Bezahlfernsehen
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Unter anderem mit "Sports" will Teleclub sein Angebot erweitern
Empfang ausschliesslich per Kabel
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Der Teleclub Digitalempfänger beansprucht dank Midi-Format nur wenig Platz.
Sowohl bei Swissfun wie bei Teleclub ist für den Empfang eine sogenannte Set-Top-Box vonnöten. Dabei handelt es sich um einen Digitalempfänger, der auf der einen Seite an die Kabel-Antennebuchse und auf der anderen Seite via Scart-Kabel an den Fernseher angeschlossen wird. Die Geräte sind mit einem Kartenleser für die "Smart Card" ausgestattet. Nach dem Einschieben einer gültigen Karte werden die abonnierten Programmpakete freigeschaltet.
Teleclub digital: Bunt und breit gefächert

Das Teleclub-Magazin gibt’s für Abonnenten unentgeltlich.
Swissfun: Erotik und Pay-Radio als Zugpferd
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Chancen rechnet sich Swissfun mit dem Erotikprogramm "Adult Channel" aus.
Welches für wen – und überhaupt?
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Bei der Swissfun-Box handelt es sich um ein Nokia-Gerät der neusten Generation.
Swissfun versucht sich erst, als Pay-TV-Anbieter für eine breite Schweizer Kundschaft zu etablieren. Beim Spielfilmangebot kann man zwar nicht mit Teleclub mithalten und setzt u.a. auf Hollywood-Klassiker. Dafür wird im Basispaket "Familiy" in Richtung Lifestyle und Bildung einiges geboten. Das "Expedition"-Paket spricht eher "Special-Interest"-Kunden an, während "Music Choice" als echte Alternative zum Radio-Einheitsbrei angesehen werden kann. Zukünftig will Swissfun Spielfilme im "Pay-per-View"-Verfahren anbieten: Man zahlt nur für die abgerufenen Filme – also eigentlich eine Alternative zur Videothek. Hierzu ist bereits ein Modem für die Filmbestellung via Telefonleitung in den Swissfun-Empfänger integriert.
Kosten
Ca. 40 Franken monatlich für ein Pay-TV-Grundpaket nehmen sich zwar günstig aus, hinzu kommt aber die monatliche Gebühr für den Kabelanschluss. Wer Zusatzpakete abonniert, zahlt lediglich einen Aufpreis von 9 bis 14 Franken, da man den Empfänger ja schon vor Ort stehen hat. Also ist das Pay TV-Vergnügen in der Schweiz finanziell durchaus eine erschwingliche Angelegenheit, wenn man es beispielsweise mit den Kino-Eintrittspreisen vergleicht, die für Familien geradezu unerschwingliche Dimensionen annehmen. Also speziell für diese Zielgruppe ein interessante Sache.Fazit
Während in Deutschland Pay TV in der Krise steckt, hat es in der Schweiz gut Aussichten, auf eine breitere Akzeptanz als es die gut 80'000 Abonnenten von Teleclub sowie ca. 40'000 von Swissfun (beide Zahlen laut Anbieter) bisher erkennen lassen. Denn die digitale Plattform bietet dank vielfältigem Programmangebot für die gesamte Familie erhöhte Attraktivität. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die beiden Schweizer Anbieter bald einigen werden, und auch die Cablecom das Teleclub-Angebot über ihr Kabelnetz verteilt. Denn grundsätzlich kann man beide Pakete mit dem gleichen Receiver empfangen – man muss lediglich den entsprechenden Decodereinschub nachrüsten.Programmangebot Teleclub
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Teleclub Star: Top-Filme als Wiederausstrahlung mit monatlich 35 bis 40 Filmen aller Genres
Premiere Serie: Kultserien, Soaps, Sci-Fi- und Fantasyserien, Comedy-Serien und Sitcoms.
Krimi & Co: Filme und Serien aus den Genres Krimi, Suspense und Thriller
Disney Channel: Serien, Shows, Trickfilme und die grossen Disney-Hits für die ganze Familie
Fox Kids: Film- und Serienspass für Kinder von drei bis dreizehn
Discovery Channel: Exklusive Dokumentationen aus aller Welt.
Premiere Sport 1, Premiere Sport 2, Premiere Sport 3: Formel 1, Bundesliga, internationaler Spitzenfussball, Tennis, Boxen, Golf, Eishockey, American Sports (NBA/NHL) und vieles mehr.
Programmangebot Swissfun
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Studio Universal (Deutsch): Hollywood-Hits, Klassiker, Starporträts.
13th Street (Deutsch): Spielfilme und Serienklassiker.
