Der Abschlussbericht der Veranstalterin liegt noch nicht vor, aber das ist nicht so wichtig. Wir wissen also nicht, wie viele Besucher es im Vergleich zum Vorjahr waren und wie viele Aussteller an der High End Swiss 2017 vor Ort waren. Wir wissen aber, dass es viele Besucher waren, und dass an beiden Messetagen eine tolle Stimmung herrschte.
Das war nicht immer so. Die High End Swiss fand auch schon in den Schweizer Herbstschulferien statt, und das Wetter war auch schon besser. Dieses Jahr war das nicht so. Die Messe dauerte auch schon drei Tage. Seit 2016 sind es jedoch nur noch zwei Tage. Die positive Stimmung war aber nicht auf diese Einflüsse zurückzuführen.
Gute Präsentationen
Vielleicht trug dazu bei, dass sich mehr Aussteller als früher auf das Motto «weniger ist mehr» fokussierten. Einfachere Musikanlagen mit deutlich weniger Komponenten waren zahlreicher vorhanden als in früheren Jahren. Die Besucher konnten auf einen Blick und ohne Fragen zu stellen erkennen, womit die schöne Musik wiedergegegben wird. Das spricht nicht nur den eingefleischten HiFi-Fan an, sondern auch die Leute, die einfach gute Musik wollen – und nicht etwa ein neues Hobby.
Die Vorführungen hatten vermehrt ein klares Konzept und waren nicht mehr nur grosse, intransparente Ansammlungen von Gerätschaften unter dem Motto «Wir haben den Raum bezahlt und stellen hinein, was wir alles anbieten.»
Dieselben Besucher kamen immer wieder in dieselben Räume, was auf den aktiven Vergleich hinweist und auf recht konkrete Kaufabsichten. Vergleichen kann man natürlich gut an der High End Swiss: Die meisten Räume sind akustisch identisch, und wer keine eigenen Musikbeispiele dabeihatte, fragte die Aussteller danach und wurde flexibel bedient mittels Tidal HiFi oder Qobuz.
Gut organisiert
Die Veranstalterin der High End Swiss machte einen sehr guten Job. Erstmals stand ein eigenes, leistungsfähiges WLAN zur Verfügung. Das ist insofern wichtig, weil heute auch an den Messen vermehrt von Streamingsdiensten Musik gehört wird. Ganz allgemein war der Organisator stets präsent, freundlich und hilfsbereit, dabei aber nicht überpräsent. Mit einem Augenzwinkern darf man feststellen, dass die deutsche Organisation uns Schweizern zeigt, wie man das macht.
Das nasskalte Wetter half wohl bei interfamiliären Entscheidungen über die Gestaltung des Sonntags zugunsten der High End Swiss ein wenig mit. Das Wetter lässt sich in Zukunft so wenig beeinflussen wie in der Vergangenheit, aber wir sehen der Zukunft von High End Swiss mit Optimismus entgegen. Die Lust an wirklich gutem Musikhören scheint ungebrochen.
Die High End Swiss 2017 rockte das Publikum.
Japanische Ingenieurskunst: Andrew Item präsentiert Ottawa, das All-In-One-System von Technics. Darin stecken sieben Lautsprecher, die einen unglaublichen Sound erzeugen. Bluetooth, Raumeinmessung, Streaming – alles ist drin. Für nicht einmal 1000 Franken!
Die populäre Moon-Elektronik (vorne) war in mehreren Zimmern vertreten. Hinten: Unison-Research-Röhrenvollverstärker. Beides zu hören mit britischen Spendor-Lautsprechern bei Audiosphere. HiFi vom Feinsten zu kundenfreundlichen Preisen.
Einige Schweizer High-End-Audio-Fachhändler nutzten die Gelegenheit, ihre Kompetenz und ihre Produkte zu demonstrieren. Im Bild Roland Spalinger neben der neuen Wilson Audio Yvette.
Aug und Ohr standen im Zeichen von Burmester. Urbane Berliner Eleganz paart sich mit 40 Jahre Erfahrung in hochwertiger Audioelektronik.
Bei Bruno Erni und der Digitalen Unterhaltungs AG gab es die Martin Logan Impression Elektrostaten zu hören – einer meiner Favoriten der Messe.
Vinyl mit der gesamten Thorens-Palette bei Daniel Leiser und Sinus Technolgies.
Zu hören gab es bei Sinus Technologies auch eine der seltenen Röhren-Phonovorverstärker. Im Bild die Phonvorstufe Vincent PHO 701 inklusive USB-Ausgang.
Bietet Stereo wirklich die optimale Musikabbildung? Nicht unbedingt, die llusonic-Prozessoren und Klangwerk-Lautsprecher zeichnen mit dem zusätzlichen Center im A/B-Vergleich eine deutlich stimmigere Klangbühne.
Breitbänder, Vinyl und Röhren bei Swissonor. Wunderschöner Klang, aber nicht unverfärbt.
Da geht das Herz auf: Vorführung mit der Stellavox SP8 Stellamaster Reel-2-Reel-Bandmaschine bei Swissonor.
Brillierten mit einem wirklich entzückenden Klang – sind aber eine Materialschlacht ohne Kompromisse: Deutsche Dynamikks-Lautsprecher und Aries-Cerat-Röhrenelektronik. Gehört bei Soundcastles.
Das passt: Daniela Manger neben André Aebischer von Soundrevolution, die neu die Manger-Lautsprecher für die Schweiz vertreiben. Bei Feindynamik und Klarheit setzen die Manger Massstäbe. Ein Lautsprecher auch zum leise hören.
Passend zur passiven Manger P1: der Lavardin ITX-20, eine Weiterentwicklung des legendären IT-15-Vollverstärkers.
Feinkunst auch beim Feickert-Woodpecker-Laufwerk, dem Jelco-Arm und der Lyra-Delos-Tonzelle.
SME ist zurück in der Schweiz – und wie! Im Bild das extra zur Show in Regensdorf lancierte Model 10 Swiss Edition mit Seriennummer 1291.
Kii-Audio-Lautsprecher sind eine Erfolgsgeschichte in der Schweiz. Neu mit dem universellen Interface Kii Control und Roon Core als Musikquelle.
Manchmal muss man einfach den Hut ziehen. Die Dynamik und Akkuratesse der G-Serie von Vivid-Audio sorgte für das persönliche Klang-Highlight der Messe.
Wie sie das machen, bleibt wohl immer ein Rätsel. Aber die unscheinbaren Audio-Note-Lautsprecher verströmen immer wieder einen betörend lieblichen Klang.
Ein mutiges Experiment: Das Kleinlautsprecher-Schmuckstück W5 von Boenicke war im (zu) grossen Raum dann aber doch deutlich überfordert.
Dafür konnte die Trenner & Friedl Taliesin im grossem Raum des Untergeschosses so richtig aufspielen. Selten habe ich eine Kirchenorgelaufnahme so authentisch gehört.
Nomen est omen. Die Seidenton SB3 agierte angetrieben von exquisiter Schweizer Nagra-Elektronik feinsinig und mit einem sehr kultivierten Klangtimbre
Der Kopfhörertrend hat längst die High-End-Audio-Szene erfasst. Die Hörproben an den Hifiman-Magnetostaten waren extrem beliebt.
Der Kopfhörer Hifiman Shangri-La inklusive Verstärker. Der Preis von 50’000 Franken scheint aber eher willkürlich.