An den grossen Presskonferenzen im Vorfeld zur IFA schwebte so manches unter grossem Applaus von der Decke hinunter. Wenn man dann sah, was genau auf uns herniederschwebte, erinnerten die multimedialen Inszenierungen den kritischen Betrachter manchmal an den Satz «der Berg hat eine Maus geboren.»
Schnell wird klar, worum es auch den ganz grossen Consumer-Electronics-Konzernen geht: Sie wollen uns Konsumenten immer wieder neue Produkte verkaufen, und sie lassen sich nicht nur beim Produkt etwas einfallen, um uns zu beeindrucken, sondern auch bei dessen Inszenierung.
So etwa beim Thema «Connected Health Care»: Ein sozio-technisches Modell des zukünftigen Gesundheitsmanagements, resultierend in eher trivial wirkenden Haushaltshelferlein, deren Registrierung unserer Gesundheitsdaten in Clouds zu grossen Datenmengen führen. Daraus lässt sich viel gewinnen und statistisch zum Wohle der Weltgesundheit auswerten. Ich wünsche mir, dass meine persönlichen Ernährungsgewohnheiten meiner Krankenkasse trotzdem verborgen bleiben.
So etwa auch im Bereich «Smart Home», wenn denn alles im smarten Heim von selbst geschieht, so dass unsere Enkel nicht mehr wissen, wo der Lichtschalter ist und wie man Lebensmittel einkauft, weil es der Kühlschrank automatisch erledigt.
Die kleineren Hersteller sind da etwas bodenständiger. Sie machen einfach bessere und auch günstigere Produkte und sie sprechen darüber. Man fliegt näher am Boden.
Bei Consumer Electronics sollte es vor allem Spass machen. Und das kam bei dem ganzen epischen Getöse zum Glück auch nicht zu kurz.
Hier ist unser Fokus-Report von der IFA 2017:
Panasonic: A better life, a better world
«A better life, a better world» ist der gross gefasste Aufhänger bei Panasonic. Das umfasst alles für einen Grosskonzern: vom Grossen ins Kleine. Interessant war Laurent Abadies Aussage zu Beginn: Panasonic will in Zukunft mehr Energie erzeugen als verbrauchen. Das ist so zu verstehen, dass das Gesamt-Engagement des Konzerns in allen Bereichen Produkte und Dienstleistungen hervorbringt, die in der Summe aller Anwendungen eine positive Energiebilanz aufweisen.
Der neue SC-GA10-Lautsprecher
Mit dem SC-GA10 stellt Panasonic seinen ersten HiFi-Lautsprecher mit integriertem Google Assistant vor. Der sprachgesteuerte Lautsprecher unterstützt alle grossen Musikstreaming-Apps inklusive Spotify, Google Play Music, TuneIn Radio und Deezer. Für einen raumfüllenden Klang mit kraftvollem Bass baut der intelligente Lautsprecher auf hochwertige Audio-Technologien von Panasonic, insbesondere die aktive Impedanzkontrolle. Dabei fügt er sich mit seinem dezenten, modernen Design nahtlos in jeden Wohnstil ein.
EZ1000 77-Zoll-OLED-TV
Panasonics 4K-Pro-HDR-OLED-TV-Reihe wurde mit dem 77-Zoll-Modell EZ1000 erweitert. Das sind knapp zwei Meter Bildschirm-Diagonale. Das ist zwar beeindruckend, aber sonst kommt da nichts Neues zu den bereits im März präsentierten Modellen. Weitere Informationen finden Sie hier bei avguide.ch.
Technics-Musiksystem SC-C70
Technics mausert sich zunehmend zum Audio-Aushängeschild von Panasonic und ist ein ausgezeichnetes Spielfeld für Entwicklungen, von denen auch der Panasonic-Brand profitiert. Keine Ausnahme ist das neue All-In-One-Musiksystem SC-C70. Der aktive «One-Box»-Lautsprecher verfügt über jede Menge Technics-Technologie wie etwa die JENO-Engine und die Last-adaptive Phasen- und Amplitudenkorrektur LAPC. Space Tune nennt sich die Klangkorrektur für drei Aufstellungsvarianten. Darüber hinaus lässt sich mit dem Mikrofon in iOS-Geräten eine raumakustische Optimierung des Geräts direkt vom Hörplatz aus vornehmen.
avguide.ch fasst einen ausführlichen Test ins Auge.
