In Zeiten von YouTube wird Video wieder aktuell - für die Machenden wie für die Zuschauenden. Es sind nicht mehr stundenlange Videos von den letzten Ferien, zu denen man genötigt wird, sondern kurze, spritzige Clips mit einer zündenden Idee, die unkompliziert umgesetzt wird. So macht Video Spass!
Wer mit Video beginnen will, hat ein grosses Angebot an Camcordern von Marken wie Canon, JVC, Panasonic, Samsung, Sanyo oder Sony zur Auswahl.
Die Modelle unterscheiden sich in der Art, wie aufgezeichnet und wiedergegeben wird. Eine weitere Unterscheidung macht die Auflösung. Hoch auflösende Modelle sind bereits erhältlich, noch bevor HDTV richtig Fuss gefasst hat. Modelle in der Standard PAL-Auflösung gibt es in einer grossen Vielzahl für praktisch jeden Geldbeutel.
Während die HD-Camcorder in einem späteren Beitrag vorgestellt werden, sollen hier die Systeme der Standard-Modelle betrachtet werden.
Verschiedene Speicher
Die Camcorder werden nach der Art unterschieden, wie sie die Videobilder speichern. Das Speichermedium beeinflusst nicht nur die laufenden Kosten, sondern auch das Handling, insbesondere bei der Nachbearbeitung.
Klassisch, weil den Beginn des digitalen Videos in der Unterhaltungselektronik einläutend, ist das DV-System. Es speichert die Bilder und Töne auf Videokassette. Da im Consumer-Bereich praktisch nur noch die kleine Variante der DV-Kassette zum Einsatz kommt, ist dieses System auch als „miniDV" bekannt.
Wegen ihres unkomplizierten Handlings beliebt sind die Camcorder, die auf DVD aufnehmen. Zum Einsatz kommen DVDs mit 8 cm Durchmesser in allen möglichen Varianten (RAM, +/- R/RW, DL). Dank MPEG2-Datenformat haben auf einer einschichtigen Disc 18 Minuten in der höchsten Qualitätsstufe Platz.
Was JVC begonnen hat, bieten jetzt auch Panasonic und Sony an: die Aufnahme auf Festplatte. Das Medium kann zwar nicht ausgewechselt werden, dafür steht mit 30 ... 60 GByte viel Platz zur Verfügung. Die Betriebssicherheit wird durch einen Beschleunigungssensor gewährleistet, der die Festplatte schützt, sollte der Camcorder zu Boden fallen.
Eine vierte Speichervariante, nämlich die Aufnahme auf Flash-Speicher, hat bei Camcordern mit Standard-Auflösung keine Bedeutung, hält hingegen bei HD-Camcordern Einzug.
Kassette: miniDV
Das DV-System mit den miniDV-Kassetten ist fest etabliert. Entsprechend sind die Kassetten mit 60 und 80 Minuten Aufnahmekapazität praktisch überall zu günstigen Preisen erhältlich.
Das Handling bei miniDV ist ausgereift - nicht nur bei den Camcordern selbst, sondern auch bei der Schnittsoftware. Sie wird von der einfachen, unkomplizierten Version bis zum komplexen Programm mit raffinierten Effekt- und Titelmöglichkeiten angeboten. Vielfach ist ein Schnittprogramm dem Camcorder beigepackt.
Stehen zwei Camcorder zur Verfügung - einer davon mit DV-Eingang - kann der Schnitt auch ohne Computer ausgeführt werden. Zudem ist - bei entsprechend ausgestattetem Camcorder - eine Nachvertonung direkt in der Kamera möglich, da das DV-System über zwei Stereospuren verfügt.
Hierbei muss man jedoch mit dem grossen Nachteil des DV-Systems leben, den langen Umspulzeiten beim Aufsuchen einer gewünschten Stelle.
Dieser Nachteil kommt zwar auch beim Schnitt mit dem PC zum Tragen, aber nur, bis das benötigte Material auf die Festplatte überspielt ist. Danach hat man direkten Zugriff. Benötigt wird jedoch viel Speicherplatz, ca. 1 GByte für fünf Minuten Video.
Ein nicht unwesentlicher Vorteil der miniDV-Kassetten: Sie sind gleichzeitig ein günstiges Archivmedium für die Aufnahmen, das wenig Platz braucht.
Disc 1: DVD
DVD-Camcorder zeichnen das Bildmaterial im MPEG-2-Datenformat auf eine DVD mit 8 cm Durchmesser auf. Dank der Datenreduktion wird deutlich weniger Platz benötigt.
