisch Machbaren ausloten will.
Überschaubar und attraktiv
Trotz des gutes Besuchs stört beim Klangschloss jeweils kein hektischer Besucherstrom die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche, was dem (Hör-)Erlebnis nur zugute kommt. Auch in diesem Jahr lud die unaufgeregte Atmosphäre zum verweilen in den Räumen ein. Endlich war mal genügend Platz und Musse vorhanden, um die Komponenten vertieft anzuhören und sich eine Meinung zu den klanglichen Meriten zu bilden. In den Gängen fanden interessante Diskussionen statt - der Spirit “High End Audio” war weit herum spürbar.
Abgerundet wurde der Event mit einem Verkauf von Vinyl-Schallplatten im Foyer sowie vier sehr kompetenten Vorträgen zu grundlegenden und aktuellen Themen wie “Elektrostaten Lautsprecher” (Jürg Jecklin) oder “Computer-Klangquelle” (Daniel Mayerthaler). Zu unrecht nur mässig besucht wurde das Live-Konzert des Kammermusik-Ensembles “Ars Musica” aus Zürich.
Mit neun Räumen stand natürlich nicht genügend Platz zur Verfügung, um die gesamte Schweizer High End Szene zu repräsentieren. Trotzdem fand sich eine gute Auswahl an Marken. Einige Aussteller machten aus der Not eine Tugend und nutzten die Räume in Kooperation. So traf man in den grösseren Zimmern gleich zwei bis sogar drei Setups unterschiedlicher Marken an. Eine aus der Not geborene Idee, die sich positiv auswirkte: Manch ein Aussteller konnte sich so nach einer Vorführung auch mal eine Auszeit gönnen und an seinen Kollegen weiter geben. Die Zuhörer konnten sitzen bleiben (oder allenfalls die Stühle drehen), um das Gehörte gleich mit der Anlagenkombination eines anderen Ausstellers zu vergleichen, was zu sehr aufschlussreichen Hörerlebnissen führte.