One more thing ...
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte:
Bang & Olufsen: Set the Atmosphere!
Bang & Olufsen machte an der IFA ordentlich Dampf mit innovativen Produkten. Über dem Ganzen steht der Anspruch, dass man mit B&O die Atmosphäre im Wohnraum stilvoll und sehr individuell gestalten kann – mit Einsatz unterschiedlicher Materialien, Farben und Texturen. Die Produkte lassen sich sehr individuell und geschmackvoll ins heimische Ambiente einbetten.
Beosound Shape
Das wirklich innovative Wand-System Beosound Shape kann von klein bis gross gestaltet werden. Es besteht aus hexagonalen Körpern, die drei verschiedene Funktionen haben: Als 2-Wege-Lautsprecher, als Verstärkermodul mit 8 x 80 Watt Leistung (für 8 Lautsprecher) und als akustisches Dämpfungselement. Letzteres verbessert die Raumakustik, sofern die Anzahl der eingesetzten Elemente genügend gross ist.
Die Elemente sind in 10 zueinander passenden Pastelltönen erhältlich, womit attraktive Kombinationen möglich sind. Das System wird via Beosound Core versorgt und unterstützt Chromecast, Apple Airplay, Bluetooth, DLNA-DMR und Qplay 2.0. Ein Analog-Eingang steht auch zur Verfügung.
BeoLab 50 Premiere
Beolab 50 ist ein 2100 Watt starker High-End-Aktivlautsprecher, der um 13'000 EUR kosten wird. Er ist recht gross und wahrlich perfekt gestaltet mit silberpolierten Oberflächen aus Aluminium und warmtonigen Eichenholzlamellen. Er scheint ein wenig über dem Boden zu schweben, die Akustik-Linse des Hochtöners versinkt bei Nichtbetrieb im Gehäuse.
Der DSP gesteuerte Aktivlautsprecher lässt sich mit Hilfe eines externen Mikrofons an die akustische Umgebung anpassen, um den Klang auf den jeweiligen Hörplatz oder auch den ganzen Raum auszurichten. Das System arbeitet kabelgebunden (Digital Power Link) oder drahtlos mit WISA-Technologie.
Beovision Eclipse
Der Klang macht mehr als die Hälfte des Kino-Erlebnisses aus. Darüber sind sich alle Kinogänger und AV-Enthusiasten einig. Das neue TV-Gerät von Bang & Olufsen verspricht überragenden Klang ohne Zusatzlautsprecher oder AV-Systeme. Das Sound Center umfasst drei Kanäle mit insgesamt 450 Watt Leistung, aufgeteilt in Stereo und Center. Eine Erweiterung mit zusätzlichen Beolab-High-End-Lautsprechern über den integrierten Sourround-Prozessor pegelt die Lautstärke des Center-Kanals automatisch ein.
Mit dem Motorbodenstandfuss lässt sich der Fernseher geräuschlos über den Boden fahren, als ob er schweben würde. Die Ausrichtung auf Sitzpositionen ist programmierbar. Die Frontabdeckung des Soundsystems ist wählbar: Aluminium oder verschiedene Stoffbespannungen.
Beim Bild vertraut Bang & Olufsen auf OLED-Technologie von LG Electronics. Design und Ästhetik ist natürlich von Bang & Olufsen. Mit Beovision Eclipse kann man auch Internetradio hören und Musikstreaming anwenden. Es gibt zwei Modelle mit 55 Zoll und 65 Zoll Diagonale. Kostenpunkt um 9000 bzw. 12'000 EUR.
Loewe – Made in Germany
Loewe kann nach dem Neustart vor vier Jahren von einer Erfolgsgeschichte sprechen. Der einzige TV-Hersteller mit Produktion in Deutschland (Montage) freut sich über ein Wachstum von durchschnittlich 30 % pro Jahr und hat seinen Marktanteil im Kanal «Fachhandel» verdreifacht. Damit ist Loewe heute die Nummer 2 nach Samsung. Loewe hat in dreieinhalb Jahren 149 neue Jobs geschaffen. Nehmen Sie es mir nicht übel, aber das beeindruckt mich mindestens so stark wie weltverbessernde Botschaften.