Auf eine einschichtige DVD haben rund 20 Minuten Video in der höchsten (dem DV-System vergleichbaren) Qualität Platz. In die Ferien muss also ein recht grosser Vorrat mitgenommen werden.
Das DVD-Format eignet sich sehr gut für unkompliziertes Video, kann die Aufnahme doch anschliessend über den DVD-Player wiedergegeben werden.
Vielfach ist es zudem möglich, im Camcorder selbst eine Playliste zusammenzustellen und so einen groben Schnitt ohne viel Aufwand zu realisieren.
Dieses Vorgehen erlaubt spontanes Arbeiten. Ein präziser Schnitt mit sauberen Übergängen ist damit allerdings nicht möglich.
Mehr Komfort bietet der Schnitt im DVD-Recorder, insbesondere wenn dieser mit einer Festplatte ausgestattet ist. Die Nachbearbeitung mit dem PC bietet dank ausgereifter Software alle erdenklichen Möglichkeiten der Gestaltung.
Aus Platz- und Kostengründen empfehlenswert ist die wiederbeschreibbare DVD. Diese bringt aber einen grösseren Aufwand bei der Archivierung, müssen die Aufnahmen doch auf einen anderen Datenträger überspielt werden.
Die einmal beschreibbare DVD-R ist in der Anschaffung günstiger. Sie kann gleichzeitig als Archivmedium verwendet werden. Zu berücksichtigen ist dabei, dass selbstgebrannte DVDs oft bereits nach fünf Jahren nicht mehr lesbar sind.
Disc 2: Festplatte
Viel Speicherkapazität und dank Datenreduktion lange bis sehr lange Aufnahmedauern bieten Camcorder mit integrierter Festplatte.
Dank direktem Zugriff auf die Aufnahmen ist es möglich, im Camcorder eine Schnittliste zusammenzustellen und so einen Clip vor Ort zu produzieren.
Auch hier bietet die Nachbearbeitung auf dem Computer mit entsprechender Software zusätzliche Möglichkeiten beim Schnitt, bei der Vertonung und bei der Titelgestaltung.
Spätestens wenn die Festplatte voll ist, muss das Bildmaterial umkopiert werden. Ein zusätzlicher Archivierungsaufwand ist also unumgänglich.
Ein regelmässiges Umkopieren ist jedoch empfehlenswert, analog zum Back-up der Computerdaten, um sich den Ärger zu ersparen, sollte einmal eine volle Festplatte mit mehreren Stunden Aufnahmen verloren gehen.
Die Sicherung kann auf dem heimischen Computer erfolgen, aber auch auf eine portable, externe Festplatte, die sich auch in die Ferien mitnehmen lässt.
Dieses zusätzliche Handling ist zunächst gewöhnungsbedürftig. Im Gegenzug bieten die Camcorder mit integrierter Festplatte den flexibelsten Umgang mit dem aufgenommenen Material und eine Kapazität, die von der Sorge um genügend Speicherplatz befreit.
Fazit
Ob Band oder Disc: der Aufwand beim Handling verlagert sich, wird aber insgesamt nicht einfacher. Wer schnell einen Clip drehen und dann vergessen will, ist mit einem Disc-System sicher besser beraten.
Wer aber ein längeres Video plant, kommt mit miniDV ebenso gut weg, wenn er beim Visionieren konsequent auf die Festplatte überspielt. (Der aufwändige Schnitt erfolgt ja praktisch nur noch im Computer.) Der Speicherbedarf ist zwar gross, doch Festplattenkapazitäten und Rechnerleistungen nehmen kontinuierlich zu.
Auch wer seine Aufnahmen - zum Beispiel der heranwachsenden Kinder - über Jahre archivieren will, ist mit der Kassette gut bedient, denn die Bänder halten länger als jede Disc. Er ist also vom regelmässigen Umkopieren befreit.
Allerdings hat das Umkopieren auch einen gewichtigen Vorteil. Das Material ist stets auf einem aktuellen Datenträger. Bevor das Haltbarkeitsdatum der Bilder auf der miniDV-Kassette abgelaufen ist, gibt es nämlich keine DV-Camcorder zum Abspielen mehr.
Ihren grossen Vorteil - den direkten Zugriff auf das Videomaterial - spielen die Disc-Systeme unterwegs aus. Hier kann mittels Playlist noch vor Ort (am Fest, auf Besuch, in den Ferien) auf einfache Art ein Video zusammengestellt und präsentiert werden.