Neben den Rolling Stones gibt es kaum Musikgruppen, die vor (über) 50 Jahren gegründet wurden und seither ununterbrochen aktiv waren – und es immer noch sind. Spyro Gyra ist eine dieser Ausnahmeerscheinungen, die seit Beginn (1974) mehr oder weniger ohne Unterbruch ihren unverkennbaren und von Anfang an erfolgreichen Stil pflegten.
Natürlich gab es immer wieder Änderungen in der Besetzung, doch neben dem Gründungsvater und Saxofonisten Jay Beckenstein sind z. B. Julio Fernandez und Scott Ambush seit 1991 mit von der Partie. Und der Keyboarder Tom Schuman übergab 2023 nach 49 Jahren an Chris Fischer, da er nach Europa übersiedeln wollte.
Spyro Gyra
Anfang der 70er-Jahre gründeten der Saxofonist Jay Beckenstein und der Keyboarder Jeremy Wall eine Band mit anderen Jazz- und Rockmusikern aus der Region Buffalo (NY).
Als sich 1974 ein Barbesitzer nach dem Namen der Band erkundigte, gab Jay Beckenstein spontan «Spirogyra» zur Antwort, den Namen einer Algenart, von der er im College gehört hatte. Der Barbesitzer schrieb den Namen dann falsch auf das Plakat, doch «Spyro Gyra» blieb haften.
1977 veröffentlichten die fünf Gründungsmitglieder ihr erstes Album in Eigenregie und nannten es schlicht «Spyro Gyra». Amherst Records bot kurz darauf einen Schallplattenvertrag an und brachte das Album unter dem gleichen Namen mit einem neuen Cover auf den Markt. Der Erfolg in den USA und Kanada war überraschend gross und so folgte 1978 die erste Tour.
Das zweite Album der Band, «Morning Dance», wurde auch im UK zum durchschlagenden Erfolg, erreichte 1979 den Gold-Status und 1987 Platin.
Für die jährlich nachfolgenden Studioaufnahmen integrierte Jay Beckenstein, der zusammen mit Gründungsmitglied Wall die Kompositionen und Arrangements beisteuerte, Gastmusiker wie Randy und Michael Brecker, später Marcus Miller, Steve Gadd und Tom Scott, ja sogar Toots Thielemans in die Band. Der Vibraphonist und Marimba-Spieler Dave Samuels war von 1978 bis 2008 mit von der Partie.
In den ersten 19 Jahren ihrer Karriere wurden von Spyro Gyra 18 Studioalben und ein Live-Album veröffentlicht, von 1998 bis heute entstanden weitere zwölf im Studio und ein zusätzliches live.
Und da während der Pandemie weder Auftritte noch Studio-Sessions möglich waren, machten die fünf Musiker folgendes Medley-Video:
Aufgenommen am 23. Juni 2020. Jay Beckenstein - Saxofon, Tom Schuman - Keyboards, Julio Fernandez - Gitarre, Scott Ambush - Bass und Lionel Cordew - Schlagzeug.
«Jubilee»
Eigentlich ist «Jubilee» eine Art «Best of …», denn 16 der 17 Stücke stammen aus neun Alben aus den Jahren 1977 bis 1987 (deshalb «Oldies but Goodies»). Nur «50/50» wurde von Scott Ambush und Chris Fischer zum 50. Jubiläum komponiert und von Scott Ambush produziert.
Einige der Aufnahmen waren auch schon auf dem Album «20/20» zu finden, das 1997 zum 20-jährigen Bestehen zusammengestellt wurde. Das Besondere an «Jubilee» ist jedoch, dass die Stücke beim Remastering dermassen gut aufeinander abgestimmt wurden, dass keine Lautstärken- oder Qualitätsunterschiede auffallen und die Aufnahmen ausnahmslos frisch und modern wirken.
Fazit
Spyro Gyra überzeugt nicht nur mit der Tatsache, während nun 50 Jahren ununterbrochen erfolgreich im Musikbusiness mitgemischt zu haben. Jay Beckenstein hat mit seiner teilweise wechselnden Truppe schon zu Beginn einen persönlichen Stil geschaffen, der zwar zuerst von diversen Jazzpuristen als kommerzieller Smooth Jazz abgelehnt wurde, doch mit so vielen exotischen Zusatzelementen versetzt, mit hinreissenden Rhythmen ergänzt und atemberaubenden Soli erweitert wurde, dass die Kritiker verstummten.
«Jubilee» ist für Spyro-Gyra-Fans und für alle, die es werden wollen, eine uneingeschränkte Empfehlung.