Extreme Sports Channel (Deutsch): Extrem- und Trendsportarten für jüngere Sportfans (Skating, Snowboarding, Climbing etc.).
Planet (Deutsch): Programm mit Dokumentationen u.a. zu den Themen Musik, Technologie und Lifestyle.
Einstein.tv (Deutsch): Wissenschaftsprogramm mit Dokumentationen, Filmen und Spezialberichten für die ganze Familie.
Alice (Deutsch): Essen, Trinken, Leben.
VH-1 (Englisch): Musikprogramm mit aktuellen Hits und Pop-Rock-Klassikern.
MTV Base (Englisch): Musikprogramm mit Schwerpunkt R'n'B, HipHop, Swing, Soul und Dance für Teenager.
Programmpaket
Swissfun Expedition
National Geographic Channel (Englisch): Geographieberichte und Dokumentationen über Wildleben, Forschungen und Naturphänomene.
Expo24x7 (Deutsch): Portraits, Berichte und Dokumentationen aus den Bereichen Architektur, Mode, Design und Kunst.
Avante (Deutsch): Programm mit Sendungen über Luft-, Raum- und Schiffahrt, Automobil- und Motorentechnologie.
Adventure One (Englisch): Programm mit spannenden Berichten über alle Arten von Abenteuern und Expeditionen.
Marcopolo (Deutsch): Tourismus- und Reiseprogramm mit Berichten aus Europa und der ganzen Welt.
Leonardo (Deutsch): Programm rund um die Themen Mode, Kultur, Kunst und Design "Made in Italy".
Landscape Channel (ohne Sprache): Non-Stop-Programm mit Aufnahmen der schönsten Landschaften, unterlegt mit entspannender Hintergrundmusik.
The Adult Channel (Englisch): Soft-Erotikprogramm ab 22 h.
Kommentar: Nichts gelernt?
Just vor dem Sendestart des digitalen Teleclub-Angebots musste der Haupt-Programmlieferant und Minderheitsaktionär Kirch Pay TV Insolvenz anmelden. Ein schlechtes Omen für das digitale Bezahlfernsehen in der Schweiz? Ganz so schlimm ist es nicht. Teleclub weist seit 15 Jahren ein konsolidiertes Wachstum auf und ist nicht zu früh auf den "Digitalzug" umgestiegen. Insbesondere wirkt sich der Widerstand des Bakom gegen die ursprünglichen Teleclub-Pläne, die d-Box von Kirch einzusetzen, jetzt positiv auf die Chancen des digitalen Angebots aus. Man erinnere sich: Kirch versuchte, mit der auf einem proprietären Standard basierenden d-Box quasi ein Monopol auf dem deutschen Markt zu schaffen. Denn wenn ein Kunde einmal einen Pay-TV-Digitalempfänger in seiner Wohnung stehen hat, ist er nicht bereit, für andere Angebote ein weiteres Gerät zu kaufen oder zu mieten. Für den Anbieter ist Pay-TV auch ein beachtliches Hardware-Geschäft, zumal sich Geld mit dem Verkauf/Vermieten von Set-Top-Boxen verdienen lässt. Allerdings ein Geschäft mit grossem Risiko. Schliesslich muss man einen funktionierenden Digitalreceiver in grossen Stückzahlen ordern, um sie für die erhoffte Kundennachfrage ohne Verzögerung bereit zu halten. Die Gefahr, bei schwacher Nachfrage darauf sitzen zu bleiben, ist nicht von der Hand zu weisen. Hier geht es um Millionenbeträge. Auch so ist zu erklären, dass sich der Swissfun-Betreiber Cablecom als Konkurrent von Teleclub bisher weigerte, deren neues Digitalangebot über sein Kabelnetz anzubieten. Und zwar mit dem unzutreffenden Argument, dass die Teleclub-Box nicht Swissfun-kompatibel sei. Der DVB/Common-Interface-Standard, den die Receiver erfüllen, sollte nämlich garantieren, dass sich beide für die Pay-TV-Entschlüsselung des jeweiligen anderen nachrüsten lassen. Der Kunde in der Deutschschweiz sollte frei entscheiden dürfen, welches Bezahlfernsehen für ihn persönlich in Frage kommt, und darüber hinaus nicht gezwungen werden, ein bestimmtes Receivermodell kaufen/mieten zu müssen. Nur so gibt es freien Wettbewerb - die beste Vorsaussetzung für die nachhaltige Etablierung von Pay-TV in der Schweiz. Zu welcher Konsequenz kurzsichtiges Monopolgebaren führen kann, lässt sich hingegen am Scheitern des digitalen Bezahlfernsehens in Deutschland ablesen.Martin Freund