Loewe verfügt als Kernkompetenz über eine eigene TV-Plattform und spricht von ihrer integrierten Soundbar. Damit ist guter Ton ohne Zusatzgeräte gemeint. Man setzt auf OLED-Technologie ab 55 Zoll Bildschirmdiagonale. Der Produzent besticht mit einer Designsprache, die sich durch dezentes Understatement mit sicht- und fühlbarer Wertigkeit. Das zieht sich durch alle Modelle durch.
Am eindrücklichsten präsentiert sich der Loewe Bild 5 OLED. Sein modulares Konzept macht ihn zum Designbaukasten für Individualisten – ein aufregender Materialmix aus Holz und Aluminium, dazu ein ultraflacher Screen und eine mit speziellem Akustikstoff bezogene Soundbar. Darüber hinaus kann man die verschiedensten Aufstellungsoptionen wählen. Das macht ihn zum «wahrscheinlich individuellsten Fernseher der Welt».
Philips – looks better!
Philips spannt den grossen Bogen um das Thema des besseren Lebens dank besserer Gesundheit. Viele Consumer-Electronics-Produkte lassen sich unter dem Motto «Connected Healthcare» sinnvoll verbinden. Auch Licht, Musik, Bild und Ton passen in das Konzept eines angenehmen, gesunden und entspannten Lebens – vorwiegend im eigenen Heim.
Im Zentrum steht aber auch hier: das TV-Gerät. Das Zeitbudget an der Pressekonferenz zu dem Thema war grosszügig bemessen. Der neue Philips-65-Zoll-OLED-TV aus der 9er-Serie verwandelt Fernsehen in Kunst. Philips differenziert sich zu anderen Herstellern mit dem Anspruch, dass ihre TV-Geräte einfach besser aussehen – «looks better». Sie sehen zumindest sehr gut aus, und die Wirkung von Ambilight ist im Allgemeinen – und besonders auch bei diesem neuen Modell umwerfend.
Ambilight ist aus meiner etwas fernen Sicht tatsächlich eine der besten Innovationen im TV-Bereich. Die Stimmung des Bildes wird in den Raum projiziert und erweitert so das Gesichtsfeld des Betrachters. Ambilight macht die Glotze zu einem regelrechten Stimmungsmacher an der Wand oder im Raum. Zudem schont die Technologie auch die Augen – wobei wir beim Thema Gesundheit wären. Zum Glück (für Philips) kann man Ambilight nicht einfach kopieren. Das Patent ist sehr breit gefasst.
Mehr dazu bei avguide.ch: Philips-TV 8602 bringt Premium-UHD-Qualität
P5: Perfect Picture Engine
Ich hatte die Gelegenheit, die Funktionsweise der neuen P5 Perfect Picture Engine in einem Workshop zu erfahren. Dieser neue Bildprozessor macht aus der Bildquelle das Beste. Das nennt sich Source Perfection. Wir kennen das Problem: Die Fernseher sind allesamt sehr beeindruckend, wenn man sie mit 4K-Inhalten bespielt. Die Realität im Alltag ist aber eine andere. Das verfügbare Signal ist oft schlecht, weil alt und verbogen und verrauscht. Der Ansatz, dies zu optimieren, ist zielführend.
P5 verbessert die Bildqualität in 5 Bereichen – daher der Name P5: Quelle, Schärfe, Farben, Kontrast und Bewegung. Die Verbesserung bei P5 gegenüber dem Vorgänger liegt offensichtlich daran, dass der richtige Prozessschritt zur richtigen Zeit erfolgt. Die Demonstration zeigte die Wirkung von P5 eindrücklich, unter Verzicht der sonst üblichen Zurschaustellung der minderen Qualität von Konkurrenzgeräten. Am meisten beeindruckte mich das Beispiel im Bereich Bewegung: Die Aufnahme aus der Bildröhren-Zeit zeigte den schnellen Wurf eines Baseballs. P5 bringt es zu Stande, dass der Ball praktisch auf der gesamten Flugbahn präzise sichtbar bleibt. Andere Prozessoren kriegten das im Test nicht gleich gut hin. Die Aufnahme stammte wohl aus den 1980er-Jahren, derartiges Material schauen wir uns heute noch sehr oft an.
Mit dem Auge des Hobby-Fotografen wage ich eine kleine Randbemerkung: Alles wird schärfer und immer noch schärfer. Die Farbdynamik nimmt zu und die Kontraste werden immer grösser. So definiert man Bildqualität bei Fernsehern. Es wird alles ausgereizt. Bilder leben auch von ihrer Gesamtwirkung, die durch die Akzentuierung der Komponenten leiden kann. Es ist wie beim Klang: Wenn man zu viele Details hört, vermindert sich der Eindruck für das runde Ganze.
