Kurt Scheuch der Chefkonstrukteur und Piega-Gründer
Über die Bändchen-Systeme, insbesondere die Coax-Typen von Piega wurde bereits viel geschrieben und klanglich sind sie ohne Zweifel absolute Spitzenklasse.Doch scheint gerade bei der Classic Series ein ganz anderer Tonbereich ins Zentrum des Interesses zu rücken. Es ist dies der Tief- und Tiefstbassbereich.
avguide.ch: Es gab mal eine Zeit, da konnten die Tieftöner gar nicht gross genug sein. Was haben Sie an diese gute alte Zeit für Erinnerungen?
Scheuch:Vor dreissig Jahren war ein Basstreiber mindestens 12 Zoll gross. Technisch spricht da nichts dagegen, aber es braucht dann eben schon recht grosse Volumina. Lustig sind grosse Bässe aber allemal.
avguide.ch: Diese gossen Tieftöner setzte man denn auch in riesige Gehäuse. Es waren die Zeiten der kühlschrankgrossen, viereckigen Kisten mit einem absolut gigantischen Bass. Haben Sie selber solche Boxen gebaut? Wenn ja, was waren Ihrer Erfahrungen?
Scheuch:Ich habe bei Lautsprechern vermutlich schon jede Sünde begangen. Egal ob grosse Bassreflexboxen oder Exponentialhörner. Gegen gross spricht bei Lautsprechern grundsätzlich nichts. Allerdings sind die Lautsprecher durch die Abmessungen in der Praxis häufig nicht mehr korrekt aufzustellen.
avguide.ch: Dann kamen die Zeiten der Säulen-Lautsprecher. War die Säulen-Box in klanglicher Hinsicht eher ein Fort- oder gar ein Rückschritt?
Scheuch: Die Form und die Grösse eines Lautsprechers haben mit den klanglichen Qualitäten, auch der Bandbreite, nur sehr wenig zu tun. Was aber einen klaren Zusammenhang hat, ist die Grösse, der maximale Schalldruck und der Wirkungsgrad.
avguide.ch: Kommen wir zum Thema Membranfläche: Wieso hat eine sehr schlanke Säulenbox mit x-Tieftönern und derselben totalen Membranfläche wie ein einziges aber grosses Basschassis weitaus weniger Druck und Punch im Tiefbassbereich, als eine Kistenbox mit einem einzigen grossem Bass-Chassis?
Scheuch: In diesem Punkt kommt die Strahlungsimpedanz (der akustische Wirkwiderstand) der Membranen zum Tragen. Eine winzige Membran zappelt quasi hilflos mit hoher Amplitude hin und her, ohne jedoch das verschobene Luftvolumen an die Umgebung abzugeben. Es braucht schon eine gewisse Membranfläche, damit Schalldruck wirkungsvoll abgestrahlt werden kann. Dieses Mass ist natürlich fliessend und noch von anderen Parametern abhängig.