Ich kann mir deshalb vorstellen, dass die TV-Bildqualität in ein paar Jahren differenzierter und auch künstlerischer angegangen wird.
Das Heimspiel von Teufel
Der Titel ist Blödsinn. Die IFA war für Teufel, den coolen Direktanbieter von Audio-Geräten, kein Heimspiel – doch ist das Unternehmen Teufel in Berlin zuhause. Der Teufel-Flagship-Store am bunten Bikini gegenüber der Gedächtniskirche ist ein toller Shop – und ein idealer Rückzugsort zwischen den Presseempfängen ausserhalb der lärmigen Messehallen.
Teufel hat eine treue Fangemeinde: Kostenbewusste Audio-Freaks werden bei Teufel fündig. Und sie bestellen online. Das hat den Fachhandel ganz schön durchgerüttelt. Klar, sie haben die Handelsspanne auch in der Tasche, aber die brauchen sie auch, denn das Dienstleistungs-Spektrum ist umfassend. Man kann bestellen, zuhause testen und bei Bedarf auch zurücksenden. Der Zalando-Effekt ist vermutlich nicht ganz einfach zu bewältigen.
Doch sie sind entschlossen und zeigten an der IFA eine Flut von neuen und verbesserten Produkten. Die finden Sie hier (von wo man auch gleich bestellen kann). Capito?
Devolo: Die Magie der perfekten Verbindung
«Devolo» wird langsam, aber sicher zu einem generischen Begriff für Powerline-Netzwerke. Ähnlich, wie die Markennamen «Hoover» für Staubsauger oder «Tesa» für Klebeband stehen. Devolo Home Control erhält die nächsten grossen Software-Updates. Mit dabei ist zum Beispiel ein smarter Assistent zur einfachen Einrichtung sowie die neue Geofencing-Funktion für mehr Komfort und Sicherheit.
Der neue dLAN 1200 triple+ ist ein dreifach-Powerline-Adapter mit der schnellsten, reichweitenstärksten und zuverlässigsten dLAN-Technologie. Er verfügt über drei Gigabit-Ports.
Ebenfalls neue Modelle gibt es aus der dLAN-1000-Serie mit mehr Reichweite, mehr Leistung an jeder Steckdose. Zudem konnte man an der IFA einen Blick auf die kommende Devolo-App mit perfektionierter Nutzerführung werfen. Sie erscheint Anfang 2018 und ist kostenlos.
Sennheiser und das perfekte Aufnahmetool
avguide.ch hat es bereits angekündigt: Das erste 3D-Audiosystem, genannt Ambeo Smart Surround, kommt von Sennheiser und liefert unglaublich realistische, dreidimensionale Sound-Aufnahmen, die einfach spektakulär sind.
Stellen Sie sich vor, sie wären ein Blogger, der ein Video dreht und dabei die Geräusche und Klänge um sich herum aufnimmt. Mit diesem Gerät gelingt das perfekt – und wenn man die Aufnahmen danach mit Kopfhörern anhören, dann klingen sie perfekt dreidimensional. Ich hörte an der IFA eine Aufnahme von der Champs-Élysées so realistisch, als wäre ich nicht in Berlin, sondern in Paris.
Falls Sie kein Blogger sind, können Sie künftig Ihre Urlaubs-Videos damit aufnehmen. Zum Beispiel auf einem belebten Markt in Kuala Lumpur. Oder sie gehen damit an ein Konzert. Das alles gelingt mit diesem Gerät. Viel mehr gibt es dazu nicht zu erläutern. Ambeo Smart Surround ist eine echte Innovation, die aufgrund zahlloser möglicher Anwendungen ein grosser Renner werden könnte.
Fazit
Mein Einblick in die IFA 2017 stimmt mich irgendwie versöhnlich und fröhlich. Ich habe viele Produkte und Anwendungen gesehen, die Spass machen und tatsächlich unser Leben bereichern können. Die Fantasie scheint grenzenlos. Viele Dinge werden einfacher und benötigen weniger Zeit und Geld. Diese Messe hinterlässt einen sehr guten Eindruck. Consumer Electronics ist verspielter geworden. Wenn man es zulässt, dann wird man wieder zum Kind.
Warum eigentlich nicht?